«Mehr als Seelen retten»

René Padilla (88) stirbt in Buenos Aires

Carlos René Padilla, einer der einflussreichsten Theologen Lateinamerikas, half Evangelikalen massgeblich, Evangelisation und soziale Aktion zu integrieren. Am 27. April starb er im Alter von 88 Jahren.
René Padilla (Bild: Screenshot Fundación Kairos)

Carlos René Padilla wurde 1932 in einer einfachen Familie in Ecuador geboren. Als er zwei Jahre alt war, zog seine Familie aus wirtschaftlichen Gründen nach Kolumbien, wo er aufwuchs. Von seinem Vater und seinem Onkel lernte er früh die Vision, in schwierigen Umständen Gemeinden zu gründen. Später besuchte er das Wheaton College in den USA und doktorierte als Neutestamentler in Manchester unter F. F. Bruce.

Den grössten Teil seines Lebens wirkte er jedoch in Lateinamerika. Padilla engagierte sich in nationalen Studentenbewegungen der «Comunidad Internacional de Estudiantes Evangélicos» (in Englisch IFES, deutsch SMD) und prägte ab 1959 als ihr Reisesekretär junge Leiter in Venezuela, Kolumbien, Peru und Ecuador. In diesem Dienst lernte er seine Frau Catharine Fesser kennen, ebenfalls Mitarbeiterin der IFES, mit der er fünf Kinder hatte. Catharine starb 2009.

Lausanne 1974: «Integrale Mission»

Padilla war einer der prägenden Redner der Konferenz für Weltevangelisation in Lausanne 1974, von der die «Lausanner Bewegung» ausging. Seine These «Jesus kam nicht nur, meine Seele zu retten, sondern eine neue Gesellschaft zu formen» war zu dieser Zeit noch kontrovers und löste jahrelange Diskussionen unter Evangelikalen weltweit aus. Im revolutionären Klima der 1960er und 70er Jahre in Lateinamerika reagierte er auf die – eher marxistisch inspirierte – katholische Befreiungstheologie mit der Entwicklung einer eigenen evangelikalen Theologie des sozialen Engagements, die er später «Intergrale Mission» nannte. Damit half er vielen, die gesunde Balance von Evangelisation und sozialer Aktion zu verstehen. Ins Deutsche übersetzt wurde sein Buch «Anstiftung – Evangelium für die armen Reichen».

Prägung der weltweiten evangelikalen Bewegung

Nicht zuletzt durch seine Zusammenarbeit mit John Stott (dessen 100. Geburtstag am gleichen Tag wie Padillas Todestag gefeiert wird) prägte René Padilla zentrale Dokumente der weltweiten evangelikalen Bewegung, so zum Beispiel die Lausanner Erklärung von Kapstadt 2010, eine Klärung und Positionsbestimmung des Lausanner Mottos «Der ganzen Welt das ganze Evangelium durch die ganze Gemeinde».

Zusammen mit den Theologen Samuel Escobar und Orlando Costas gründete Padilla die «Fraternidad Teológica Latinoamericana» (Lateinamerikanische theologische Bruderschaft). Im Laufe seines Lebens prägte er auch Organisationen und Bewegungen wie World Vision, Biblica, und die «Micah Challenge». 1996 wurde er Internationaler Präsident von Tearfund, dem sozialen Arm der Evangelischen Allianz.

C. René Padilla starb am 27. April 2021, dem hundertsten Jahrestag der Geburt seines Freundes John Stott. «Mein geliebter Papi ist gerade gegangen. Heute Nachmittag, 27. April, ging C. René Padilla Jijón, Vater, Ehemann, Freund, Theologe, Schriftsteller und Hirte, in die Gegenwart des Herrn, den er ein Leben lang liebte», schreibt seine Tochter, die Theologin Ruth Padilla DeBorst (Costa Rica) auf Facebook. Padilla hinterlässt seine zweite Frau, Beatriz Vásquez, seine fünf Kinder und zahlreiche Grosskinder.

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Datum: 29.04.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus / Wikipedia

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