Lynchmob freigelassen

Mord nach falscher Blasphemie-Anklage ungeahndet

In Pakistan wurden schuldige Menschen aus dem Gefängnis gelassen
Ein Richter hat mindestens 52 Muslime auf Kaution freigelassen, die wegen falscher Blasphemie-Anschuldigungen einen Christen töteten. Die Entscheidung sei aufgrund schlampiger polizeilicher Ermittlungen und auf Druck von Islamisten getroffen worden.

Muhammad Abbas, Sonderrichter am Anti-Terror-Gericht in Sargodha, liess einen ganzen Lynchmob gegen Kaution frei. Dieser stand im Zusammenhang mit dem Lynchmord am 74-jährigen Nazeer Masih Gill in der Mujahid Colony der Stadt Sargodha am 25. Mai.

Gill erlag am 3. Juni in einem Militärkrankenhaus in Rawalpindi seinen Verletzungen. Der Mob hatte ihn fälschlicherweise beschuldigt, einen Koran entweiht zu haben.

Der Anwalt Asad Jamal bedauerte die Freilassung der Verdächtigen, hatte sie aber aufgrund der «vorsätzlich schlechten Ermittlungen der Polizei erwartet. Das Verhalten der Polizei war von Anfang an verdächtig», sagte Jamal gegenüber «Morning Star News». «Die Ermittler haben weder den Tatort gesichert noch versucht, die festgenommenen Verdächtigen zu verhören. Die Verdächtigen wurden noch am selben Tag festgenommen und ins Gefängnis gebracht.»

Druck auf Gericht ausgeübt

Asad Jamal betont, dass die Polizei absichtlich falsche Zeugenaussagen aufgenommen habe, um den Fall zu sabotieren. «Sie hätten die Nachbarn, die den ganzen Vorfall beobachtet hatten, identifizieren und ihre Aussagen aufnehmen sollen, aber das haben sie nicht getan. Ausserdem hat die Polizei bis heute keine Aussagen von Gills Familie aufgenommen.»

Jamal kritisierte auch die Untätigkeit der Regierung gegenüber der extremistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP), die in Sargodha eine Massendemonstration gegen die Verhaftung ihrer Mitglieder, die an der Lynchjustiz gegen Gill beteiligt waren, organisiert hatte. «TLP-Führer haben öffentlich die Polizei und Christen bedroht und stolz den Mord an Gill gebilligt, aber nichts wurde gegen sie unternommen. Es war auch ein klarer Versuch, das Gericht unter Druck zu setzen. Von pakistanischen Richtern zu erwarten, dass sie heikle Fälle ohne die Unterstützung und den Schutz der Regierung anhören und entscheiden, kommt einem Todesurteil gleich.»

Familie nicht befragt

Gills Sohn, Sultan Gill, bestätigte gegenüber «Morning Star News», dass die Polizei weder ihre Aussagen aufgenommen noch sie über die Kautionen informiert habe. «Die Nachricht von den Kautionen hat uns überrascht», sagte Sultan Gill. «Wir erfuhren erst davon, als die Polizei plötzlich ihre Präsenz in unserem Viertel verstärkte, da die meisten der auf Kaution freigelassenen Männer aus unserer Nachbarschaft stammen.»

Die Polizei zwinge sie, in ihren Häusern zu bleiben, was sie zu Gefangenen in ihren eigenen Häusern mache. «Wir sind verwirrt und wissen nicht, wohin das führt. Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, als diese Stadt zu verlassen.»

Menschenrechtler schockiert

Trotz der zunehmenden gewaltsamen Verfolgung protestieren kirchliche Leiter und christliche sozialpolitische Aktivisten gegen das Schweigen und die Untätigkeit der Regierung. Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 von «Open Doors» steht Pakistan auf Platz sieben.

Die Freilassung der Verdächtigen hat Christen und Menschenrechtsaktivisten schockiert und enttäuscht. Sie befürchten, dass der Fall Gill ähnlich ausgehen könnte wie der Fall Jaranwala am 16. August 2023, als alle Verdächtigen auf Kaution freigelassen und die Gerichtsverfahren wegen unzureichender polizeilicher Ermittlungen eingestellt wurden.

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Datum: 26.06.2024
Autor: Morning Star News / Daniel Gerber
Quelle: The Christian Post / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

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