Von Vertrauen, Prioritäten und dem Blick in Gottes Augen
Pfarrerin Tabea Inäbnit erzählt im Interview von verschiedenen Herausforderungen und Highlights, die eine solche Nachfolge auch mit sich bringen können...
Was
verstehen Sie unter Nachfolge?
Tabea Inäbnit: Nachfolge
ist für mich die Antwort auf meine Erwählung (Johannes, Kapitel 15, Vers 16). Darum bedeutet
Nachfolge für mich konkret: Vertrauen – auf Jesus hören – gehorchen – mich
verändern lassen – Freude – in Wort und Tat lieben – dem Beispiel von Jesus
folgen – mutige Schritte wagen… Nachfolgen bedeutet für mich aber auch: an der
Hand von Jesus durchs Leben stolpern – Fehler machen und wieder aufstehen –
Lernende und nicht Allwissende sein – Spannungen aushalten – Fragen und Zweifel
zulassen… Und: In all dem immer wieder den Blick auf Jesus zu richten im
Wissen, er kommt mit mir zum Ziel!
Wann und wie haben Sie sich entschieden, Jesus nachzufolgen?
Ich
habe den Glauben mit der Muttermilch aufgesogen und eine typische «christliche
Karriere» durchlebt: Sonntagsschule, Jungschar… Ich bin dankbar für das
kostbare Fundament, das durch meine Eltern, die Leiter/innen… in mein Leben
gelegt wurde. Obwohl
für mich immer klar war, dass ich zu Jesus gehöre, waren doch einige Jahre die
Prioritäten nicht so klar. Umso grösser ist das Privileg, dass Jesus seinen Ruf
an mich während einem Einsatz mit Metro Ministries in New York erneuert hat.
Gott hat mein Leben auf den Kopf gestellt, die Idee nach einer theologischen
Ausbildung in mein Herz gepflanzt und Prioritäten neu geordnet. Für mich gibt
es ein Glaubensleben vor und nach New York. Nach diesem Abenteuer war für mich
klar: Ich will Jesus nachfolgen und Kompromisse aus meinem Leben kicken. So
sind wir gemeinsam auf dem Weg in allen Hochs und Tiefs!
Wie zeigt sich diese
Nachfolge in Ihrem Leben?
Mein
Konfvers ist im Psalm, Kapitel 32, Vers 8: «Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen,
den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.» Damit Gott
mich mit seinen Augen leiten kann, bin ich gefordert, ihm immer wieder in die
Augen zu schauen. Dieser Augenkontakt geschieht bei mir einerseits am Morgen
beim ersten Kaffee: Bibel lesen, beten, auf Gott hören…! Aber auch durch den
Tag darf ich immer wieder diesen Augenkontakt suchen und Leitung in Anspruch
nehmen.
Nachfolge geschieht für mich nicht im Alleingang, sondern in Gemeinschaft. Immer wieder habe ich mir Frauen gesucht, von denen ich bewusst lernen wollte oder denen ich das Recht gab, in mein Leben hinein zu reden. Meinen Wegbegleiterinnen habe ich viel zu verdanken.
Was ist Ihr persönliches Highlight in der Nachfolge?
Da könnte ich viel erzählen… Mich begeistert immer wieder, wenn Gott mich gebraucht und ich Zeugin
davon sein kann, wie er Fingerabdrücke im Leben von anderen Menschen
hinterlässt: ein Gebet, das erhört wird – ein Telefon zur richtigen Zeit – ein
Eindruck, der sich bestätigt… Was sicher ist: Nachfolge macht Freude und wird
spannend, wenn ich mutige Schritte wage und etwas riskiere – so entstehen
Highlights.
Welche Aspekte der
Nachfolge fordern Sie am meisten heraus und wie gehen Sie damit um?
Als typische Schweizerin mit einem Hang zum
Perfektionismus ist es mir wichtig, «richtig» nachzufolgen – ich will es gut
machen. Das löst bei mir immer wieder Druck und einen gewissen «Krampf» aus. Da hilft mir das Gespräch mit vertrauten Personen,
das bewusste Aushalten meiner persönlichen Schlagseite und das Vertrauen, dass
Jesus auch gerade in diesem Punkt Heilung, Gelassenheit und mehr Entspanntheit
schenken kann und wird.
Welchen Tipp würden Sie einem neuen Nachfolger oder einer neuen Nachfolgerin Jesu mitgeben?
Such dir eine Person, die dich in den ersten
Schritten an der Hand nimmt und werde Teil einer christlichen Gemeinschaft – in
welcher Form auch immer. Und: Freue dich, dass du den wertvollsten Schatz im Leben
entdeckt hast!
Dieser Artikel erschien zuerst im «wort+wärch»-Magazin vom EGW.
Zum Thema:
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Datum: 05.02.2022
Autor: Linda Steiner / Tabea Inäbnit
Quelle: wort+wärch Magazin