Die zweite Möglichkeit – 180 Grad
Statt mit Autos zu spielen und Gute-Nacht-Geschichten zu hören, lernte er, wie er sich in einer grausamen Welt am besten durchschlagen kann; Werte und Prinzipien existierten in dieser Welt nicht.
Als Pedro zum ersten Mal Freiheitsluft schnupperte, hatte er nicht viele Optionen. «Die einzige Möglichkeit war es, sich einer Gang anzuschliessen, und später fing man an, Drogen zu verkaufen», beschreibt Núñez. Sein Zuhause: die mexikanische Stadt Juárez, eine der gefährlichsten Städte der Welt. Hier, direkt an der Grenze zu den USA, werden pro Tag im Durchschnitt sieben Menschen ermordet, die meisten von ihnen aufgrund des Drogenhandels, da in der Stadt die zwei Drogenkartelle Juárez und Sinaloa um die Macht kämpfen. In diesem Umfeld dauerte es nicht lang, bis Pedro wieder hinter Gittern war: Mit 16 kam er zurück ins Gefängnis, diesmal als Mörder.
Eine zweite Möglichkeit
Doch während der zehnjährigen Haftstrafe veränderte sich sein Leben um 180 Grad. Eine Gruppe von Christen kam regelmässig in das Gefängnis, um den Häftlingen von Gott zu erzählen und für sie zu beten. Pedro Núñez erfuhr zum ersten Mal, dass es doch eine weitere Option für ihn gab: Vergebung und ein neues Leben in Jesus Christus. Das wollte er von ganzem Herzen und so gab er sein Leben Jesus.
Verändert, um zu verändern
Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte, war ihm klar: Er wollte anderen helfen, dieses neue Leben ebenfalls zu finden. Er suchte Drogenabhängige und Kriminelle auf der Strasse auf und erzählte ihnen von der extremen Veränderung, die er erfahren hatte. Auch Jugendliche sprach er an, um sie davor zu warnen, den Weg in die Kriminalität einzuschlagen.
Aus dieser Arbeit ist jetzt eine Kirche entstanden. Der heute 35-Jährige ist der Pastor der Gemeinde, die sich in einem der gefährlichsten Stadtteile von Juárez trifft. Doch das ist nicht alles: «Verändert, um zu verändern», heisst das Heim für Ex-Häftlinge, das er leitet. Hier können sie wohnen, bis sie wieder auf die Beine gekommen sind. So wird verhindert, dass sie zurück in ihre Gang und in die Drogenmafia kommen.
«… du solltest ihn auch suchen!»
Núñez hilft ihnen ausserdem, Arbeit zu finden und so ihre Familien zu versorgen. Hierbei hat er einen interessanten Ansatz: Die Unterstützung der Arbeitsuche erhalten die Ex-Häftlinge nur, wenn sie nach Antritt der Arbeitsstelle die Hälfte ihres Gehaltes der Ehefrau geben, damit diese davon die Familie ernähren kann. «Viele Väter vergeuden das Geld und stehlen es ihren Familien. Deshalb ist die Stadt Juárez ein Chaos», ist Pedro Núñez überzeugt.
Trotz seines neuen Lebens zieht er aber immer noch die Blicke der Polizei auf sich. Der Grund: seine auffälligen Tatoos. Doch wenn ihn ein Polizist skeptisch mustert, ruft er ihm zu: «Christus lebt in meinem Herzen, und du solltest ihn auch suchen!»
Datum: 03.01.2013
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Protestantedigital.com