Jahrhundert-Fussballer «Pelé»

Er beherrschte tänzerischen Fussball

Edson Arantes do Nascimento (Pelé)
Wenn man den Namen «Pelé» hört, poppen innere Bilder eines gelbgekleideten, dunkelhäutigen Fussballers auf, der tänzerisch den Ball über seinen Gegner hebt und dahinter mit Wucht ins Netz hämmert. Hier geht’s um ein Biopic und Pelés demütige Seite.

Es gibt meine kleine Welt, es gibt die Welt als Globus, darüber hinaus das Weltall – und dann gibt es die Fussball-Welt. Dieses Universum des runden Leders stand still, als sich das weltberühmte Ausnahmetalent Pelé am 29. Dezember 2022 vom irdischen Dasein verabschiedete.

Zu einer Krebskrankheit, das Edson Arantes do Nascimento (bürgerlicher Name) zu bewältigen hatte, kam zwischenzeitlich eine Atemwegsinfektion im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 dazu. Letztendlich endete das Krebsleiden des Fussballkönigs am 29. Dezember 2022 im Alter von 82 Jahren in São Paulo.

Zurzeit ist das Leben des jungen Brasilianers in einem Spielfilm auf SRF (nur bis 21. Februar 2023 verfügbar) zu sehen. Er zeigt das Aufwachsen in äusserst ärmlichen Verhältnissen, wie er zu seinem Übernamen kam und vor allem den Karrierestart des Ausnametalentes.

Film mit Happy (Zwischen-)End

Der Zuschauer erlebt, wie der am 23. Oktober 1940 geborene, aufgeweckte Knabe mit Mutter und zwei Geschwistern aufwuchs – und vor allem mit seinem Vater, einem ebenfalls hochbegabten Fussballer, das Kicken als Berufung entdeckte.

Der Streifen gipfelt und endet beim legendären WM-Spiel, wo schlussendlich die brasilianische Nationalelf die massiv favorisierte Mannschaft von Schweden schwindlig spielt – und den WM-Titel holt.

Dazu existieren mehrere Zitate von Beteiligten: «Vor dem Endspiel sagte ich zu mir: Pelé ist aus Fleisch und Knochen, so wie ich. Danach erkannte ich, dass ich Unrecht hatte.» – Tarcisio Burgnich nach dem WM-Finale 1970. Oder «Nach dem fünften Tor wollte sogar ich applaudieren.» – Sigvard Parling, schwedischer Fussballspieler und Gegner nach dem WM-Finale 1958.

Gottgegebenes Talent und katholische Demut

Bei Filmende begann das reiche Leben des damals 17-Jährigen natürlich erst richtig. Seine Sport-Laufbahn war eine einzigartige Erfolgsgeschichte, das Familienleben jedoch mit Höhen und Tiefen durchzogen.

Die zweite Ehe schloss Pelé mit der Gospelsängerin Assíria Lemos Seixas, die am 28. September 1996 Zwillinge gebar. Sie schätzte an ihm besonders, wie demütig er trotz aller Erfolge geblieben ist. Denn dies bekam er mit auf seinen Weg: nie zu vergessen, woher er kommt. Das bläute ihm sein Vater in jungen Jahren aufs Schärfste ein, was sich in einer teils korrupten Geschäftswelt als äusserst weiser Rat herausstellen sollte.

Seine Ex-Frau Assíria Lemos Seixas war für ihren starken Glauben bekannt (Livenet berichtete) und bezeichnete den Familienvater als sehr gottesfürchtig. Auf einem Facebook-Post schrieb er (übersetzt): «Ostern ist für Katholiken wie mich der Moment, um die Auferstehung von Jesus Christus zu feiern. Aber abgesehen davon, mögen wir Schritt für Schritt fähig sein, in einer schwierigen Zeit wie dieser die Auferstehung der Hoffnung für die ganze Welt zu feiern. Lasst uns hoffen, dass wir Tag für Tag Stärke und Glauben an eine bessere Welt wiederfinden.»

Die inneren Feinde besiegen

Der Film zeigt hervorragend, wie der Ausnahmekönner mit Unsicherheiten zu kämpfen hatte und sie überwinden musste. Da waren die reichen Fussball-Jungs, die ihn verächtlich behandelten, Trainer, die ihn verbiegen wollten – und schlussendlich die inneren Zweifel.

Eigentlich ist es wohltuend zu sehen, dass auch Pelés Weg ganz natürlich war und auch er seine Zeit und viel Training brauchte, um später so richtig die Karriere zu lancieren.

Und diesen Effekt kennen wir und dürften ihn noch mehr ausleben: Wir dürfen unsere Schwächen zugeben und bei Erfolgen auch erwähnen, dass wir mit Krisen zu kämpfen hatten. Das hilft zu erkennen, dass alle Schwierigkeiten haben und wir nicht die Einzigen sind. Am Spielfilm-Ende wird beispielsweise gezeigt, wie er nach dem historischen Sieg zusammenbricht, alle Last fällt von ihm ab – und dies beim damals «stärksten» Spieler.

«Arm, reich, hässlich oder schön – für Gott…»

«Arm, reich, hässlich oder schön, für Gott sind alle Menschen gleich!» oder «Warum er ausgerechnet mir diese Gabe geschenkt hat, weiss ich nicht. Ich hätte in meinem Leben nur Fussballspielen können», sind Beispielzitate, die Pelés Bezug zum Glauben zeigen. Er war sich bewusst, dass sein Leben als Ausnahmekönner ein Geschenk des Himmels war.

Selber in prägender Armut aufgewachsen, war es ihm später permanent ein Anliegen, von Reichtum und Erfolg an andere, speziell mittellose Kinder weiterzugeben. So wurde die «Pelé Foundation» gegen Hunger und für Bildung ins Leben gerufen.

Dreifacher Weltmeister und 180'000 Zuschauer

Mit 17 Jahren war er damals der jüngste Debütant an einer WM und wurde mit seiner brasilianischen Nationalmannschaft dreimal Fussballweltmeister (1958, 1962, 1970), so oft wie kein anderer Spieler. Zudem machten seine 77 Treffer in 92 Länderspielen den ehemaligen Stürmer gemeinsam mit Neymar zum Rekord-Torschützen der brasilianischen Nationalmannschaft.

Er erhielt 1999 von der FIFA zur Anerkennung seiner Sonderstellung (geteilt mit Diego Armando Maradona) die Auszeichnung Weltfussballer des 20. Jahrhunderts. Im gleichen Jahr wurde Pelé auch durch das Internationale Olympische Komitee zum Fussball-Sportler des Jahrhunderts ernannt; ebenso wie er nach seiner Karriere den Ehrenpreis FIFA Ballon d'Or (2013) für sein Lebenswerk erhielt.

Am 18. Juli 1971 zog sich Pelé gegen Jugoslawien (2:2) letztmals das gelbe Nationaltrikot über. Von den bombastischen 180'000 Zuschauern wurde er zum letzten Mal im Maracanã-Stadion überbordend bejubelt.

Final kann die Fussballwelt dankbar sein, wie damals Schönheit mit Kraft und Grazie in einer Sportart Einzug hielt und die Fangemeinde in Verzückung versetzte – und es weiterhin tun wird.

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Datum: 03.02.2023
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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