Die Psyche des Mannes

„Respekt, mein Schatz!“

Meine Damen, Männer wollen immer nur das eine – helfen wir ihnen.
Männer sind Frauensache

Geht es Ihnen auch öfter so, dass etwas, was Ihr Mann sagt oder tut, in Ihren Augen völlig irrational wirkt? Denken Sie manchmal auch vergeblich darüber nach, was ihn jetzt schon wieder so auf die Palme gebracht hat? Mir ging es oft so. Als junges Paar lebten mein Mann und ich in Manhattan. Wenn wir gerade den Inline-Skatern im Central Park zuschauten oder an einer Fussgängerampel standen, warf Jeff oft völlig grundlos seinen Kopf herum und schaute in den Himmel. Und ich wunderte mich: Was war denn nur da oben los?


Stehen Sie hinter Ihrem Mann, auch wenn er es nicht verdient hat – aus Liebe.

Nachdem ich insgesamt 2.000 Männer mündlich oder schriftlich interviewt habe, kann ich Ihnen sagen, dass die Gründe für diese und andere vermeintlichen Absonderlichkeiten etwas mit dem Innenleben ihres Mannes zu tun haben. Er würde Ihnen gerne die Hintergründe seines Verhaltens erklären, aber meistens hat er einfach keine Ahnung, wie er sich Ihnen verständlich machen kann. Oder es ist ihm gar nicht bewusst, dass Sie sich auf bestimmte Verhaltensweisen keinen Reim machen können…

Ohne Respekt keine Liebe

Kurz nach meinem College-Abschluss fuhr ich auf eine Freizeit zu dem Thema „Beziehungen.“ In der ersten Sitzung teilte der Referent uns in zwei Gruppen auf; die Männer auf der einen Seite, die Frauen auf der anderen. „Ich werde Sie nun bitten, zwischen zwei unangenehmen Möglichkeiten zu wählen“, sagte er. „Wenn Sie sich entscheiden müssten, was würden Sie eher hinnehmen: Einsam und ungeliebt zu sein oder ohne Anerkennung und Respekt zu leben?“ Ich dachte noch: Was für Alternativen! Wer würde sich wohl freiwillig dafür entscheiden, ungeliebt zu sein? Als der Referent sich der Männergruppe zuwandte, entschied sich jedoch eine unübersehbare Mehrheit für Respekt und Anerkennung. Ein Raunen ging durch die Reihen der Frauen. Denn als wir befragt wurden, meinte die Mehrheit, eher auf Respekt und Anerkennung verzichten zu können als auf Liebe. Nun sassen die Männer mit offenen Mündern da.

So unbegreiflich es uns Frauen scheint, auch meine Umfrage ergab, dass drei von vier Männern eher auf Liebe verzichten würden als auf Respekt und Anerkennung. Als ich die ausgefüllten Fragebögen zurückbekam, war ausserdem eine Anmerkung angeheftet: „Mehrere Teilnehmer hatten Schwierigkeiten mit der Frage „Liebe oder Respekt“. Sie konnten keinen Unterschied erkennen.“ Endlich ging mir ein Licht auf: Wenn ein Mann das Gefühl hat, nicht anerkannt und respektiert zu werden, dann fühlt er sich auch nicht geliebt.


Wenn ein Mann eine Frau liebt, kann sie ihn auch verletzen wie niemand sonst.

Eine Entscheidungsfrage

Die Ironie dabei ist, dass die meisten Frauen durchaus Respekt und Anerkennung für ihren Partner empfinden, aber nicht merken, wenn sie genau das Gegenteil zum Ausdruck bringen. Sie sind vollkommen verblüfft, wenn ihre Männer auf eine Bemerkung oder Geste feindselig reagieren. Wenn Ihr Mann ärgerlich reagiert und Sie nicht so recht verstehen, warum, dann können Sie fast immer davon ausgehen, dass er das Gefühl hat, nicht mit Achtung behandelt zu werden. Männer werden nämlich oft deshalb wütend, weil sie sich missachtet und nicht respektiert fühlen.

So, wie Sie sich wünschen, dass Ihr Partner Sie ohne Wenn und Aber liebt (auch dann, wenn Sie gerade nicht besonders liebenswert sind), so braucht Ihr Partner also Ihre bedingungslose Achtung und Ihren Respekt, und zwar unabhängig davon, ob er Ihre augenblicklichen Erwartungen erfüllt oder nicht. Respekt drückt eigentlich nur einen besonderen Akzent von Liebe aus. In einer Bibelpassage zum Thema Ehe (Epheser 5) werden die Männer gleich mehrfach aufgefordert, ihre Frauen zu lieben, während die Frauen dazu angehalten werden, ihre Männer zu achten.

In der Ehe sollten wir die Bedürfnisse des anderen über unsere Eigenen stellen. (Und das gilt für den Mann ebenso wie für uns). Und das ist eine Willensentscheidung. Wir müssen uns ganz bewusst dazu entscheiden, aus Ehrfurcht vor Gott und aus Liebe zu unseren Männern. So wie unsere Männer sich entscheiden können, uns mit Liebe zu begegnen, auch wenn ihnen in diesem Augenblick überhaupt nicht danach zu Mute ist, so können und müssen wir uns bewusst entscheiden, ihnen Achtung und Respekt entgegen zu bringen.

Nur was wir leben, ist wirklich echt.

Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Männer davon überzeugt sind, dass ihre Frau grosse Achtung vor ihnen hat, es aber nicht ausdrückt. Mein eigener Ehemann sagte: „Tief im Herzen habe ich keinen Zweifel, dass du mich sehr achtest, aber manchmal bin ich etwas enttäuscht darüber, dass du scheinbar nicht weisst, wie du mir das zeigen kannst.“ Genauso wie eine Ehefrau sich schrecklich fühlt, wenn ihr Mann ihr nie sagt, dass er sie liebt, ist es für einen Ehemann einfach niederschmetternd, wenn seine Frau ihm nie zeigt, wie viel Anerkennung sie für ihn empfindet. Beides ist schlicht und einfach lebensnotwendig!

Die Ausdrucksformen, mit denen Sie Ihrem Mann deutlich machen können, wie sehr Sie ihn achten, unterscheiden sich dabei ziemlich deutlich von den Signalen der Liebe, die er Ihnen senden muss, damit sie seine Zuneigung verstehen. Die meisten Frauen sind empfänglich dafür, wenn ihr Mann ihnen sagt: „Ich liebe dich!“ Auf der anderen Seite reicht es aber nicht, wenn ich meinem Mann mit sanfter Stimme zusäusele: „Schatz, ich habe wirklich grosse Achtung vor dir.“ Was noch viel wichtiger ist als Worte: Wir müssen unseren Männern unsere Achtung und unseren Respekt jeden Tag neu zeigen.

Achten Sie deshalb sein Urteilsvermögen. Es ist wichtig, dass Sie seine Meinung und seine Entscheidungen anerkennen. In unserer emanzipierten Gesellschaft ist das ein schwieriges Thema, aber in der Umfrage wollte auch keiner der Befragten ein unterwürfiges Mauerblümchen zur Frau. Viele wünschten sich einfach nur, dass ihre Frauen ihre Einschätzungen und Entscheidungen nicht automatisch hinterfragen und kritisieren. Viele Männer äusserten, dass ihre Anschauungen und Entscheidungen nirgends kritischer aufgenommen würden als zu Hause. Manche hatten sogar das Gefühl, ihre Arbeitskollegen vertrauten ihrem Urteil mehr als ihre Partnerin. Scheinbar machen viele Frauen nicht selten den Fehler, ihren Männern zu Hause Anweisungen zu erteilen, als stünden diese auf derselben Ebene wie die Kinder.

„Warum soll ich ihm denn nicht sagen, wie er es meiner Meinung nach machen sollte? Sind wir denn nicht gleichberechtigte Partner?“, werden Sie jetzt vielleicht einwerfen. Damit will ich nicht sagen, dass wir unseren Männern keine guten Ratschläge geben dürften. Doch aus Ratschlägen können schnell Anweisungen werden. Sicherlich tun wir gut daran, unsere Männer auch zu hinterfragen. Manchmal besteht durchaus berechtigter Anlass, ihre Fähigkeiten und Entscheidungen in Zweifel zu ziehen. Trotzdem kann es ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, wenn Sie sich gerade dann hinter Ihren Mann stellen, wenn er es überhaupt nicht verdient zu haben scheint. Es ist ein Akt der Liebe.

Das Zerbrechlichste auf der Welt

„Meine Frau sagt in der Öffentlichkeit Dinge über mich, die sie als Neckereien bezeichnet – ich dagegen empfinde sie als Folter“, sagte ein Teilnehmer der Studie und damit war er nicht allein. Dutzende berichteten, wie schmerzvoll es ist, wenn ihre Frauen sie in aller Öffentlichkeit kritisieren und herabqualifizieren. Ein Mann erklärte es so: „Das männliche Ego ist das Zerbrechlichste, was es auf dieser Erde gibt. Frauen meinen, wir Männer sässen auf einem zu hohen Ross und dass man sie dringend da runter holen muss. Damit liegen sie aber völlig daneben.“

Der Wunsch des Mannes nach Betätigung ist erst einmal kein Ausdruck von Hochmut. Er zeigt vielmehr die verborgene Angst, nicht zu genügen. Deswegen ist alles, was darauf hindeuten könnte, dass ein Mann inkompetent ist oder nicht die uneingeschränkte Achtung seiner Frau geniesst, zutiefst demütigend. Dazu gehören auch vermeidlich harmlose Scherze.

Noch schlimmer sind solche Sticheleien aber in Gegenwart von anderen Männern. Mein Vater sagte dazu Folgendes: „Niemand kennt einen Mann besser als seine eigene Frau, und wenn sie dich nicht achtet, wie solltest du dann erwarten, dass ein anderer Mann es tut? Das ist kein Witz! In den Augen der anderen Männer gilt er dann als Schwächling.“ Und er fügte noch an: „Nur wenn ein Mann eine Frau liebt, wird er sich ganz und gar öffnen. Darum kann sie ihn auch verletzen wie niemand sonst.“

Lassen Sie uns also diese schreckliche Angewohnheit ablegen! So, wie Ihr Mann verletzt und wütend reagiert, wenn Sie ihn vor anderen in ein schlechtes Licht rücken, so wird er begeistert sein, wenn Sie ihn in der Öffentlichkeit loben. Es geht nicht darum, ihn künstlich hoch zu stilisieren, sondern einfach nur die vielen kleinen Gelegenheiten wahrzunehmen, in Gegenwart anderer positiv über ihn zu reden. Machen Sie deutlich, dass Sie ihn lieben und respektieren.

Wir Frauen besitzen grosse Macht. Wir haben die Möglichkeit, unsere Männer klein zu machen oder aufzubauen. Wir können ihnen den Rücken stärken oder Fesseln anlegen. Die Auswirkungen reichen über den häuslichen Kontext weit hinaus, denn wenn ein Mann sich zu Hause respektiert und anerkannt weiss, dann wird das auch in allen anderen Lebensbereichen sichtbar.

Ein Mann aus unserer Umfrage drückte es so aus: „Sie kennen sicherlich die Redensart, dass hinter jedem grossen Mann eine grosse Frau steht. Das ist nur allzu wahr. Die wenigsten Männer können etwas ausrichten, wenn ihre Frauen ihnen das Gefühl geben, sie würden es sowieso nicht bringen. Wenn eine Frau aber hinter ihrem Mann steht und an ihn glaubt, dann kann er die ganze Welt gewinnen – oder zumindest ein kleines Eckchen davon.“

Autorin: Shaunti Feldhan, Kolumnistin und Romanautorin, war u. a. als Analystin an der Wallstreet aktiv. Der Artikel ist ein Abdruck aus ihrem neuen Buch „Männer sind Frauensache“.

Buchtipp:

Männer sind Frauensache. Was Frauen über Männer wissen sollten.
Shaunti Feldham, 158 Seiten, EUR CHF, NEUES LEBEN-Edition, Gerth Medien, Asslar.

„Wenn Sie hoffen, dass ich auf den Männern herumhacke, dann werden Sie hier nicht fündig“, macht Shaunti Feldhan ihren Leserinnen von Anfang an klar. Denn in ihrem Buch geht es nicht um Geschlechterkampf, Klischees oder die Unterschiede von Mann und Frau. Es soll vielmehr Frauen helfen, ihren Mann besser verstehen zu lernen, und das nicht nur in der Kommunikation. Vom Handeln, über die Gedanken bis hin zum Sexleben: In neun Kapiteln kann Frau ins Innere des Mannes schauen, ohne dass das männliche Verhalten bewertet wird. Denn in „Männer sind Frauensache“ kommen die Männer selbst zu Wort. Shaunti Feldham agiert dabei als Begleiterin und plaudert unterhaltsam, aber erkenntnisreich über den Partner und das Gegenüber der Frau, über den Mann. Die Ergebnisse ihrer Studie fliessen anhand von Grafiken mit ein und besonders interessante Resultate sind als Leitsätze vom restlichen Text abgehoben, falls man sie nach dem Auslesen schnell wieder finden möchte. Denn der muntere Ratgeber „Männer sind Frauensache“, ein Buch aus der NEUES LEBEN-Edition, hat ganz bewusst nur das eine Ziel: Gesunde und glückliche Beziehungen zwischen Mann und Frau zu fördern.

Bestell-Link: http://shop.livenet.ch/index.html?a=30084&&f=0

Datum: 10.01.2007
Quelle: Neues Leben

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