92 Mädchen aus Chibok noch immer vermisst
«Dies ist das einzige Foto, das ich von meiner Tochter Hauwa habe. Betet, dass sie freigelassen wird, genau wie die anderen, die freigelassen wurden», sagt Ishaya, Vater eines in Chibok entführten Mädchens, der dieses wertvolle Foto in der Hand hält.
Entführungen sind in Nigeria eine tägliche Bedrohung. Jedes Jahr werden Tausende von Nigerianern entführt. Es ist ein regelrechtes Geschäft. Entführungen werden von verschiedenen Gruppen begangen: von Kriminellen nach gemeinem Recht aus dem organisierten Verbrechen und von militanten Islamisten. Für bewaffnete Gruppen wie Boko Haram oder der Islamische Staat sind Christen bevorzugte Entführungsziele. So war es auch vor neun Jahren in Chibok.
Precious ist eine dieser Entführten. Sie wurde über drei Jahre lang festgehalten und hat inzwischen ihre Freiheit wiedererlangt. Sie erinnert sich noch genau an die Ereignisse vom 14. April 2014: «Sie brachten Lastwagen und zwangen uns, aufzusteigen. Sie sagten, dass jeder, der sich weigert, erschossen wird. Wir fuhren vier Tage lang, bevor wir ihren Stützpunkt im Busch erreichten. Sie sagten, dass sie gut zu uns sein würden, wenn wir zum Islam konvertierten. Sie trennten die beiden Gruppen. Diejenigen, die sich bereit erklärten zu konvertieren, erhielten einen Hijab. Diejenigen von uns, die sich weigerten zu konvertieren, erhielten keine Hijabs, aber sie verweigerten uns das Essen. Die Mehrheit von uns weigerte sich, zum Islam überzutreten.»
Besuch der Eltern von Chibok
Neun Jahre nach diesem tragischen Tag besuchten die Partner von Open Doors die Eltern von Chibok, um zu sehen, wie es ihnen nach all der Zeit ergeht. Sie fanden das Dorf in grosser Aufregung vor. Viele Eltern sind voller Freude, weil ihre Töchter freigelassen wurden. Aber viel zu viele andere warten und hoffen immer noch. Sie wissen nicht einmal, ob ihre Töchter noch am Leben sind.
Mary Abdullahis Tochter befindet sich noch immer in Gefangenschaft: «Wir wissen bis heute nichts Neues. Sind sie tot? Sind sie noch am Leben? Als Mutter weigere ich mich zu akzeptieren, dass meine Tochter tot oder am Leben ist, solange ich keine zuverlässigen Nachrichten erhalte.»
Ishaya bewahrt das Foto seiner entführten Tochter Hauwa sorgfältig bei sich auf. Aber manchmal fällt es ihm schwer, es anzusehen. «Diese Gedanken in meinem Kopf machen mir zu schaffen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.»
Was für ein Leben für die 14 Entkommenen?
Yakubu Nkeki ist der Vorsitzende der Elternvereinigung der Mädchen von Chibok. Er ist besorgt über die letzte Gruppe von 14 Mädchen, die vor einigen Monaten geflohen sind. Diese Mädchen wurden gezwungen, Boko-Haram-Kämpfer zu heiraten. Sie haben mit diesen Männern Kinder bekommen. Die Regierung erlaubt ihnen nicht, zu ihren Eltern zurückzukehren. Stattdessen sind diese Frauen gezwungen, in einer Regierungseinrichtung mit vielen ehemaligen Boko-Haram-Kämpfern, die sich ergeben haben oder gefangen genommen wurden, zu bleiben.
Worte einer Mutter an ihre verschwundene Tochter
Mary Abdullahi möchte ihrer Tochter Bilki, die immer noch nicht zurückgekehrt ist, etwas mitteilen. «Ich hätte nie gedacht, dass dir das passieren würde. Wenn du noch am Leben bist ... weiss ich, wie sehr du dich verpflichtet hast, Gott zu dienen. Möge er dir helfen, meine Tochter, und dich nach Hause zu deinen anderen Schwestern bringen. Wenn du nicht mehr am Leben bist, dann ist es das, was Gott für dich wollte. Er möge dir die ewige Ruhe geben. Oh meine Bilki, was für eine schmerzliche Erfahrung musst du machen.»
Beten wir
- Für die Mädchen, die noch immer in Gefangenschaft sind. Mögen auch sie bald freigelassen werden und zu ihren Familien zurückkehren können
- Für die Eltern von Chibok, die angesichts der ungewissen Lage unter körperlichen und emotionalen Beschwerden leiden. Möge unser Gott sie stärken
- Dass die Regierung angesichts der Massenentführungen in Nigeria die Sicherheit ihrer Bürger besser gewährleisten kann
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Datum: 18.04.2023
Quelle:
Open Doors CH