Holländische Gemeinde hält Dauergottesdienst – und steht im Dilemma
Sasun und Anousche Tamrazyan kommen aus Armenien und leben mit den drei Kindern seit neun Jahren in Holland. Sie mussten aus ihrem Heimatland fliehen, nachdem sie aufgrund von Sansuns politischem Einsatz Morddrohungen erhielten. Ein Gericht der Niederlande erteilte ihnen auch das Aufenthaltsrecht, doch dieser Entschluss wurde nun von der Regierung des Landes aufgehoben, die Abschiebung droht. Auch der Antrag auf «Kinder-Pardon», nach dem Familien von Kindern, die seit mehr als fünf Jahren im Land leben, nicht abgeschoben werden dürfen, wurde abgelehnt.
Pausenknopf gedrückt
Die verzweifelte Familie wandte sich an eine Gemeinde nahe ihres Asylbewerberheims, die aufgrund der geringen Grösse der Familie allerdings nicht helfen konnte. Dann kam das Hilfsangebot der Bethel-Gemeinde, welche die Familie in ihr Gebäude aufnahm. Das holländische Gesetz verbietet es der Polizei, Gottesdienste zu stören – und so begann die Gemeinde kurzentschlossen mit durchgehenden Gottesdiensten. Damit will man sich nicht gegen die Behörden auflehnen, sondern vielmehr einen «Pausenknopf» drücken, wie es auf der Webseite der Gemeinde treffend beschrieben wird.
Theo Hettema, Vorsitzender des Rates protestantischer Pastoren, erklärte, man wolle «Zeit und Raum für den Dialog mit der Regierung schaffen». Und weiter kritisierte Hettema, dass eine Kirche nicht mit diesem Dilemma, zwischen dem Respekt für die Regierung und dem Schutz der Rechte der Kinder wählen zu müssen, konfrontiert werden sollte.
«Gott lässt niemanden fallen»
Der Dauergottesdienst wird mithilfe von Pastoren anderer Gemeinden der Umgebung getragen, die sich hierbei abwechseln. Von Seiten der Kirche heisst es: «Wir tun das, was wir immer tun: einen Gottesdienst, der aber durchgehend ist – so wie das Bedürfnis der Unterstützung durchgehend ist. Wir tun das, um diese Familie zu ermutigen, ihnen zu zeigen, dass wir als Kirche für sie da sind und dass es einen Gott gibt, der niemanden fallen lässt.»
Die Gemeinde bittet um Gebet für sich selbst, für die Familie und für 400 Kinder, die sich in derselben Situation befänden. Zudem bittet sie um Spenden, Lebensmittel und Teilnahme an den durchgehenden Gottesdiensten.
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Datum: 28.11.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christian Today