«Gott ist nicht eine Krücke, sondern die Brücke»
Als Craig DeMartino abgestürzt in den Ausläufern der Rocky Mountains lag, dachte er, dass er nun stirbt. Doch er überlebte und war nicht querschnittsgelähmt. Nach mehreren Monaten musste allerdings sein rechtes Bein unter dem Knie amputiert werden. Nach dem schmerzhaften Weg der Genesung klettert er mittlerweile wieder.
Zu diesem für ihn bis dahin uninteressanten Sport fand er auf einer Bachelor-Party: «Statt dass wir in Bars gingen, sagte der Gastgeber, dass wir auf einen Felsen klettern werden. Das war bislang nicht meine Welt, doch nun machte es umgehend 'Klick' bei mir.» Das war vor rund 30 Jahren.
Der Sturz
Fast 15 Jahre kletterte er bereits regelmässig, als das Unglück in den Rocky Mountains geschah. «Es war eigentlich ein gewöhnlicher Klettertag mit einem Freund. Meine Frau blieb daheim und passte auf die Kinder auf.»
Wegen eines Missverständnisses dachte er, dass er nun abgeseilt werden könne. Sein Kamerad dachte aber, dass er nun hochkommen könne und rief: «Okay, gut!» Craig löste sich, schwang zurück und fiel von einer Höhe von rund 30 Metern. «Nach etwa fünf Metern dachte ich, dass ich aber weit runtergehe.» Sechs Meter über dem Boden schlug er auf einen Baum auf und zuletzt landete er mit den Füssen voran auf dem Boden. Er brach sich beide Beine, Nacken, Rippen und Schulter. «Ich war noch wach und bemerkte, was um mich vorging. Wir waren soweit im Hinterland und mussten uns überlegen, wie ich gerettet werden kann.»
«Noch eine Stunde zu leben»
Als er schliesslich ins Spital eingeliefert wurde, rechneten die Ärzte damit, dass er noch eine Stunde leben würde. Doch er überlebte.
«Heute finde ich es wunderbar, was Gott im grösseren Bild schafft. Ich bin nicht gelähmt oder tot. Dass ich gehen und essen kann, dass ich ein Bewusstsein habe – all das ist staunenswert. Dass ich all das, was ich tue, wieder tun kann, ist ein Wunder.»
In seinem Buch schrieb er, dass er nicht einverstanden sei mit dem Satz, dass Gott einem nur so viel aufbürde wie man tragen könne. «Es kann sein, dass man so viel erhält, dass man keine Ahnung hat, wie man damit umgehen soll. Als ich zur Amputation eingeliefert wurde, dachten meine Frau Cindy und ich, dass wir am Ende unserer Weisheit angelangt waren.» Zu dem Zeitpunkt wurde auch ihm gesagt, dass Gott einem nur so viel auflädt, wie man tragen kann. «Ich dachte: 'Ich kann nicht. Du bist nicht in meinem Kopf und ich kann mit dem, was hier geschieht, nicht umgehen.'» Rückblickend wisse er, «dass Gott mich geschaffen hat und dass er mir Leute auf den Weg geschickt hat, die für meine Heilung bedeutend waren. Meine Frau wusste, dass Gott der ist, der das Ganze lenkt.»
Das Andachtsbuch
Während er auf dem Spitalbett lag, konnte er sich selbst wegen all den eingegipsten Körperstellen kaum bewegen. Nur ein Andachtsbüchlein vom Max Lucado auf dem Nachttisch lag in seiner Reichweite. «Ich blätterte zu dem Datum, an dem das Unglück geschehen war.» Dort stand die Frage: «Wie weit muss Gott gehen, um deine Aufmerksamkeit zu erhalten?» Das traf ihn. Im Weiteren ging es darum, wie man das Leben mit Gott gestaltet. «Bis zu diesem Zeitpunkt war Gott nicht das Wichtigste in meinem Leben gewesen. Mir war klar, dass er nun durch dieses Buch zu mir spricht.»
Craig legte das Buch zur Seite und betete: «Gott, ich habe tonnenweise Schmerzen. Was soll ich damit tun?» Ihm wurde klar, dass er keine Kontrolle darüber hatte. «Ich musste Gott alles tun lassen.»
Die Beziehung verändert sich
Bislang habe er sich hauptsächlich dann an Gott gewendet, wenn er ihn brauchte: als Automat für seine Wünsche und Bedürfnisse. Nun veränderte sich die Beziehung zu seinem Schöpfer. «Die Art und Weise, wie ich betete, veränderte sich. Als ich verstand, wie gross Gott ist, entstand dieses herrliche Gefühl des Vertrauens und einer Liebe, die ich vorher nicht gekannt hatte.»
Manche Menschen beschreiben den Glauben als Krücke, weil man selbst nicht stark genug ist. «Meine Antwort darauf ist: Das ist richtig. Ich bin nicht stark genug, um alleine voranzugehen! Ich spreche an vielen Orten und die Leute loben mich, weil ich es geschafft habe, wieder zu klettern. Doch ich spüre nicht, dass ich etwas getan hätte. Gott hat mich auf diesen Pfad der Heilung und zurück zum Klettern gebracht. Ich sehe Gott nicht als Krücke, sondern als Brücke in ein neues Leben.»
«Ich müsste tot sein»
«Ich habe mit Ärzten, Physiotherapeuten und Neurochirurgen gesprochen. Sie haben sich die Röntgenaufnahmen und anderes Material angesehen und sagen, dass ich entweder tot sein müsste oder Tetraplegiker.»
Eigentlich habe er nie Redner werden wollen. Heute ermutigt er andere Menschen gern. «Über meinen Glauben zu sprechen, war mir früher, bevor ich den Unfall hatte, unangenehm. Ich denke, dass dies Gottes wunderbare Art von Humor ist.»
Als er nach dem Unfall wieder zu klettern begann, «dachte ich mir, dass es auch in Ordnung ist, wenn ich das nicht mehr tun kann. Doch ich wollte den Entscheid selbst treffen. Ich wollte nicht, dass es der Unfall ist, der mir das Klettern wegnimmt.» Früher, vor dem Sturz, sei es sein Ziel gewesen, dass andere Menschen ihn bewundern. «Jetzt betrachte ich das Klettern als Geschenk.»
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Datum: 16.05.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / Risen Magazine