«Global South Anglicans» sagen sich vom Erzbischof los
Damit reagieren zwölf Leiter innerhalb der Anglikanischen Weltkirche auf die Entscheidung der Kirche von England, die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu legitimieren und sie in die kirchliche Liturgie aufzunehmen. Sie sind der Meinung, dass die Kirche von England «vom historischen, von den Aposteln überlieferten Glauben … abgewichen ist und sich selbst als historische 'Mutterkirche' für die Leitung der (anglikanischen) Gemeinschaft disqualifiziert hat».
«Kirche von England bricht die Gemeinschaft»
«So sehr die Leiter der GSFA die Einheit der sichtbaren Kirche und die Struktur der anglikanischen Gemeinschaft bewahren wollen, erlaubt es uns unsere Berufung, ein 'heiliger Überrest' zu sein, nicht, Gemeinschaft mit den Provinzen zu haben, die vom historischen Glauben abgewichen sind und den Weg falscher Lehre eingeschlagen haben», heisst es in der Erklärung weiter. Die Kirche von England habe sich entschieden, «die Gemeinschaft mit den Provinzen zu brechen, die am historischen biblischen Glauben festhalten».
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören der Vorsitzende des «Globalen Südens», Erzbischof Justin Badi aus dem Südsudan, und die Provinzerzbischöfe aus Chile, dem Indischen Ozean, Kongo, Myanmar, Bangladesch, Uganda, Sudan, Alexandria und Melanesien. Zusammen mit den Leitern der evangelikalen GAFCON (Global Anglican Future Conference) repräsentiert die GSFA die Mehrheit der anglikanischen Gemeinschaft.
Nicht austreten, sondern «neuordnen»
Die GSFA wolle aber «die Gemeinschaft, die uns so reich gesegnet hat und für deren Treue zu Gott und seinem Wort unsere Vorfahren einen hohen Preis bezahlt haben», nicht verlassen. «Was in der Kirche von England geschehen ist, hat uns nur darin bestärkt, gemeinsam an der Neuordnung der Gemeinschaft zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass diese Neuordnung von Reform und Erneuerung geprägt ist», heisst es in der Erklärung abschliessend.
Über weitere Schritte will der «konservative Süden» bei einer ersten Vollversammlung in Kairo vom 28. bis 31. Mai 2024 beraten.
Erzbischof von Canterbury: Spannungen sind nicht neu
Das Büro des Erzbischofs von Canterbury, Lambeth Palace, veröffentlichte eine Antwort auf die Erklärung des GSFA: «Wir nehmen die Erklärung einiger anglikanischer Primasse zur Kenntnis und haben volles Verständnis für ihre Position. Wie jedoch in mehreren Diskussionen auf der ACC in Ghana bekräftigt wurde, können keine Änderungen an den formellen Strukturen der Anglikanischen Gemeinschaft vorgenommen werden, wenn sie nicht durch die Instrumente der Gemeinschaft gebilligt werden.»
Lambeth Palace erinnerte die GSFA daran, dass «tiefe Meinungsverschiedenheiten über Sexualität und Ehe nicht neu sind. Die 42 Mitgliedskirchen der Gemeinschaft sind unabhängig und autonom, aber auch voneinander abhängig. Es ist ein grundlegendes Prinzip, dass keine Provinz eine andere Provinz binden kann, und dass kein Instrument der Gemeinschaft irgendeine jurisdiktionelle Autorität über eine andere Provinz hat.»
«Wir müssen uns daran erinnern, dass uns mehr verbindet als trennt. Trotz unserer Unterschiede müssen wir Wege finden, um als Nachfolger Jesu Christi weiter zusammenzuarbeiten und den Menschen in Not zu dienen», heisst es in der Antwort abschliessend.
GAFCON fordert Rücktritt: «Keine Kolonien mehr»
Nach der Entscheidung der Generalsynode der Kirche von England, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, aber nicht zu trauen, wies die GAFCON darauf hin, dass «diese Änderungen den Kern der biblischen Autorität angreifen». Laut GAFCON «hat der Erzbischof von Canterbury seine treuhänderische Verantwortung aufgegeben und sein Ordinationsgelübde verletzt, indem er diese Änderung unterstützt hat. Er zerreisst das letzte zerbrechliche Gefüge der Anglikanischen Gemeinschaft.»
Sie fordern darum Welbys Rücktritt: «Es ist an der Zeit, dass der Primas von England von seiner Rolle an der Spitze der Anglikanischen Gemeinschaft zurücktritt. Es ist an der Zeit, dass die Leiter der Anglikanischen Gemeinschaft ihren 'Ersten unter Gleichen' selbst wählen, anstatt dass eine säkulare Regierung einer einzelnen Nation unseren Führer ernennt. Wir sind nicht länger Kolonien Grossbritanniens!» Im April will GAFCON zusammen mit der GSFA über 1'100 Teilnehmende zur GAFCON IV in Kigali, Ruanda, einladen, um über weitere Schritte und Pläne zu diskutieren.
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Datum: 24.02.2023
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / Evangelical Focus / Anglican.ink