Syrien nach Assad-Sturz

Christen mit Vision für Wiederaufbau

In Syrien wollen die Christen Frieden stiften
Gegenwärtig leben die Syrer unter der Kontrolle islamistischer Rebellen, sie sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Nun hat das Oberhaupt der Weltweiten Syrisch-Orthodoxen Kirche eine Vision für den Wiederaufbau der Heimat skizziert.

Moran Mor Ignatius Aphrem II., Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten, rief kürzlich auf dem «International Religious Freedom Summit» in Washington, D.C., die internationale Gemeinschaft dazu auf, Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes beim Wiederaufbau zu unterstützen – insbesondere durch die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen.

Der syrisch-amerikanische Geistliche zitierte aus einer gemeinsamen Erklärung der Patriarchen und Kirchenoberhäupter Syriens vom 29. Dezember, in der ein Plan für die Zukunft des Landes vorgestellt wird. Ziel sei es, Syrien als «aktives Mitglied der internationalen Gemeinschaft» wiederherzustellen und seine Zugehörigkeit zur arabischen Region zu stärken.

Christen mit entscheidender Rolle

«Als Christen haben wir in dieser Phase eine entscheidende und zentrale Rolle zu spielen, indem wir mit allen zusammenarbeiten, um unser Land voranzubringen und wieder aufzubauen», so der Patriarch.

Er fügte hinzu: «Wir erkennen an, dass unsere spirituelle, moralische und nationale Verantwortung es erfordert, stets die Stimme der Wahrheit zu erheben, die Menschenwürde unter allen Umständen zu verteidigen und entschlossen für Demokratie, Freiheit, Unabhängigkeit und Frieden einzutreten – Werte, die die Rechte und die Würde aller Syrerinnen und Syrer garantieren.»

Unsicherheit unter Minderheiten

Der Sturz der syrischen Regierung im Dezember 2024 durch islamistische Rebellen der Gruppe «Hayat Tahrir al-Sham» (HTS) hat zu grosser Unsicherheit unter den Minderheiten geführt.

HTS, eine als Terrororganisation eingestufte Gruppe ehemaliger Kämpfer des Islamischen Staates und Al-Qaedas, versucht sich nach Einschätzung von Experten neu zu positionieren und als weniger bedrohlich darzustellen. Trotz Beteuerungen der neuen Machthaber, die Rechte der Christen zu respektieren, stehen Kirchenvertreter diesen Versprechungen skeptisch gegenüber.

Die Kirchenführer schlugen mehrere Schritte für den Wiederaufbau Syriens vor, darunter einen Appell an die internationale Gemeinschaft, die Wirtschaftssanktionen aufzuheben. Diese hätten die syrische Wirtschaft stark geschwächt und durch legale und illegale Migration auch die Nachbarländer in Mitleidenschaft gezogen.

Durch die Aufhebung der Sanktionen könne die internationale Gemeinschaft «den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung unterstützen und Arbeitsplätze schaffen. Syrien hat unter Wirtschaftssanktionen und einem Wirtschaftsembargo gelitten. Dies hat sich auf alle Bürger Syriens ausgewirkt», heisst es in der gemeinsamen Erklärung.

Änderung der Verfassung gefordert

Darüber hinaus forderten die syrischen Kirchenführer eine neue Verfassung, die «inklusiv und umfassend» sein und alle ethnischen und religiösen Gruppen einbeziehen solle, um eine gerechte Vertretung zu gewährleisten.

Ausserdem riefen sie die Christen in aller Welt dazu auf, Syrien aktiv zu unterstützen und dem syrischen Volk beim Wiederaufbau seiner Heimat zu helfen.

Die Erklärung schliesst mit den Worten: «Lasst uns unsere Herzen und Hände zu Gott erheben, uns miteinander versöhnen und ihn um Kraft und Weisheit bitten, damit wir voranschreiten können. Lasst uns Friedensstifter sein, die die Hoffnung Christi weitertragen und seiner Botschaft der Versöhnung, der brüderlichen Liebe und des Friedens auf Erden treu bleiben.»

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Datum: 15.02.2025
Autor: Samantha Kamman / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Livenet

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