«Ich darf Mensch sein – mit Fehlern und Zweifeln»
Ich war schon immer extrem ehrgeizig. Immer musste ich die Beste sein und wenn ich mal nicht die Klügste war, brach für mich eine Welt zusammen. In der dritten Klasse wurde ich als hochbegabt eingestuft, was mich noch weiter unter Druck setzte. Auf der einen Seite hielt ich mich für fantastisch, auf der anderen Seite hatte ich ständig Angst, meinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Ich glaubte, dass andere mich nur lieben und wertschätzen, wenn ich perfekt bin.
Frust über die eigene Menschlichkeit
Als Jugendliche schloss ich mich dem Bahaitum an, einer Religion, bei der es um eine Weltreligion, eine Weltsprache und eine Weltordnung geht. Aber mit der Zeit merkte ich, dass ich niemals alle Regeln und Riten einhalten konnte. Es scheiterte schon daran, dass ich oft gar nicht genau wusste, wie die Zeremonien überhaupt gehen. Ich wollte es perfekt machen und dabei wurde mir ununterbrochen vor Augen gehalten, wie fehlerhaft ich bin. Mein Weltbild geriet völlig ins Wanken. Ich musste zugeben, dass ich in Wahrheit gar nicht so grossartig war, wie ich immer vorgab. Irgendwann gab ich enttäuscht auf. Ich fühlte mich wie ein Versager, wollte nichts mehr mit Religion zu tun haben und einfach nur noch das Leben geniessen.
Völlig neue Gedanken
Wenig später wurden mein Freund und ich zu einem Glaubensgrundkurs eingeladen, dem Alpha-Kurs. Ehrlich gesagt, gingen wir nur hin, weil es dort kostenlose Abendessen gab, was für uns als Studenten recht praktisch war. Wir hatten überhaupt kein Interesse am christlichen Glauben.
Trotzdem fing ich an, über den Tod und das ewige Leben nachzudenken. Sie sagten, dass Jesus am Kreuz den Preis für uns bezahlt hatte. Sein Tod war wie eine Eintrittskarte in den Himmel. Man musste sich nicht selbst erlösen, durch gut sein oder Regeln einhalten. Das liess mich als Perfektionistin nicht los. Denn ich wusste ganz genau, dass ich es selbst niemals in den Himmel schaffen konnte.
Mein Freund sah das alles viel kritischer. Er kaufte sich sogar eine Bibel, um die christliche Lehre zu widerlegen. Aber dann war er total überrascht zu lesen, wie Jesus war. Voller Autorität, Klugheit und Leidenschaft. Er war so gefesselt von dem Buch, dass auch ich anfing, darin zu lesen. Stundenlang unterhielten wir uns über das, was wir entdeckten.
Gut gegen Böse
Dann passierten bei uns daheim seltsame Dinge. Immer wieder sah ich Schatten in der Wohnung, Dinge waren nicht mehr an dem Platz, an den sie gehörten. Ich dachte, ich werde verrückt. Auch Aaron merkte, dass etwas nicht stimmte. Immer wieder hörte er Stimmen, die murmelten: «Du gehörst nicht zu ihm. Er wird dich nicht retten, du gehörst zu uns...»
Wir bekamen es mit der Angst zu tun. Es war, als wäre etwas Böses in unserer Wohnung. Plötzlich wurde uns bewusst, dass es Gut und Böse gibt. Und wenn das mit Jesus wahr ist, dann war das mehr als eine sinnvolle Lebenseinstellung. Dann war Jesus wirklich unsere einzige Rettung.
Die Entscheidung
Für mich war es schon ein grosser Schritt, Jesus in mein Leben einzuladen. Ich wusste zwar, dass ich ihn brauche und nur er uns retten kann. Aber das bedeutete auch, Schuld zuzugeben, loszulassen und ihm die Führung in meinem Leben zu übergeben. Wenn ich geahnt hätte, dass das mein Schritt in die Freiheit ist, wäre es mir wohl nicht so schwer gefallen. Kaum hatte ich mein Gebet beendet, wich das Gefühl der Bedrängung von mir und ein tiefer Friede zog in mich ein. Auch Aaron wurde Christ. Der Spuk hatte ein Ende.
Aaron und ich sind inzwischen verheiratet und haben drei Kinder. Ich bin Gott so dankbar, dass er uns gezeigt hat, wer er wirklich ist. Dass ich begreifen durfte, dass nur er perfekt ist. Und dass ich Mensch sein darf. Mit Fehlern, Schwächen und Zweifeln. Gott liebt mich. Ich muss nicht mehr die Beste sein, denn er ist der Beste und das reicht.
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Datum: 19.08.2018
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: jesus.ch, cbn.com