Wir haben die Zukunft nicht im Griff

Es gehört zu meinem Leben, dass ich mir immer wieder Gedanken über meine Zukunft mache. Das ist ganz normal. Da bewegen mich auf der einen Seite - global gesehen - die Kriegsschauplätze in der Welt, das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Armen und Reichen auf dieser Erde, nicht zu vergessen die Verschmutzung der Umwelt und parallel dazu der bisherigen Energiequellen, um nur einmal einige Problemkreise anzudeuten.

Aber nicht nur die auf die ganze Welt bezogenen Probleme machen mir manchmal zu schaffen. Viel größer erscheinen mir meistens die Schwierigkeiten, die ich selbst in den kleinen alltäglichen Lebensbereichen habe, z. B. die Gesundheit. Nehmen Sie nur einmal den Backenzahn. Wie hat der Humorist Wilhelm Busch so schön geschrieben:

"Vergessen sind die Kursberichte,
die Steuern und das Einmaleins.
Kurz jede Form gewohnten Seins,
die sonst wirklich scheint und wichtig,
wird plötzlich wesenlos und nichtig.
Ja, selbst die alte Liebe rostet.
Man weiß nicht, was die Butter kostet.
Nur einzig in der engen Höhle
des Backenzahnes weilt die Seele."

Das, was für den Backenzahn gilt, trifft auch auf die anderen Lebensbereiche zu: den Beruf, die Familie oder die Finanzen. Beim Nachdenken darüber und angesichts des eigenen Unvermögens gegenüber den damit verbundenen Schwierigkeiten, gerate ich leicht in Verzweiflung. Immer wieder gibt es innere und äußere Konflikte, die mir den klaren Blick in die Zukunft trüben. In diesen ganzen Komplex der Zukunftsfragen hinein höre ich folgende Worte von Jesus. Er sagt: "Betrachtet die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben weder Vorratskammern noch Scheune und Gott ernährt sie doch. Wie viel mehr wert seid ihr als die Vögel!" (Lukas 12,24).

Diese Sätze klingen wie aus einer anderen Welt. Sind sie sind ja auch. Jesus ist ja auch aus der anderen, göttlichen Welt zu uns gekommen. Heißt das nun, mit diesen Sätzen kann ich nichts anfangen?

Mit Erstaunen habe ich gelesen, was ein berühmter amerikanischer Arzt für Ratschläge an der Wand seines Wartezimmers hängen hat. Sie lauten: "Die Wiederaufbaukräfte, welche am besten entspannen sind: gesunde Religiosität, Schlaf, Musik und Lachen. Habt Vertrauen zu Gott. - Lernt gut schlafen. Erfreut euch guter Musik. Gewinnt dem Leben seine komischen Seiten ab. - Und Gesundheit und Glück wird euer sein." So die Ratschläge im Wartezimmer des Arztes.

Ich weiß nicht, was der Arzt mit "gesunder Religiosität" gemeint hat. Ich setze dafür "Gottvertrauen" ein. Allerdings muss ich Gott wirklich vertrauen. Jesus sagt: "Wie viel mehr wert seid ihr (Gott) als die Vögel?"

Die Wahrheit dieser Aussage ist nicht in zweifelndem Abwarten zu erfahren, erfährt z. B. nicht der, der jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einmal auf die Zahlen auf seinem Bankkonto schaut, ob denn auch genug auf seinem Konto ist. Die Hilfestellung dieser Worte Jesu kann nur der erleben, der es tatsächlich wagt, seine Sorgen immer zuerst ihm anzuvertrauen.

Dieser Vorschlag ist nicht als menschliche Lebensweisheit zu verstehen. Er ist göttliches Angebot durch Jesus Christus. Und einzig und allein das Evangelium von ihm kann mich zu solch einem von der Sorge befreiten Menschen machen. Nicht sorgen heißt dann für mich, wie es Dietrich Bonhoeffer sagt: "Der nächste Tag, die nächste Stunde ist uns gänzlich entnommen. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht sorgen können, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an." Soweit Bonhoeffer.

Gerade dieses Sichern des morgigen Tages, mein unmöglicher Versuch, die Zukunft in den Griff zu bekommen, macht mich im Heute schon so unsicher. Wie sagt doch Jesus: "Betrachtet die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben weder Vorratskammern noch Scheune und Gott ernährt sie doch. Wie viel mehr wert seid ihr als die Vögel!"

Datum: 05.01.2005
Autor: Udo Vach
Quelle: ERF Deutschland

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