Musicals für die Kirche – auch mit Wohnzimmer-Atmosphäre

Musicals liegen im Trend. Zudem lieben es viele Menschen, selbst einmal in einem Musik- und Tanzprojekt auf der Bühne zu stehen. «Diese beiden Beobachtungen sind eine grosse Chance, die ich nun Kirchen, Gemeinden und Vereinen anbieten möchte», sagt Maya Heusser (45) aus Schiers GR und strahlt. Mit dem ICF Chur hat sie bereits drei Musicals erfolgreich auf die Beine gestellt respektive auf die Bühne gebracht. Maya Heusser: «Wir haben dabei wunderbare Erfahrungen gemacht, wenn Menschen aus der Gemeinde ihre musicalinteressierten Freunde in den Chor und in die Tanzgruppe mitbringen.»

So seien Beziehungen entstanden und es habe Gespräche über die Inhalte der Lieder und des Stücks gegeben. «Während den Proben haben wir jeweils in Kleingruppen ausgetauscht und Themen diskutiert», erzählt die Musical-Produzentin. Menschen seien dabei berührt und bewegt worden und hätten «Schritte zu Gott hin gemacht». Und zu den Aufführungen seien dann deren Familien und Freunde gekommen.

Lehrerin, Internatsleiterin, Theologin

Maya Heusser ist in Ostermundigen BE mit zwei Geschwistern aufgewachsen, fand in einem VBG-Lager zum christlichen Glauben und wurde CVJM- und Jugendgruppenleiterin. Nach dem Lehrerseminar und drei Jahren als Lehrerin folgte ein Dienst in Kenia. Sie und ihr Mann, ein Sozialpädagoge, leiteten ein Internat für Kinder von interkulturellen Mitarbeitenden. Die beiden haben in der Zwischenzeit zwei Töchter, 14 und 17 Jahre alt. Wieder in der Schweiz, bildete sich Maya Heusser in Farb- und Stilberatung weiter, gab Workshops, machte bei IGW ein Studium in praktischer Theologie und arbeitete als Lehrerin.

Ihre Leidenschaft entdeckt

Als sie mit Sechstklässlern einen Film drehte, entdeckte sie ihre Leidenschaft und Begabung für das Schreiben von Drehbüchern. Sie besuchte Kurse und Weiterbildungen. Bei Life on Stage war sie Co-Regisseurin und bei der Walenseebühne als Assistentin tätig. Für den ICF Chur schrieb und produzierte sie die Musicals.

«Out of the Blue» (2014) handelt vom Sterben und dem Leben nach dem Tod. 2015 folgte «Frieda» (Thema Versöhnung) und 2019 kam «Surprised by Hope». Dieses Stück wurde in Zizers GR und Buchs SG mehrfach mit Schauspiel- und Musicalprofis, einer Theatercrew, grossem Chor, Band und Tanztruppe erfolgreich aufgeführt. Mit dabei war Christian Hunziker (40), als Schauspieler bekannt vom Theater «Bruderboot», sowie Nathanael Mägli (35), ein ausgebildeter Musicaldarsteller. Sie wirken auch im neuen Stück «Küstenpfad» wieder mit. Neu im Team sind zwei Mitwirkende bei Life on Stage – Leah Leuenberger (34) und Melody Zingg (19).

Mit der neu gegründeten Firma «Bühnenreif» ermöglicht es Maya Heusser nun Gemeinden und Kirchen, was diese meist nicht selber stemmen können – die Aufführung eines Musicals. «Bühnenreif» bringt die Story, das Know-how und die professionellen Darsteller und der Veranstalter steuert seine individuellen Ressourcen bei. Gemeinsam entsteht ein öffentlichkeitswirksames Projekt mit einer Botschaft und Leuchtkraft. Ist so etwas bezahlbar?

Bezahlbar und als angepasste Version

Was kostet das den Veranstalter? Das Stück «Küstenpfad» sei ein Reisemusical, erklärt Maya Heusser. «Es kommt sehr gerne zu Ihnen und ist unkompliziert.» Für eine Aufführung (Publikum ab 200 Personen) beträgt die Pauschale für den Veranstalter 2'500 Franken. Aufgrund der aktuellen Lage besteht die Möglichkeit, im September 2020 eine Aufführung zum halben Preis zu buchen. Und es gibt eine kleinere Version. Die Produzentin spricht von «Unplugged-Wohnzimmeratmosphäre-Aufführungen»: «So können wir das Stück zu den Menschen bringen, auch wenn noch Auflagen bestehen. Flexibel, unkompliziert, risikofrei und sehr günstig.»

«Küstenpfad» – das neue Musical

Das Musical «Küstenpfad» ist Maya Heussers viertes selbst geschriebenes Musical. Die Vorbereitungen für die ersten Aufführungen laufen auf Hochtouren. Bei «Küstenpfad» geht es um das Thema der Einsamkeit, das gerade durch den Corona-Virus noch an Aktualität gewinnt. Vier charakterlich ganz unterschiedliche Menschen sind individuell auf dem 1'000 Kilometer langen Weitwanderweg in Südengland unterwegs. Sie begegnen sich da und dort, gehen wieder allein weiter, fassen Vertrauen zueinander, es entstehen Freundschaften. Die äussere Einsamkeit in der Wildnis weckt das Bewusstsein für die innere Einsamkeit.

Fragen kommen an die Oberfläche, die vorher nicht da waren. Das Publikum realisiert schon früh, was die vier Wanderer nicht wissen: Ein schlimmes Ereignis in der Vergangenheit verbindet sie. Dies kann alles zerstören. Wie reagieren sie? Neben Musik, Gesang und Theater spielen eingestreute, an Originalplätzen gedrehte Filmsequenzen eine wichtige Rolle.

Keine schnellen Antworten

Mit «Küstenpfad» will Maya Heusser die unterschiedlichen Facetten der Einsamkeit aufzeigen: «Über Einsamkeit redet man nicht gern, man schämt sich und wird dadurch noch einsamer.» Und: «Die vier verschiedenen Persönlichkeiten und Lebensgeschichten bieten jedem Zuschauer Raum, sich selbst darin zu entdecken.»

Es werden keine «Alles-wird-sofort-gut-Antworten» gegeben, sondern Schritte hin zu echter Vergebung, Versöhnung und Heilung gezeigt. «Das Musical bietet Lebenshilfe, lässt die Zuschauer Mut schöpfen und Glauben entdecken», ist Maya Heusser überzeugt.

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