Lesen und Schreiben lernen mit der Bibel
Sie führen Alphabetisierungskurse durch, wie die Deutsche Bibelgesellschaft in ihrer Zeitschrift «Bibel Report» berichtet. Das «Buch der Bücher» sei dafür besonders geeignet, schreibt Generalsekretär Klaus Sturm. Es habe sich gezeigt: «Wer anhand von existenziell bedeutsamen Texten lernt, lernt schneller, besser und nachhaltiger.»
Der Weltverband der Bibelgesellschaften engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Alphabetisierung. Zurzeit gibt es weitweit Vorschläge für 54 Projekte in ebenso vielen Sprachgruppen; 21 konnten aber aus finanziellem Mangel noch nicht gestartet werden. Die meisten erwachsenen Analphabeten leben in Süd- und Westasien sowie in Afrika, südlich der Sahara. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen. In
vielen Entwicklungsländern ist das Bildungsangebot so schlecht, dass Kinder trotz elementarer Schulbildung nicht lesen und schreiben können.
Viele US-Amerikaner können nicht lesen
Aber selbst in den USA sind etwa 32 Millionen Erwachsene – also jeder Siebte – zum Beispiel nicht in der Lage, ein Formular auszufüllen oder einem Kind eine einfache Geschichte vorzulesen. Die Amerikanische Bibelgesellschaft hat einen Lehrplan zur Alphabetisierung entwickelt. Im Zentrum stehen biblische Geschichten. Das Programm «mission: literacy» wird in den USA unter anderem von der Heilsarmee verwendet. Mittlerweise gibt es 138 dieser Kurse in 97 Städten.
China: Viele Bibeln – wer kann sie lesen?
Auch in China haben Christen begonnen, Schreib- und Lesekurse zu organisieren. Nach Indien ist die Volksrepublik das Land mit der zweithöchsten Zahl erwachsener Analphabeten: 67 Millionen. Sie leben vor allem auf dem Land. Leselernkurse werden oft in Kirchen angeboten. Der Weltverband der Bibelgesellschaften stellt dazu Schreib- und Lesefibeln zur Verfügung.
Zwar werden in der chinesischen Bibeldruckerei in Nanjing jeden Monat eine Million Bibeln produziert, aber die Menschen müssen auch befähigt werden, sie zu lesen und zu verstehen.
Kambodscha: Lernen durch Hören
In Kambodscha setzt die Bibelgesellschaft seit 2003 das Programm «Lernen durch Hören» ein. Von den 848 Teilnehmern des ersten Kurses können heute 65 Prozent fehlerfrei lesen und schreiben. 2010 profitierten mehr als 3600 Analphabeten von dem Programm. Biblische Geschichten sind Teil des Unterrichts. Zum erfolgreichen Abschluss erhalten die Teilnehmer oft eine Bibel.
Die Ägyptische Bibelgesellschaft führt seit 1999 das Projekt «Re-Alphabetisierung für Kinder und Erwachsene» durch. Im vorigen Jahr hatte das Projekt etwa 15‘000 Schüler. Das Land am Nil hat eine Analphabetenrate von 46 Prozent. Vor allem Frauen können oft nicht einmal ihren Namen schreiben. Laut Programmleiter Emad Selim von der Bibelgesellschaft werden die Schüler auch ermutigt, selbst zu denken und zu diskutieren. Die Bibel motiviere dazu, am Lesen dranzubleiben.
Burkina Faso: Blinde lernen lesen
Im westafrikanischen Burkina Faso engagiert sich die Bibelgesellschaft, Blinden und Sehbehinderten mit Hilfe der Heiligen Schrift Lesen und Schreiben beizubringen. Etwa 250‘000 Menschen in dem 17 Millionen Einwohner zählenden Land können kaum oder gar nicht sehen.
Im Alphabetisierungs- und Ausbildungszentrum der Bibelgesellschaft in der Hauptstadt Ouagadougou erhalten die Schüler auch eine handwerkliche Ausbildung. Die Bibel spielt dabei eine grosse Rolle, denn sie ist eines der wenigen Bücher, die in Burkina Faso in Blindenschrift verfügbar sind. Die Blinden und Sehbehinderten bekommen durch das Programm neue Lebenschancen. Ausserdem hat es dazu geführt, dass sie besser in Kirchengemeinden integriert sind. Inzwischen arbeiten in Burkina Faso fünf blinde Pfarrer.
Webseiten:
Schweizerische Bibelgesellschaft
Deutsche Bibelgesellschaft
Österreichische Bibelgesellschaft
Datum: 02.08.2012
Quelle: idea