Florida und Christian Zimmermann

Offene Türen für verschlossene Herzen

Florida und Christian Zimmermann im Livenet-Talk
Floridas Kindheit ist geprägt von Verletzungen und Missbrauch. Nach einer gescheiterten Ehe und einem Suizidversuch möchte Florida nun mit ihrem Mann Christian zusammen im «Offnigs Huus» den Menschen ein Zuhause bieten, die sich nach Annahme sehnen.

Florida und Christian Zimmermann sind seit 18 Jahren verheiratet und leben mit ihrer Tochter Leilani in Bremgarten bei Bern. Dort führen sie seit 2006 das «Offnigs Huus», das jungen Erwachsenen ein Zuhause bietet. Im Livenet-Talk mit Chefredaktor Florian Wüthrich berichten die beiden von ihrem Werdegang und wie es zum «Offnigs Huus» kam.

Schwierige Kindheit

Florida wurde während des Krieges im Libanon geboren. Sie geriet in die Fänge radikaler muslimischer Gruppen und ihre Kindheit war geprägt von Missbrauch und Entwurzelung. Über viele Umwege und wie durch ein Wunder kam sie schliesslich zu einer Pflegefamilie in die Schweiz, wo sie ihre Jugend verbrachte.

Doch auch in der Schweiz ging es nicht nur paradiesisch zu – eine starke Todessehnsucht, die sie schon immer begleitetete, führte sie zu einem Suizidversuch. Glücklicherweise wurde sie rechtzeitig gefunden und ins Krankenhaus gebracht, wo sie Gott nochmal neu erleben durfte.

Auf der Suche nach Sinn

Als Kind hatte Floh eine Zeit in Deutschland verbracht und dort schon Gott erlebt. Dieses Erlebnis nahm sie mit zurück in den Libanon, wo sie in einer radikal-islamischen Gruppierung landete. Florida war immer schon auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Im Islam fand sie nicht den Sinn, den sie sich erhofft hatte. Als sie ein Selbstmordattentat plante, griff Gott ein und brachte sie durch ein Wunder in die Schweiz. «Ich wollte mich nicht wieder in eine Religion stürzen, sondern erstmal beobachten.» Mit 13 Jahren entschied sich Florida für ein Leben mit Jesus, blieb aber weiterhin in der Abhängigkeit von Menschen. «Nach meinem Suizidversuch rutschte ich endlich in eine Abhängigkeit von Gott, er sollte immer meine erste Priorität sein.»

«Es gibt einen Gott – aber ich brauche ihn nicht»

Für Christian war dagegen immer klar, dass es einen Gott gibt. Er dachte: «'Irgendwann werde ich mich für ihn entscheiden, aber jetzt im Moment brauche ich ihn nicht.' Ich forderte Gott heraus, dass er sich mir zeigen soll, wenn ich ihn jetzt schon brauche.» 2004 erlebte Christian eine Nahtoderfahrung, «da habe ich mich bewusst für Jesus entschieden».

Liebe auf Umwegen

Auch die Liebesgeschichte der beiden verlief alles andere als geradlinig. Floh steckte noch mitten in der Scheidung ihrer ersten Ehe, als sich die beiden ineinander verliebten. Christian war 22 Jahre jung, als er sich entscheiden musste: Bleibe ich bei Floh in ihrem Zerbruch, oder gehe ich und dann wird nie etwas aus unserer Beziehung? Er entschied sich für die Liebe zu Florida. Glücklicherweise verlief die Scheidung ohne Komplikationen, so heirateten sie 2005. Vier Jahre später wurde ihre Tochter Leilani geboren.

Der Traum vom «Offnigs Huus»

Familie Zimmermann vor dem «Offnigs Huus» in Bremgarten

Seit 17 Jahren bietet das «Offnigs Huus» Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen ein Zuhause. Die Jugendlichen müssen dazu bereit sein, an sich zu arbeiten – ob sie Christen sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Zurzeit leben Florida, Christian, ihre Tochter Leilani, Floridas Mutter und zwei afghanische Flüchtlinge im «Offnigs Huus» in Bremgarten bei Bern. «Der Alltag ist ziemlich chaotisch – wir versuchen, etwas Struktur reinzubringen.»

Für Florida war schon immer klar, dass das, was sie in ihrer Kindheit erlebt hatte, einen Sinn haben muss. Fast krampfhaft versuchte sie diesen zu finden – bis sie in einem Burnout landete und mitten in ihrem Zerbruch Gott erlebte. Damals betete sie: «Wenn das 'Offnigs Huus' nicht nur meine Idee ist, dann bereite Christian darauf vor.»

Christian träumte als junger Mann davon, ein Einfamilienhaus, zwei Kinder und zwei Katzen zu besitzen. Ein «Offnigs Huus» war für ihn unvorstellbar. «Nachdem ich zum Glauben an Jesus gefunden hatte, entwickelte es sich aber ganz natürlich in diese Richtung.»

Materiell geht es den Menschen in der Schweiz gut – was jedoch oftmals verborgen bleibt, ist die seelische Not. «Wir möchten wissen, wo sich 'unsere' Jugendlichen herumtreiben – das ist Interesse, nicht Kontrolle.» Was bisher alle lernen mussten, ist, dass man Konflikte austragen und sich gleichzeitig lieben kann.

Datum: 24.02.2023
Autor: Lydia Germann
Quelle: Livenet

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