Fragen an ZDF-Moderator und Bestsellerautor Peter Hahne: «Schluss mit lustig»

Peter Hahne, 52, gehört zu den beliebtesten und bekanntesten deutschen TV-Moderatoren. Er ist Vizechef des ZDF-Hauptstadtstudios und moderiert das Polit-Magazin «Berlin direkt». 1973–85 war der examinierte Theologe in der Chefredaktion Politik des Saarländischen Rundfunks, dann bis 1999 Moderator der ZDF-Nachrichtensendungen «heute» und «heute journal». Hahne, seit 1992 Mitglied im Rat der EKD, ist auch Kolumnist von Europas grösster Sonntagszeitung und «Ehrenkommissar» der Bayerischen Polizei. Seine Bücher wurden zu Bestsellern mit Millionenauflage.
P. Hahne
Buch

«Eine Gesellschaft, der nichts mehr heilig ist, geht vor die Hunde.» Das betont ZDF-Moderator Peter Hahne, der mit seinem Buch «Schluss mit lustig» soeben wieder einen Bestseller gelandet hat.

«Viele haben vom Lachen genug», schreiben Sie in Ihrem neuen Buch. Hat Peter Hahne den Humor verloren?
Peter Hahne: Im Gegenteil! Wenn das Sprichwort «Wer zuletzt lacht, lacht am besten» stimmt, dann haben Christen immer Grund zum Lachen. Die Freude auf die Ewigkeit macht fröhlich in der Zeit.

Oft berichten Sie als TV-Mann über die gravierenden gesellschaftlichen Missstände. Was berührt Sie persönlich noch?
Dass immer mehr Menschen wochen-, ja monatelang tot in ihrer Wohnung liegen, bis sie gefunden werden. Oder die dramatisch steigende Zahl der getöteten Kinder im Krieg und im Mutterleib.

Warum sind Sie so überzeugt davon, dass die Spassgesellschaft am Ende ist?
Weil alle vermeintlichen Sicherheiten weg gebrochen sind, in der eine lustig-bequeme Kuschel- und Wohlfühlgesellschaft gedeihen konnte. Arbeitsplätze und Wohlstand sind genauso gefährdet wie Flugzeuge und Massenveranstaltungen...

Wo sehen Sie die ernsten Schattenseiten unserer Spassgesellschaft?
Dass der Spass inzwischen vor nichts und niemandem mehr Halt macht. Alles wird banalisiert und ironisiert, die letzten Tabus werden gebrochen. Eine Gesellschaft, der nichts mehr heilig ist, geht vor die Hunde.

Was soll falsch sein, wenn auch die christliche Gemeinde ihre Botschaft oft mit Elementen der Spassgesellschaft vermittelt?
Wenn diese Elemente das Elementare verdecken, dann ist etwas faul. Die ja auch ernste Nachricht der Frohen Botschaft verträgt kein Allotria. Was aber nicht heisst, dass wir nicht die Menschen mit modernen Methoden dort abholen müssen, wo sie stehen. Es ist wichtig, die Grenzen im Auge zu behalten, was zur biblischen Botschaft passt und was nicht.

Sie beklagen, dass die Wertediskussion kaum mehr geführt wird. Wo soll sie beginnen?
Am besten in den Familien, denn Werte wollen ja nicht als Worte erfahren werden, sondern als Begegnung. Wir brauchen keine Vorschriften, wir brauchen Vorbilder. Was in der Familie nicht gelebt und erlebt wird, kann keine Schule der Welt nachholen.

Eltern sollten ihre Erziehungsaufgabe vermehrt wahrnehmen, betonen Sie. Wo sollen sie es denn lernen?
Ich plädiere für einen «Eltern-Führerschein», denn mir kann niemand begreiflich machen, dass Autofahren vom Gesetzgeber wichtiger und verantwortungsvoller eingestuft wird als das Erziehen von Kindern. Die christliche Gemeinde wäre für mich solch ein Lernort, wo man von den Erfahrungen anderer, getragen in Gemeinschaft, profitieren kann.

Was bedeuten die Erziehungsdefizite für die Zukunft unserer Gesellschaft?
Ganz praktisch und auf den Punkt gebracht: Dass junge Leute keinen Ausbildungsplatz bekommen – in Deutschland jeder Fünfte! –, weil ihnen die Grundelemente von Allgemeinbildung und Lebenswissen fehlen. Eine «ungezogene» Gesellschaft zieht ihren Verfall förmlich an.

Woran liegt es, dass Eltern, Lehrer und Ausbildner keinen Respekt mehr geniessen?
Weil sie sich selber so selten als echte Autoritäten und Vorbilder zeigen und weil die Gesellschaft zugelassen hat, dass Autorität und Respekt lächerlich gemacht wurden. Die wichtigste Initiative, um den Bildungsnotstand zu überwinden, sehe ich in der Wiederherstellung der Autorität von Eltern und Lehrern.

Auch Sonntagsschullehrerinnen resignieren, weil viele Kinder respektlos und unkonzentriert sind. Wie kann diesen Mitarbeiterinnen geholfen werden?
Indem ein Gebetskreis namentlich, regelmässig und zeitgleich für die Sonntagsschulstunden Fürbitte hält. Das wirkt Wunder! Und je glaubwürdiger unser Lebenszeugnis ist und je lebensnäher wir die biblischen Geschichten vermitteln, desto konzentrierter und respektvoller sind die Kinder. Nur Mut! Die uralte Bibel ist allemal spannender als der neue Harry Potter.

Sie beurteilen Masslosigkeit als eine Sucht unserer Gesellschaft. Kann unsere Wirtschaft ohne diese Sucht überleben?
Ja, indem sie den Menschen dient und nicht nur an ihnen verdient.

Sie zitieren die Münchner Trendforscherin Felizitas Romeiss und ihre Prognose über eine Renaissance existenzieller Wert- und Sinnfragen. Eine Trendaussage mehr oder wirklich eine berechtigte Hoffnung?
Hoffnung, die zunehmend Realität wird! Je mehr der Verlust der Werte als Mangel empfunden wird, desto grösser ist die Sehnsucht nach Massstäben und Orientierung. Es liegt an uns Christen, dieses Vakuum zu füllen, bevor Scharlatane und Ideologen uns zuvorkommen.

Was könnten Christen tun, damit es zur Trendumkehr kommt?
Selbstbewusst und offensiv den Glauben leben. Sich nicht verstecken und sich nicht dauernd entschuldigen, dass man überhaupt da ist. Überzeugendes christliches Gemeinde- und Familienleben sind die besten Trendsetter. Wichtig ist eben, nicht nur sonntags als Christ identifizierbar zu sein.

«Kneipen und Kinos sind voller als Kirchen» lautet Ihr aktueller Befund. Glauben Sie allen Ernstes, dass sich das in zehn Jahren ändern wird?
Hundertprozentig! Wir müssen allerdings mit obiger Antwort Ernst machen.

Sie zitieren einen amerikanischen Professor, der seine Studenten fragt, was sie tun würden, wenn sie nur noch ein Semester zu leben hätten. Was würden Sie tun?
Nichts anderes als heute – mich jedoch ein Jahr ganz konkret darauf freuen, dass ich sehen darf, was ich glaube und dass ich auf Fragen Antworten bekomme, die Jesus einem nur in der Ewigkeit geben will. Und dass es kein «Warum?» mehr gibt.

Wie gehen Sie ins neue Jahr?
Als Moderator fürs ZDF unter dem Brandenburger Tor in Berlin. Und dann ab ins Wallis, um nachmittags noch eine Ski-Abfahrt zu geniessen!

Mit oder ohne Spass?
Mit so viel Spass, wie es mir in Philipper 4,4 gegönnt wird.

Interview: Andrea Vonlanthen


"Schluss mit Lustig" - Buchbestellung
www.shop.livenet.ch/index.html?nr=705180&k=7&f=0

Datum: 01.01.2005
Quelle: Chrischona Magazin

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