Trauma-Behandlung bringt Heilung im Irak
Die Christen, die zusätzlich zu den Kriegen mit Verfolgung und Vertreibung konfrontiert sind, bilden keine Ausnahme. In der extremen Vision von ISIS gab es keinen Platz für Christen, weshalb Tausende von ihnen aus ihren Häusern flohen. Diejenigen, die blieben, wurden oft getötet oder versklavt. ISIS wurde 2016 gestürzt, aber die zurückkehrenden Christen fanden viele ihrer Häuser und Kirchen leer geraubt und zerstört vor.
Eine der Christinnen, welche die Angriffe und Konflikte aus der Nähe miterlebt hatte, ist Vian (35) aus Al Kosh. Diese Stadt wurde zwar nicht von ISIS eingenommen, aber sie lag so nahe an der Frontlinie, dass sie immer ihre Taschen gepackt hatte, um zu fliehen. «Es gab so viele Konflikte, dass ich sie nicht einmal zählen kann.»
Trauma muss verarbeitet werden
«Wenn die Leute mir von der Existenz Gottes erzählten, fragte ich: 'Was ist mit dem Leid, der Folter, der Vertreibung und dem Tod?' Nur durch die aktive Aufarbeitung meines Traumas kann ich jetzt die Gegenwart Gottes in all dem sehen.»
In den letzten sieben Jahren hat Open Doors mit Hilfe lokaler Partner dazu beigetragen, die psychische Gesundheit der christlichen Gemeinschaft im Irak durch ein langfristiges Trauma-Programm zu stärken. Ausserdem wurden drei Trauma-Pflegezentren und eine Beratungs-Schulung für Christen, die im Beruf mit traumatisierten Menschen zu tun haben, eingerichtet. Mehr als 30 Betreuer nehmen derzeit an dieser zwei Jahre dauernden Schulung teil.
Aus dem Kummer heraushelfen
Vian ist Programmleiterin im Trauma-Behandlungszentrum in Al Kosh und absolviert daneben seit sechs Monaten die Beratungsschule. In einer Lektion lernte sie, die Gegenwart Gottes zu sehen, und sie möchte anderen helfen, das gleiche zu erfahren. «Ich kann die Gegenwart Gottes widerspiegeln und anderen aus ihrem Kummer heraushelfen. Ich verbessere meine Fähigkeiten, um Menschen bei der Heilung zu helfen.»
Bruder Wisam, ein Mönch aus der christlichen Stadt Qaraqosh, ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Programm zur Traumabehandlung. Er sagt: «Wenn wir das Trauma in unserer Gemeinschaft nicht aufarbeiten, sieht die Zukunft des Christentums im Irak sehr düster aus.»
Dank der Projekte seien viele Menschen zumindest in der Lage, ihr tägliches Leben zu meistern. «Sie haben zu kämpfen, aber sie überleben. So tiefe Wunden, wie wir sie hier haben, lassen sich nicht so schnell heilen. Bewusstsein zu schaffen und Heilung zu erreichen, braucht Zeit. Es kann Jahre, ja Generationen dauern.» Open Doors ist davon überzeugt, dass die Kirche ein Leuchtfeuer der Hoffnung für den Nahen Osten bleibt.
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Datum: 02.10.2022
Autor: Open Doors / Daniel Gerber
Quelle: Joy News / gekürzte Übersetzung: Livenet