Informationstechnologie

Künstliche Intelligenz vs. verblüffende Offenbarung

Benedikt Hitz-Gamper
Mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 ist die so genannte «Künstliche Intelligenz» (KI) ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Wirtschaftsinformatiker Benedikt Hitz-Gamper beschreibt, was das für uns Christen bedeutet.

Vor einem Jahr habe ich im Forum bereits zum Thema Künstliche Intelligenz im Lichte der Schöpfungsgeschichte geschrieben. Ich möchte aus aktuellem Anlass nochmals auf dieses Thema zurückkommen.

Künstliche Intelligenz steigert die Produktivität

In meiner beruflichen Tätigkeit als Dozent an der Uni Bern sind die Auswirkungen von KI bereits sehr real. Die Prüfung im «Grundkurs Programmieren» vom vergangenen Semester hat ChatGPT problemlos mit der Bestnote gelöst. Ebenso hätte der Chatbot auch souverän die eigentlichen Prüfungsergebnisse unserer Studierenden korrigieren können – notabene nach einem von der KI zuerst selbst festgelegten, sinnvollen Bewertungsraster. Und dies, obwohl ChatGPT nicht etwa explizit auf das Programmieren von Computern trainiert wurde.

Ein Arbeitskollege von mir setzt ChatGPT erfolgreich in der Softwareentwicklung ein. Es ist schon klar geworden, dass in kurzer Zeit Programmiererinnen und Programmierer, die für ihre Arbeit nicht auf die Unterstützung durch KI zurückgreifen, in ihrer Produktivität und der erzeugten Qualität ins Hintertreffen geraten werden. Dabei zeigt sich, dass fähige Personen mehr von der Unterstützung durch die KI profitieren, weil sie die Resultate schneller einschätzen und gezielt verbessern (lassen) können.

Was ist ChatGPT?

Kurz zusammengefasst ist ChatGPT ein Chatbot, also eine Konversationssoftware, der man Fragen und Anweisungen per Tastatur mitteilt und die dann per Textausgabe antwortet. ChatGPT basiert auf einem «Large Language Model» und hat zum Ziel, für beliebige Textausschnitte das jeweils wahrscheinlichste Wort für die Fortsetzung des Textes zu bestimmen. Dies funktioniert umso besser, je mehr von Menschen verfasste Texte das Modell kennt und daraus «gelernt» hat. Durch diesen Lernprozess werden weit über 100 Milliarden Parameter bestimmt. Und wenn dieses Modell mit der ganzen Themenbreite menschlicher Kreativität gefüttert wird, kann es ebenso in allen diesen Bereichen Auskunft geben und Texte erstellen.

Ich würde allen Personen, deren Arbeit zu erheblichen Teilen mit dem Computer stattfindet, dringend raten, sich mit den Möglichkeiten von ChatGPT (und den zweifellos in rascher Kadenz folgenden Alternativ- und Nachfolgeprodukten) vertraut zu machen.

Hinweise auf menschliche Verfasser

Die von mir gemachten Aussagen im oben erwähnten Artikel behalten meiner Meinung nach ihre Gültigkeit. Auf einen mir zusätzlich wichtig gewordenen Punkt möchte ich aber noch hinweisen.

Wie zu erwarten war, macht die Entwicklung von Werkzeugen, die Texte als KI-produzierte Produkte zu erkennen vermögen, ebenso rasche Fortschritte wie die KI selbst. Das ist unter anderem hilfreich für das Erkennen von Fälschungen im Internet. Das Interessante dabei ist, wie solche Tools vorgehen. Das Tool GPTZero beispielsweise untersucht einen Text auf zwei Kriterien: Verblüffung und Ruckartigkeit.

Wenn der Wert für die Verblüffung hoch ist, ist das ein Hinweis darauf, dass der Text durch einen Menschen verfasst wurde. Das heisst, KI generierte Texte mögen nicht im selben Masse zu verblüffen, sie erstellen im weitesten Sinne «durchschnittliche» Texte. Durch die Art und Weise, wie diese Modelle entwickelt werden, ist eine solche Durchschnittlichkeit als Ausdruck der grössten Wahrscheinlichkeit auch zu erwarten.

Die biblische Botschaft ist mehr als KI

Christen lesen seit zweitausend Jahren in der Bibel. Wodurch zeichnen sich die biblischen Texte aus? Natürlich durch die Verblüffung, die sie schon bei den ursprünglichen Protagonistinnen und Protagonisten und ebenso bei den späteren Zuhörern und Leserinnen ausgelöst haben. Diese Verblüffung kulminiert in der Person Jesu, dem Erlöser und Retter, der in einer Krippe im Stall an einem unbedeutenden Ort als verletzlicher und sterblicher Mensch zur Welt kommt, als scheinbar Gescheiterter einen schändlichen Tod stirbt und dann mit seiner Auferstehung wiederum alle verblüfft.

Hätte man damals die Geschichte von Jesus durch ChatGPT vorhersagen lassen, wäre diese der Realität wohl nicht im Entferntesten gerecht geworden. Jesus verblüfft und ist ganz und gar nicht «durchschnittlich».

Gott hat sich immer wieder überraschend und unerwartet ins menschliche Geschehen eingemischt. Und es gab über die Jahrtausende immer wieder Menschen, die ganz auf Gott ausgerichtet waren und seinen verblüffenden Vorstellungen einer gerechten Welt gefolgt sind. Damit haben Christen die Welt und die Gesellschaft entscheidend geprägt.

Es bleibt also auch im Hinblick auf die immer fähigere KI eine bedeutsame Aufgabe von Christen, weiterhin und umso mehr auf die feine Stimme Gottes zu hören, ihn zu suchen und sich immer wieder von ihm verblüffen zu lassen. Das wird keine KI übernehmen können. Und diese nicht zu erwartenden und keinesfalls durchschnittlichen Impulse sollen in die Gesellschaft getragen werden. So können christlich geprägte Menschen einen positiven Unterschied machen und zu Mitbauenden an Gottes Reich werden.

Zum Autor

Benedikt Hitz-Gamper, Physiker, promovierter Wirtschaftsinformatiker, arbeitet an der «Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit» der Uni Bern und am «Institut Public Sector Transformation» der Berner Fachhochschule, findet gleichermassen Gefallen an Menschen und Maschinen.

Dieser Artikel erschien zuerst beim Forum Integriertes Christsein

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Datum: 09.03.2023
Autor: Benedikt Hitz-Gamper
Quelle: Forum integriertes Christsein

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