Lepra wird auf UN-Ebene gehört

«Menschen mit Behinderungen sollen würdiges Leben haben»

Professor Dr. Markus Schefer (links) und Mathias Duck (v.l.n.r)
Prof: Dr. Markus Schefer, Mitglied des UNO-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderung trifft einen Lepra-Betroffenen, der gleichzeitig für die Fürsprache-Arbeit der Lepra-Mission tätig ist.

«Lepra ist auf dem Radar des UNO-Behindertenausschusses. Menschen mit Behinderungen sollen ein ebenso würdiges Leben und die gleichen Möglichkeiten wie alle anderen haben. Doch dazu braucht es Geduld und einen langen Atem», sagte Markus Schefer zu Mathias Duck, Global Advocay Lead der weltweiten Lepra-Mission.

UN-Arbeit mitgestalten

«Markus Schefer ermutigte uns mitzuwirken, was wir sehr gerne tun. Periodisch überprüft der UNO-Behindertenausschuss die Situation in einem Land. Da können wir als Lepra-Mission einen Bericht zur Lage der Lepra-Betroffenen einreichen», erklärte Markus Freudiger, Geschäftsleiter der Lepra-Mission Schweiz. «Der Bericht soll klare Forderungen enthalten, damit der Ausschuss damit arbeiten kann.»

Den Unterschied machen

«Wenn auf UN-Ebene etwas besprochen wird, ist das gut», bewertet Mathias Duck. «Aber es bedeutet noch nicht sehr viel. Wenn es dann um ein konkretes Land geht, müssen die Berichte über die Missstände folgen – mit den entsprechenden Empfehlungen. Damit kann in der Nation gearbeitet werden. Ein langwieriger Prozess, aber nur so kann für die Betroffenen etwas bewirkt werden.»

Weiter betont Mathias Duck: «Wir wollen, dass es einen Unterschied macht, für leprabetroffene Menschen in einem kleinen Dorf in Indien. Für diese sind solche Änderungen existenziell.» Es gebe Dienst- und Hilfeleistungen, aber die Betroffenen wissen nicht davon. Hier seien Regierung und Organisationen gefragt – was durch die Hinweise und Empfehlungen der Vereinten Nationen gefördert wird.

Stigma und Scham

Markus Schefer: «Menschen, die eine Lepra-Erkrankung vermuten, lassen sich aus Angst vor dem Stigma oft nicht offiziell registrieren. So gesehen ist Lepra selbst eine Behinderung, nicht nur die Folgeschäden». Wie auch Mathias Duck aus Paraguay selbst erfuhr: «Als bei mir Lepra entdeckt wurde, erzählte ich das meiner Frau, hielt es aber sonst geheim. Es dauerte drei Jahre, bis ich frei darüber sprechen konnte. Meine bange Frage war: Wie werden die Leute reagieren und werden sie möglicherweise zurückschrecken? Ich erlebte es nie, dass die Menschen mich anders behandelten. Aber es ist da, in der Gesellschaft. Einige sprechen von Selbst-Stigmatisierung. Ich mag lieber den Ausdruck 'internalisiertes Stigma'. Dies weil das Stigma real ist: Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt schon zehn Monate in einem Lepra-Spital. Mitarbeiter wurden wegen ihrer Arbeit gesellschaftlich stigmatisiert, teilweise durften ihre Kinder nicht mehr in die Schule. Diese Sachen sind nicht mehr so ausgeprägt, wie es einmal war – aber sie sind noch da.» Gerade deshalb sei die nun auch bei der UNO gehörte Stimme der Lepra-Mission wichtig.

Über die Lepra-Mission

Die Lepra-Mission Schweiz engagiert sich seit 118 Jahren für die Ärmsten. Sie begleitet und unterstützt Spitäler und Projekte in Asien und Afrika und ist Teil der weltweiten Lepra-Mission, die in über 30 Ländern tätig ist. Als führende Lepra-Organisation hilft sie Menschen, die wegen Lepra oder Behinderung ausgegrenzt sind. Sie arbeitet mit ihnen zusammen, um sie aus der Krankheit und Armut in ein selbstständiges und würdiges Leben hineinzuführen. Das Beispiel von Jesus Christus inspiriert, ganzheitlich zu helfen.

Datum: 23.01.2023
Quelle: Lepra-Mission Schweiz

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