Grosses im Kleinen
Alex Kurz, greifen Sie doch eine Geschichte aus ihrem jüngsten Werk heraus …
Alex Kurz: Eine Geschichte heisst gleich wie das Buch, also das Grosse im Kleinen. Da ist ein junger Mann, der sein Portemonnaie auf dem Waldspaziergang mit dem Hund verloren hat. Nun sucht er es mit der kleinen Tochter seiner Freundin. Er hat natürlich nur das Geld und die Kreditkarten im Kopf. Die Kleine aber sieht allerhand anderes, zum Beispiel eine Schnecke, die bis zum äussersten Ästchen eines Busches gekrochen ist. Sie fragt sich, was die Schnecke wohl dort tut und was sie als nächstes macht.
Er ist genervt und sagt, dass es ja nicht darum gehe. Natürlich hat die Kleine das Portemonnaie längstens gefunden, sagt es aber nicht, weil sie den Spaziergang fertigmachen will.
Und wie geht es weiter?
Sie sagt ihm dann, dass sie das Portemonnaie gefunden hat. Es kommt zu einem Disput, plötzlich aber steigt er auf ihre Gedanken ein. Und er kommt zum Schluss, dass sie eigentlich schon eine grosse Kleine ist. Das ist ein Wortspiel, über das sie lachen muss, und er denkt auch, dass sie eine kleine Grosse ist, also ein grosser Mensch in kleiner Form. Jemand der weit denkt, der die Durchsicht hat, obschon er noch sehr jung ist.
Was muss man über die weiteren Geschichten wissen?
Ich orientierte mich an den Jahreszeiten und wollte zwölf Geschichten schreiben, die sich durch das ganze Jahr hindurch ziehen. Es gibt drei Frühlingsgeschichten, drei zum Sommer, drei zum Herbst und drei zum Winter. Es geht um alltägliche Beobachtungen, und auch um Witziges, um überraschende Wendungen und um Happy Ends.
Die gibt es auch im Herbst?
Ich habe das Gefühl, dass man besonders im Herbst Geschichten braucht, die gut ausgehen und meine gehen gut aus.
Früher verfassten Sie Weihnachtsgeschichten, heute geht es ums ganze Jahr, weshalb?
Meine Weihnachtsgeschichten entstanden aus zwei Gründen: zum einen, weil ich in jeder Adventszeit welche brauchte zum Vorlesen, und zum anderen war Weihnachten, als ich vor zehn, elf Jahren das erste Büchlein herausgab, noch die Schnittstelle, in der die Gesellschaft mit dem Christlichen in Berührung kam. Es war noch bekannt, dass Weihnachten etwas mit dem Glauben an Jesus Christus zu tun hatte.
Ich beobachte, dass das mehr und mehr verschwunden ist. Man glaubt auch nicht mehr an den Nikolaus, sondern an den Weihnachtsmann. Es geht nicht mehr um das Kind in der Krippe, sondern, wenn überhaupt, um Engel und um Licht im Dunklen. Deshalb habe ich nun Jahreszeiten-Geschichten geschrieben, in denen etwas vom christlichen Glauben spürbar wird.
Sie werden mehr und mehr zum Gotthelf?
Ich würde mich nie mit Gotthelf vergleichen, er war wirklich ein Riese. Für mich sind es die Kurzgeschichten, die Alltagsgeschichten.
Bücher schreibt man mit einem Ziel, was ist Ihres?
Ich möchte die Menschen anregen, unter die Oberfläche zu schauen und das Hintergründige des Lebens zu entdecken, auch viele Schätze des christlichen Glaubens, die wir gar nicht mehr kennen und geringschätzen. Meine Geschichten predigen nicht, sie erzählen und laden jeden ein, darin zu sehen, was er sehen will und mitzunehmen, was er mitnehmen möchte.
Am Sonntag, 18. November findet um 20 Uhr die Buch-Vernissage in der Kirche in Rohrbach statt.
Zum Thema:
Das jüngste Buch von Alex Kurz
Datum: 17.11.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch