Pakistan

40 unschuldige Christen freigesprochen

Sie waren zu Unrecht des Mordes angeklagt worden. 40 pakistanische Christen wurden nach fünf Jahren Gefängnis freigesprochen.
Christen in Pakistan (Symbolbild)
Das Yohanabad-Quartier, wo es zu den Unruhen von 2015 kam

Diese fünf Jahre Haft waren ein Albtraum für diese 42 Christen, die in Pakistan wegen Mordes verurteilt worden waren. Zwei von ihnen starben im Gefängnis aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung. Am 29. Januar 2020 verkündete das Oberste Gericht von Lahore sein Urteil: Freispruch! Mit der wiedergewonnenen Freiheit beginnt auch der Kampf um Anerkennung als vollwertige Bürger. Einer der Männer sagte: «Wir denken an unsere beiden Brüder, die im Gefängnis gestorben sind. Ihr Tod wirkte als Katalysator, er löste den Schritt zu konkreten Handlungen und Gerechtigkeit aus. Ohne sie wäre unsere Freilassung nicht zustande gekommen.»

Verhaftung

Die beiden Selbstmordanschläge auf ihre Kirchen im Jahr 2015, die 17 Tote und 80 Verletzte forderten, hatten bei den Christen von Yohanabad, einem christlichen Quartier von Lahore, Wut ausgelöst. Sie warfen der örtlichen Polizei vor, untätig zugeschaut und die Gebäude nicht beschützt zu haben. Dieser Zorn führte zu unkontrollierbaren Ausschreitungen, bei denen zwei der Beihilfe verdächtigte Muslime vom Mob getötet wurden. Die pakistanischen Medien nutzten die Nachricht, um die Feindseligkeit gegenüber der christlichen Gemeinschaft zu schüren. In der Folge wurden die 42 Christen verhaftet und wegen Mordes angeklagt.

Während ihrer Inhaftierung mussten diese Christen mit den Familien der beiden Opfer eine finanzielle Vereinbarung treffen, um jeglichen Einwand gegen ihren Freispruch auszuräumen. Nach pakistanischem Recht ist dies ein unumgänglicher Schritt vor der Rechtsprechung.

Freilassung unter einer Bedingung

Im Mai 2017 wurde bekannt, was der stellvertretende Staatsanwalt den 40 Christen gesagt hatte: dass sie freigelassen würden, wenn sie zum Islam konvertierten. Er wurde daraufhin wegen Proselytismus als schuldig befunden und seines Amtes enthoben. Der Fall sorgte für Wirbel im Regierungsapparat. «Heute danken wir Gott, aber wir können nicht vergessen, welch brutale Realität wir erlitten haben. Vor uns liegt ein langer Weg, um körperliche, emotionale und geistliche Heilung zu erlangen», gibt einer der Befreiten zu bedenken. «Bitte betet, dass uns die richtigen Menschen umgeben.»

Terrorismus-Anklage soll abgewiesen werden

Bereits im Mai 2018 brachte Senator Farhatullah Babar den Fall zur Sprache. Er forderte, dass die Terrorismus-Anklage gegen die verhafteten Christen abgewiesen werde: «Vor drei Jahren wurden in Yohanabad zwei Kirchen angegriffen, was den Tod von zahlreichen christlichen Bürgern zur Folge hatte. Die örtliche Bevölkerung organisierte Demonstrationen, um gegen den Tod ihrer Mitbürger zu demonstrieren, was ihr volles Recht war. Nun schmachten diese Menschen aber im Gefängnis!» Anschliessend erklärte der Sonderausschuss für Menschenrechte des pakistanischen Senats, «die Terrorismus-Anklage gegen die verhafteten Christen sollte fallen gelassen und sie sollten vor ein Zivilgericht gestellt werden.» In der Zwischenzeit hat die Medienwirkung um die Freilassung von Asia Bibi bestimmt die Haltung der Behörden beeinflusst. Ein hoher Beamter sagte sogar: «Wir alle sind bereit, der extremistischen Mentalität ein Ende zu setzen und das Land in eine tolerante und gemässigte Gesellschaft zu verändern.»

Ein positives Echo für die pakistanischen Christen, die als Bürger zweiter Klasse behandelt werden? «Wir möchten, dass die Regierung den Christen den Rang und das Recht einräumt, die ihnen zustehen», hoffen sie.

Zum Thema:
Pakistan: Todesurteil gegen Asia Bibi aufgehoben
Veränderung in Pakistan?: Mehr Gerechtigkeit bei Blasphemie – doch Mädchenraub ufert aus
Um Übergriffe zu vermeiden: Christliche Eltern geben Kindern in Pakistan muslimische Namen

Datum: 14.02.2020
Autor: Open Doors CH
Quelle: Open Doors CH

Werbung
Livenet Service
Werbung