Erst aus den Medien erfahren

China ernennt einseitig katholischen Bischof

Flagge von China
In China müssen sich alle Christen unterordnen. Jetzt hat die Regierung eigenmächtig einen regierungstreuen Bischof eingesetzt, ohne den Vatikan darüber in Kenntnis zu setzen.

Wie Radio SRF mitteilte, hat die chinesische Regierung in Eigenregie den regimetreuen Joseph Shen Bin als neuen Bischof von Schanghai eingesetzt. Der Vatikan habe erst im Nachhinein und aus den Medien davon erfahren. «Das spricht Bände», kommentiert der in China lebende freie Journalist Fabian Kretschmer.

Peking schert sich um Vertrag

Eigentlich gibt es ein Abkommen zwischen Peking und dem Vatikan, das der Kirchenführung in Rom ein Vetorecht bei der Ernennung eines Bischofs in China einräumt. «Doch der aktuelle Fall zeigt, dass das nicht funktioniert», sagt Kretschmer. Offenbar sei hinter den Kulissen ein Machtkampf zwischen Peking und dem Vatikan im Gange.

Papst Franziskus hat 2022 den Vertrag mit der chinesischen Regierung für weitere zwei Jahre verlängert, nach dem sich der Vatikan zwar ein Vetorecht vorbehält, sich aber grundsätzlich verpflichtet, die von China ernannten Bischöfe anzuerkennen (Livenet berichtete).

Der Vatikan hat den neuen Bischof von Shanghai denn auch nachträglich anerkannt und «teilt in einer knappen Mitteilung mit, man hoffe, dass die Entscheidung das nächste Mal nicht so einseitig gefällt werde», so Radio SRF.

Je mehr Druck …

Chinas Hauptinteresse ist es, die Religion unter die Kontrolle der Partei zu stellen. Das hat Xi Jinping auf der zweiten nationalen Religionskonferenz im Jahr 2021 deutlich gemacht. Das bedeutet, dass alle Protestanten der von der Partei kontrollierten Drei-Selbst-Kirche beitreten und alle Katholiken sich der Patriotischen Kirche anschliessen sollten, die international bisher isoliert war.

Die fünf Gremien, die im Auftrag der kommunistischen Partei die Religion verwalten – die Drei-Selbst-Kirche für die Protestanten, die Patriotische Kirche für die Katholiken und ähnliche Gremien für Muslime, Buddhisten und Taoisten – müssen in China sicherstellen, dass das Gedankengut Xi Jinpings und der kommunistischen Partei in allen Gotteshäusern gelehrt wird, ohne dass dabei auf die Religion verwiesen wird.

Trotz dieser Versuche, die Religion in das kommunistisch-nationalistische Korsett zu pressen, wächst das Christentum in China nach wie vor stark.

… desto mehr Wachstum

«Eigentlich wäre das Bedürfnis nach Spiritualität in China extrem gross», bestätigt auch Kretschmer. Die kommunistische Partei habe es nicht geschafft, ein Wertesystem aufzubauen. «Es ging immer nur um Wirtschaft und Wirtschaftswachstum. Das hat bei vielen Leuten ein Bedürfnis für Freiräume und Harmonie entstehen lassen.» Das Christentum habe dieses Bedürfnis vieler Chinesinnen und Chinesen nach moralischen Werten befriedigen können. Entsprechend stiegen die Zahlen der sich als Christen bezeichnenden Chinesen stetig an, so der Journalist.

Experten rechnen damit, dass China das Potential hat, die USA als grösste christliche Nation der Erde zu überholen.

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Datum: 22.07.2023
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Radio SRF

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