Wie Pornografie das Gehirn vergewaltigt
«Wenn man sich Pornografie ansieht, verändert das alles», erklärt William Struthers. «Es verändert die Art und Weise, wie du Frauen ansiehst. Es verändert die Art und Weise, wie du Männer ansiehst. Es verändert die Art und Weise, wie du über dich selbst denkst.» Struthers ist Professor für Psychologie am Wheaton College und Autor von «Verdrahtete Intimität: Wie die Pornografie das männliche Gehirn entführt».
Das Gehirn ist ein Instrument mit empfindlichen Schaltungen, die durch Signale, die es empfängt, verändert werden, erklärt Struthers: «Das Gehirn ist eines der wenigen Organe, das sich selbst verändert. Die Pornografie nutzt diese sensiblen Schaltkreise im Gehirn bei Männern und auch Frauen aus.»
«Das Gehirn wird vergewaltigt»
In der Vergangenheit gingen die Menschen nicht durchs Leben und sahen Tausende unterschiedlicher Menschen, die die ganze Zeit vor ihnen Sex hatten. «Wenn man Hunderte Männer und Hunderte Frauen und Hunderte von verschiedenen sexuellen Handlungen mit einem Mausklick betrachtet, ist das nicht das, was das Gehirn erwartet. Historisch gesehen ist das nicht das, was das Gehirn erwarten soll.»
Weiter fügt er an: «Wir sind jetzt durch die Technologie an einem Punkt angelangt, an dem das Gehirn durch Pornografie vergewaltigt wird. Es ist wirklich eine Vergewaltigung des Geistes.»
Er vergleicht Pornografie mit dem Passivrauchen unserer Kultur. Menschen können versuchen, davon wegzukommen, den Ärger zu ertragen, oder sie machen mit und werden selbst zu Rauchern.
Adrenalin im Hirn
Wenn man durch Pornos erregt wird, wird Adrenalin im Körper freigesetzt, zusammen mit der Version des Adrenalin im Gehirn, das Noradrenalin genannt wird. «Noradrenalin ist der Neurotransmitter, der dir hilft, morgens aufzustehen und lang anhaltende Erinnerungen zu bilden.»
Ein weiterer Neurotransmitter, der freigesetzt wird, ist Dopamin, das den Menschen hilft, sich zu konzentrieren. Dieses werde auch bei Suchtmitteln freigesetzt. Und bei Pornografie. «Man verliert den Überblick über alles andere. So wird eine Person, die Pornografie betrachtet, in sie hineingezogen. Dabei geht alles andere vergessen, was um einen herum vor sich geht. Man verliert die Zeit aus den Augen.»
Gute Bindungen, schlechte Bindungen
Wenn der sexuelle Bedarf gedeckt ist, wird ein drittes Neuropeptid freigesetzt, «nämlich endogene Opiate, die auch Endorphine genannt werden. Wenn sie freigegeben werden, spürt die Person Euphorie und eine Auflösung aller Spannungen im Körper.»
Weiter hält Struthers fest: «Zwei kleinere Hormone, Oxytocin und Vasopressin, dienen dazu, eine Person an das zu binden, was auch immer es war, das ihren Bedürfnissen entsprach. Es ist Gottes Plan, aneinander gebunden zu sein, und das ist eine gute Sache, wenn diese Bedürfnisse angemessen erfüllt werden.»
Bei Pornos ist die Person aber an die Darstellungen anderer Personen gebunden. «Es ist schwierig, sich mit Bildern ausreichend zu erregen, also wird die Person normalerweise viele verschiedene Bilder ansehen müssen.» Da die Befriedigung immer schwieriger zu erreichen ist, streben Süchtige nach Neuheit und sind letztendlich an eine Reihe von Verhaltensweisen gebunden.
Nicht an Augen abprallen
So wie ein Kind die Eigenheiten seiner Eltern aufgreift, so greifen die Zuschauer von Pornografie die Eigenheiten der Menschen auf, die abgebildet sind. «Pornografie prallt nicht nur von den Augen ab. Sie bereitet dich darauf vor, Dinge zu tun, an die du vielleicht noch nie gedacht hast.»
Der Anstieg der Hormone ist wie eine Sturzflut, die Wege im Gehirn verändert. Wege, die beim nächsten Mal leichter zu begehen sind. «Du schaust dir Pornografie immer wieder an, diese Spirale der Sucht wird sich jedes Mal vertiefen.»
Veränderung ist möglich
Struthers sagt, dass es möglich ist, den destruktiven Zyklus umzukehren. Das Gehirn könne ausgebeutet werden, man könne es aber auch auf einen guten Weg bringen.
Menschen treten oft in die Falle der Pornosucht, weil sie sich nach Intimität sehnen, aber sie enden mit einer falschen Form davon. «Wir müssen mit der Geschichte dieses Menschen und seines Hirns arbeiten und wie er an diesen Punkt gekommen ist.»
Struthers empfiehlt das Gebet, das Lesen der Bibel, das Hören von Anbetungsmusik – und die Vermeidung von Pornografie. «Lass Moos auf diesem Weg wachsen, lass diesen Kreislauf weniger effizient werden, indem du ihn nicht regelmässig aktivierst, und ersetze ihn durch etwas anderes.»
Entgiftungsphase
«Ein wichtiger Faktor ist, ob sich die Person wirklich ändern will. Es wird eine Entgiftungsphase geben, in der das Bedürfnis sehr stark verspürt wird. Die meisten Suchtforscher sagen, dass der Wunsch der Person, aufzuhören, und die soziale Unterstützung, die sie hat, entscheidend sein wird. Der Leib Christi muss diesen Menschen in seine Mitte nehmen.»
Sich aus Scham im Schatten zu verstecken, hilft nicht. «Es muss ans Licht gebracht werden, und andere Menschen müssen ihn umgeben, wenn es eine grosse Chance zum Erfolg geben soll. Es mag einige Menschen geben, die Gott auf übernatürliche Weise sofort befreit. Aber ich würde sagen, dass das nicht der Weg ist, wie Gott normalerweise arbeitet. Wir brauchen einander in diesem Prozess.»
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Datum: 03.07.2019
Autor: Mark Ellis / Daniel Gerber
Quelle: Godreports / Übersetzung: Livenet