Beim Musiksender VIVA war er Kultfigur einer ganzen Generation. Zehn Jahre lang präsentierte Mola Adebisi die internationale Musikszene. Heute geht er im Auftrag der Kirche auf Sendung. Mit "bigchurch" moderiert er eine christliche Radio-Show für Jugendliche. Auch sonst bekennt sich "Mola" öffentlich zu seinem christlichen Glauben. Für ihn findet die Frohe Botschaft mehr denn je Gehör und ist Antrieb, Gutes zu tun. Mola, seit über einem Jahrzehnt bist du im Musikbusiness zu Hause. Was denkst du über christliche Musik in den Charts? Woran liegt das? Was muss also in Europa für christliche Musik passieren? Inwieweit funktioniert das denn wirklich, mit Musik eine Botschaft zu transportieren? Berührt Musik mit "froher Botschaft" also in besonderer Weise den Hörer? Xavier Naidoo macht beispielsweise viele dieser werthaltigen Texte. Häufig sind sie religiös, manchmal aber auch nur sozialkritisch und positiv. Von seinem Lied: "Schau mir in die Augen, Baby, bevor du gehst" kann man ja nicht sagen, dass er Jesus Christus dabei im Hinterkopf gehabt hat, als er es geschrieben hat. Aber vieles über was er singt, hat mit Menschlichkeit und Liebe zu tun - und das sind eben elementare Werte der Bibel und christlicher Religion. Trotzdem hat christliche Musik noch einen schweren Stand. Nicht nur das. Viele Künstler bezeugen auch mit ihrem Lebensstil den Inhalt ihrer Lieder. Inwieweit siehst du darin ein Aushängeschild? Diesen positiven Einfluss möchtest du selbst unter anderem mit deiner Kirchensendung "bigchurch" und Bibellesungen auf "BIBEL TV" unters Volk bringen. Was begeistert dich selbst an der Bibel? Manchmal habe ich auch meine Schwierigkeiten damit, den Sinn in einigen Texten richtig zu verstehen, aber ich versuche mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, was die Bibel mir sagen will. Das Wesentliche des Neuen Testaments ist ja Jesus Christus - wer ist das für dich? Hast du es schon einmal erlebt, dass er dir persönlich geholfen hat? Was macht Mola aber, wenn er mit der eigenen Kraft am Ende ist? Du bist also eher der Macher und deine Mutter der Beter? Und wie hilft dir deine Gottesbeziehung im Alltag? Interview: Stefan Rüth DAS GESICHT VON "VIVA" MODERATOR IM AUFTRAG DER KIRCHE UNTERNEHMER
Mola: Das ist das normalste der Welt. In der amerikanischen Musikszene ist christliche Musik längst gang und gäbe. Gerade was die Musik angeht, kommen nun mal viele Entwicklungen und Trends aus Amerika. Hier in Deutschland hinken wir dem etwas hinterher. Dazu gehört auch das Selbstverständnis christlicher Musik im Alltag. Allerdings muss man berücksichtigen, dass sich nicht alles eins zu eins entwickelt. So ist der erste Kontakt junger Amerikaner mit christlicher Pop-Musik oft die Kirche. Das ist bei uns nicht so. Sicher gehen die Kinder in den Schul- und einige auch in den Kirchenchor, aber hierzulande bleibt das immer sehr unterrichtend.
In Deutschland hat es immer noch etwas Verpöntes, aktive Religion zu betreiben. Schüler schreiben ja zum Beispiel auch keine Klassenarbeiten in Religion. Warum eigentlich nicht? Warum sollte man nicht sein religiöses Wissen an Noten messen lassen, so wie das in allen anderen Fächern Pflicht ist? - Nun, ich denke, weil aktives Christsein immer noch nicht richtig angesehen ist. Und in Amerika ist das einfach anders. Dort gehört Religion stärker zum Leben dazu. Und wenn Kinder singen können, kommen sie automatisch in den Kirchenchor. Damit ist das Fundament einer musikalischen Karriere gelegt. Unsere Talente hingegen werden meist über Schülerbands entdeckt.
Die Frage ist: Geht die Entwicklung so wie in Amerika bis zu den Kinderschuhen zurück? Dann würde sich ja auch Wesentliches in unseren familiären und sozialen Strukturen ändern. - Ich fände das schön, aber bezweifle es. Stattdessen glaube ich, dass Menschen hierzulande mehr denn je wahrnehmen werden: Musik ist eine universelle Sprache, die dazu dient, eine Botschaft zu transportieren.
Nehmen wir mal Xavier Naidoo als Beispiel. Er ist, was tiefsinnige und christliche Musik in Deutschland angeht, ja nun mal der Vorreiter. Man findet eine ganz Reihe von Festivals, wo er zusammen mit HipHop-Künstlern, wie Sammy DeLuxe, Fettes Brot und Assat auftritt. Doch sein Musikstil passt überhaupt nicht zu HipHop. Trotzdem hören ihm die Besucher zu. Warum? - Wegen der Texte. Das sind Inhalte, die berühren. Die Leute sagen: ,Ja, das habe ich auch erlebt' und identifizieren sich darüber mit ihrer eigenen Geschichte.
Musik gefällt oder gefällt halt nicht. Sie ist eine Komposition, die Menschen ganz unterschiedlich anspricht. Manche Songs sind rockiger, andere melancholischer, aber wenn ein Text, ein Lied und eine Stimme gut sind, werde ich von dem Song in seiner Gesamtheit berührt. Und warum sollte dann nicht auch mal eine "Frohe Botschaft" mich fröhlich stimmen? Es heisst doch schliesslich "Evangelium".
Ich glaube, wenn die Qualität der christlichen Musik der säkularen ebenbürtig ist, dann verschmilzt der Unterschied. Dann steht christliche Musik auch nicht mehr abgesondert, sondern ist einsortiert unter Pop-Musik. Meist unterscheidet sich eine Gruppe von der anderen eben durch ihre Andersartigkeit und Grösse - und das macht christliche Musik bislang noch speziell.
Ich weiss zum Beispiel, dass die amerikanische Soul- und R'n'B-Sängerin Beyoncé Knowles sehr religiös ist. Sie hat feste christliche Wurzeln. Wenn man aber manche ihrer Musik-Videos sieht, denkt man, sie hat das Wort "Gott" noch nie gehört. Da wird klar: Wenn man religiös ist, muss man in den entscheidenden Momenten religiös sein. Bin ich ein guter Christ, weil ich nach aussen hin sonntags immer in die Kirche gehe, aber unter der Woche meine Tochter verprügele? Nein - ein Christ zeichnet sich eben dadurch aus, dass sich der Glaube im persönlichen Leben spiegelt, und dass Gutes passiert.
Mich beeindruckt besonders das Alte Testament mit seinen Geschichten. Wenn ich von Menschen lese, die in und mit ihrem Glauben etwas bewegt haben und davon nicht abzubringen waren. Mose beispielsweise, der das Volk aus Ägypten und durch das Rote Meer geführt hat. Ob das Meer nun eingefroren war oder wie eine Wand stand - das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass Mose mit seinem Glauben an Gott und Willen das irgendwie überquert haben muss. Etwas Unmögliches hat er irgendwie geschafft. So glaube ich auch, dass man wirklich Dinge schaffen kann, wenn man ganz fest daran glaubt.
Glaube pur, Passion pur und Aufopferung pur. Jesus hat sich für uns geopfert, die nicht an ihn geglaubt haben. Er hat eine Botschaft ins Land hinausgetragen und war dabei völlig uneigennützig. Er hat alles gegeben, hat aber nichts dafür gekriegt und hat sich auch noch bedankt. Das sind so die Kernaussagen, die mich berühren. Für mich sind sie Anreiz und Ziel, zu versuchen, ihm zu folgen, was ich natürlich nicht ganz schaffen werde.
Im Grunde erlebe ich das jeden Tag. Eine meiner grössten Stärken ist beispielsweise, dass ich mich in schwierigen Situationen auf das Wesentliche konzentrieren kann. Viele Probleme bekomme ich dadurch gelöst. Und ich glaube diese Kraft und dieses Selbstbewusstsein hat mir Gott geschenkt. Andererseits bin ich nicht der Mensch, der sagt: Wenn ich ein Problem habe, muss ich direkt zu Gott beten. Nein, Gott hat mir eine Menge Werkzeug für mein Leben geschenkt: Beine, Arme, Gedanken und etwas Geschick. Anstatt Klagelieder zu singen, gehe ich lieber die Dinge direkt an.
Manchmal muss ich einfach zugeben, dass ich schwach bin. Das war zum Beispiel bei meinem Motorrad-Unfall vor drei Jahren so. Mit 160 km/h bin ich auf dem Nürburgring in die Leitplanke geknallt. Und was ist passiert? Elf Tage Krankenhaus. Meine Schulter tat weh, aber ich bin am nächsten Tag schon auf Toilette gegangen. Und heute sitze ich hier. Gott war bei mir, hat mir einen Schutzengel geschickt und geholfen. Seitdem feiere ich am 1. April immer wieder Geburtstag. Ich bin froh, dass es so abgelaufen ist, aber ich habe nicht drum gebeten. Wenn es anders gelaufen wäre, dann wäre ich jetzt bei Gott im Himmel. Oder ich sässe im Rollstuhl und würde versuchen, das Beste aus meiner Situation zu machen. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir ein solches Leben nicht vorstellen kann und somit schwach bin. Aber andere Menschen zeigen es mir doch, dass ein Leben im Rollstuhl möglich ist. Kann ich dann vor Gott weinen, während andere im Rollstuhl sitzen und glücklich sind? Meine Mutter ist im Gegensatz dazu, was das betrifft, ganz anders: Wenn was ist, bittet sie Gott direkt um Hilfe.
Ja, ich bin ein Macher, aber meine Mutter hat auch Recht. Vor zwei Jahren ist sie an Krebs erkrankt und hat damals im Krankenhaus gesagt: "Pass auf, wir müssen da jetzt durch und ich glaube, Gott macht mich wieder gesund und stark!" So war es dann auch. Der Krebs hatte nicht gestreut. Die Chemotherapie hatte ihr nichts ausgemacht - das war eigentlich in ihrem Alter nicht mehr zu leisten - selbst die Ärzte waren verwundert. Und wir Kinder haben daran erkannt: Unsere Mutter hat jemand hinter sich, der ihr hilft, der ihr Kraft gibt: Gott. Sie hat durch ihren Glauben Kraft bekommen, diese Situation zu bewältigen.
Ich sage immer, ich habe meinen evangelischen Glauben - meinen "Mola-Glauben", nach dem ich lebe. Und da gibt es den ein oder anderen Punkt, den ich nicht so lebe, wie er vielleicht gelehrt wird. Es gibt einfach manche Dinge in der Bibel, die passen nicht zu meinem Gesamtbild. Im Grunde geschieht Glaube für mich in einem stillen Gespräch und vor allen Dingen, in der Frage und dem Versuch: Wie würde ich Gott gefallen? Deswegen ist es für mich im Gesamten betrachtet wichtig, ein guter Mensch zu sein, und Gutes zu tun.
1993 wurde Mola Adebisi als Moderator der ersten Stunde beim TV-Musiksender VIVA bekannt. Schnell war der Deutsche nigerianischer Herkunft mit seinen Rastalocken selbst ein Star der Jugendlichen. Zehn Jahre lang moderierte Mola Musik-Sendungen, u. a. "Top 100" und "Interaktiv". Zuvor hatte er sein Glück als Sänger und professioneller Tänzer versucht. Seine Freizeit verbringt er gern mit Basketball, Wasserski und Motorsport. Der 32-Jährige besitzt die höchste Lizenz für Amateure im Autorennsport.
Seit fast zwei Jahren ist Mola Hörfunk-Moderator der Kirchensendung "bigchurch" beim Jugendradio Big FM (Baden Württemberg). Sonntags in der Zeit von 8 bis 10 Uhr berichtet er über Religiöses, erklärt kirchliche Feste und prüft Radiohits auf Sinn oder Unsinn ihrer Texte. Ausserdem versucht er, seinen Hörern mit Tipps, Gebet und guten Ratschlägen im Leben weiterzuhelfen.
1996 sorgte Mola mit seiner Wäsche-Kollektion "Molalî" für Aufsehen. Heute betreibt der Dipl.-Marketingkaufmann unter gleichem Namen eine Entertainment-Firma in Köln. Dabei kommt ihm seine langjährige Erfahrung im Musikbusiness zugute. Denn das Unternehmen vereint Plattenlabel, Casting-Agentur und Marktforschung unter einem Dach.
Datum: 28.08.2005
Quelle: Neues Leben