Was wir von afrikanischen Kirchen lernen können
Jesus setzte seinen Fuss einst auf zwei Kontinente: Asien (Israel) und Afrika (Ägypten). Simon von Kyrene, der Jesus half, das Kreuz zu tragen, stammte aus dem heutigen Libyen. Und einer der bekanntesten Theologen, Augustinus von Hippo, stammte aus dem frühchristlichen Algerien.
Längst ist Afrika weltweit der Kontinent, der am meisten Christen beheimatet. Es gibt auch einen grossen Unterschied beim Grad des Engagements. Eine Studie des «Pew Research Center» ergab bereits im Jahr 2018, dass Afrikaner zu den engagiertesten Christen der Welt gehören (die Europäer bilden das Schlusslicht). Afrikaner beten häufiger, besuchen regelmässiger Gottesdienste und halten den Glauben für wichtiger in ihrem Leben als Christen anderswo.
Der in Nigeria geborene Pastor Agu Irukwu leitet eine der grössten Kirchen Grossbritanniens, das «Jesus House for All Nations»; er kennt beide Kulturen und macht folgende Vorschläge, was man von afrikanischen Gemeinden lernen kann:
1. Gebet
«Ich empfehle jedem Christen, ein starkes Gebetsleben zu entwickeln», sagt Pastor Agu. «Es gibt auch viel zu lernen von den sich entwickelnden Teilen der Welt, in denen die Kirchen wachsen, nicht einzig in Afrika. Ein Bekenntnis zum Gebet und der Glaube, dass Gott Gebete erhört, ist tief in der Kultur der Kirche verankert.»
2. Fasten
In der afrikanischen Kultur wird das Fasten als sehr wichtig angesehen, nicht nur in der Fastenzeit. «Man kann nicht vor der Ermutigung weglaufen, die uns die Bibel zum Fasten gibt», bilanziert Pastor Agu. In vielen westlichen Kirchen ist das Thema kaum präsent.
Wenn es ein Problem gibt oder Gottes Gegenwart gesucht wird, fasten afrikanische Gemeinden. «Biblisch verstanden, läuft das Fasten zusammen mit einer Intensivierung des Gebets», sagt Oyewole Akande, Diakon an der «Sovereign Grace Bible Church». «Es ist der Entscheid, sich eine Zeitspanne zu nehmen, um sich darauf zu konzentrieren, ein bestimmtes Thema im Gebet vor Gott zu bringen.» Dazu gehört für diese Zeit des Fastens der Verzicht auf das Essen. «Viele von uns fühlen sich in dieser gefallenen Welt zu wohl und verspüren keinen starken Zwang, sich von ihr zu trennen.»
3. Glaube und Positivität
Eine weitere Tugend, die Pastor Agu oft bei afrikanischen Christen beobachtet, ist eine positive, optimistische Einstellung, verbunden mit dem Glauben, dass Gott jede schwierige Situation zum Besseren wenden kann. «Zu glauben, dass es nichts gibt, was Gott nicht tun kann, und voller Hoffnung für morgen zu sein, egal wie schlecht der heutige Tag ist – [die afrikanische Kirche] ist in dieser Hinsicht sehr optimistisch», so Pastor Agu. Die Bibel beim Wort zu nehmen und auf Gottes Liebe und seine Verheissungen zu vertrauen, sind lobenswerte Eigenschaften vieler afrikanischer Christen.
4. Einfachheit
Es ist ein negatives Klischee, Afrika als arm zu betrachten: Es gibt wohlhabende Afrikaner, und einigen Teilen der Wirtschaft geht es gut. Insgesamt aber ist in den westlichen Industrieländern mehr Geld vorhanden. Kardinal Robert Sarah schreibt: «Der Arme ist jemand, der weiss, dass er allein nicht leben kann. Er braucht Gott und andere Menschen, um zu sein, zu gedeihen und zu wachsen. Im Gegenteil dazu, erwarten reiche Menschen von niemandem etwas. Reichtum kann zu grosser Traurigkeit, Einsamkeit oder geistlicher Armut führen.»
Vielleicht sollte die westliche Kirche Demut aufbringen und den afrikanischen Brüdern und Schwestern sowie der Art und Weise, wie sie ihren Glauben praktizieren, mehr zuhören.
Zum Thema:
Starkes Wachstum: Afrikanische Gemeinden gedeihen wie nie zuvor
Migrationskirchen: Afrikanische Gemeinden bereichern die Schweiz
Trotz Verfolgung: «Afrika ist heute die Hauptstadt des Glaubens»
Datum: 23.04.2024
Autor:
Heather Tomlinson / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today / gekürzte und ergänzte Übersetzung: Livenet