Spendenkrise in den USA

Schweizer Christen spenden weiterhin grosszügig

Die Spendenbereitschaft in der Schweiz ist gross
Laut einer kürzlich durchgeführten Studie in den USA gab es in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang der Spendenbereitschaft unter evangelischen Christen. Wesentlich besser sieht die Lage in der Schweiz aus.

Eine Studie in den USA zeigt einen deutlichen Rückgang der Spendenbereitschaft unter evangelischen Christen. Die Zahl der Spender, die ihre lokale Kirche unterstützen, sank demnach seit 2021 um 13 Prozent, während auch Spenden an andere christliche Organisationen von 58 auf 50 Prozent fielen. 

Ein wesentlich besseres – respektive sogar gegenteiliges – Bild zeigt sich in der Schweiz, wie Peter Schneeberger, Präsident des Dachverbands Freikirchen.ch im Interview mit Livenet erklärt. 

Peter Schneeberger, was ist Ihre allgemeine Einschätzung der aktuellen finanziellen Lage der Freikirchen (und Werke) in der Schweiz?
Peter Schneeberger:
Spannenderweise gab es von 2020 bis 2023 auch während der Covid-19-Pandemie keinen Einbruch. Die Freikirchen konnten mehr oder weniger ihre Spenden halten. Im zweiten Halbjahr 2023 und vor allem 2024 stellen wir jedoch fest, dass die Spenden eher zurückgehen. 

Laut einer kürzlich durchgeführten Studie in den USA gab es einen signifikanten Rückgang der Spendenbereitschaft unter evangelischen Christen. Sehen Sie einen ähnlichen Trend in der Schweiz? Oder einen Gegenteiligen?
Nein, grundsätzlich sehen wir keinen Einbruch. Es ist aber so, dass die Teuerung und vor allem die finanzielle Belastung der Familien zugenommen hat. Auf der anderen Seite haben wir im Missionsbereich eine Zersplitterung. Immer mehr Missionare aus unseren Gemeinden gründen neue Missionswerke, die oft nur aus ihnen selbst bestehen. Das Spendenvolumen verteilt sich dadurch stärker. 

Wie hat sich das Spendenverhalten der Schweizer Evangelischen in den letzten Jahren verändert? Gibt es hier deutliche Veränderungen?
Wir haben treue Spenderinnen und Spender und gleichzeitig gelingt es, mit guten Projekten auch Spenden zu generieren. In den Gemeinden wird Wert auf einen guten Umgang mit den Finanzen gelegt. Das zeigt sich auch in den grosszügigen Spenden für die Missionsarbeit und den Haushalt der Gemeinden. In meiner kleinen FEG-Gemeinde haben wir eine sehr grosszügige Spendenbereitschaft von Jung bis Alt. Das gehört bei uns einfach dazu – es ist gelebte Haushalterschaft. 

Gibt es in der Schweiz ebenfalls eine wachsende Zahl von Kirchen, die Schwierigkeiten haben, ihre Budgets aufgrund geringerer Spenden zu decken?
Wir stellen fest, dass die kleinen Gemeinden stärker fusionieren. Wir können aber auch korrigierend sagen: Wir haben starke kleine Gemeinden. Und insgesamt kann man sagen: Die Freikirchen wachsen! Dies haben wir kürzlich in einer Medienmitteilung des Freikirchenverbandes festgehalten. Christian A. Schwarz hat mir vor zwei Wochen auf Facebook zu dieser Pressemitteilung geschrieben: «Treffend formuliert! Ich habe ganz ganz grossen Respekt vor euch. So ein Unterschied zu dem Geradezu-die-Krise-Beschwören (wollen), um endlich einen externen Grund zu haben, intern die Dinge weitgehend beim Alten zu lassen. Und: Dieser Weg ist schwer, nicht zuletzt auch deshalb, weil er Mehr-Fronten-Kämpfe eröffnet. Und inmitten all dessen muss sich Liebe bewähren. Chapeau!» 

Was denken Sie über den Trend der «Säkularisierung der Kirche», der in den USA beobachtet wird? Sehen Sie dieses Phänomen auch in der Schweiz?
Die Säkularisierung aus den USA macht uns betroffen. Es gibt andere Entwicklungen in den USA, die viel massiver sind. Ich habe in den letzten Monaten alle Barna-Studien aus den USA gelesen. Das Vertrauen in den USA zu den Leitungspersonen ist angeschlagen. Das hat damit zu tun, dass wichtige Leiter moralisch versagt haben und die Leiterschaft in Misskredit gebracht haben (letztes Beispiel Chris Hodges von der «Church of the Highlands»). Das macht mich unglaublich traurig. Lothar Krauss hat in seinem Blogg viele Beispiele von Leiterversagen aufgelistet. Ich bete darum, dass wir Leiterinnen und Leiter in der Schweiz demütig, rechtschaffen und integer bleiben können.  

Wie könnte die Freikirchen in der Schweiz ihre Mitglieder dazu ermutigen, wieder mehr zu spenden, sowohl für die Gemeinden als auch für christliche Werke?
Man muss sehen, dass die Schweizer Christen im Vergleich zu den meisten anderen Ländern unglaublich viel spenden. Im Vergleich zu vielen Ländern, mit denen die FEG gearbeitet hat (Österreich, Polen, Spanien, Italien und so weiter), stelle ich fest, dass die Spendenbereitschaft sehr hoch ist. Das liegt einfach daran, dass die Quote der angestellten Pastoren in der Schweiz unglaublich hoch ist und auch sehr viel Geld für missionarische und humanitäre Projekte gespendet wird. Die Spender sehen in der Schweiz die Auswirkung, dass sie mit ihren Spenden dienstbereite Pastorinnen und Pastoren bekommen.  

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Datum: 03.03.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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