Christliche Blasmusik hat Wirkung
In der Brassband-Szene der Schweiz ist der Name Matthias Siegenthaler kein unbeschriebenes Blatt. Der 41-jährige Familienvater aus Affoltern im Emmental ist leidenschaftlicher Musiker und eine Inspiration für viele.
Blasmusik: Mehr als eine Karriere
Die Musikkarriere von Matthias begann ganz unauffällig. Er lernte Blockflöte, dann Klavier und schliesslich Cornet. Während seiner Zeit am Gymnasium übte er intensiver und nahm an Schweizerischen Wettbewerben teil – mit Erfolg. Ein Musiklehrer ermutigte ihn, sich fürs Musikstudium zu bewerben. Nach bestandener Prüfung studierte er fünf Jahre Trompete. Später absolvierte er das zweijährige Berufsstudium der Blasmusik Direktion. Seither unterrichtet Matthias an zwei Musikschulen im Emmental.
Heute wird er regelmässig von der Brassband Berner Oberland (BBO) und als «Zuzüger» im Opernhaus Zürich für Einsätze angefragt. Zuweilen wird er auch als Solist engagiert. Das gefällt ihm. «Wo mit Leidenschaft musiziert wird, fühle ich mich wohl. Wenn sogar noch ein hohes musikalisches Niveau besteht, ist das umso schöner.» Ja, Matthias Siegenthaler hat eine Leidenschaft für gute Blasmusik. Aber das ist nicht alles: In der Blasmusik sieht er eine hervorragende Möglichkeit, Jesus zu bezeugen und junge Menschen zu prägen.
Posaunenchöre sind präsent
Der Name «Posaunenchor» steht für christliche Blasmusik. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist ein Posaunenchor in der Schweiz eine vollwertige Brassband. Landesweit gibt es viele davon und etliche füllen regelmässig die Konzerthallen. Im Gegensatz zu anderen Konzerten und Festivals fällt die Werbung meist bescheiden aus – und selbst verbindliche Mitglieder von Freikirchen nehmen die Szene oft nur am Rand oder überhaupt nicht wahr.
Jährlich kommen Tausende von Konzertbesuchern in den Genuss guter Blechmusik und in Berührung mit dem Evangelium – kurze Inputs über den Glauben gehören bei Posaunenchorkonzerten einfach dazu.
Werbeträger für das Evangelium sein
Oft herrscht das Vorurteil, dass Posaunenchöre auf tieferem Niveau spielen als anderen Brassbands. Matthias, welcher den Posaunenchor Lützelflüh-Grünenmatt dirigiert, richtet sich nicht nach dieser Meinung. «Was uns ausmacht, ist, dass wir Werbeträger des Evangeliums sind. Und genau deshalb wollen wir auch in musikalischer Hinsicht unser Bestes geben.»
Die Angst, ein hohes musikalisches Niveau könne in Konkurrenz zum Evangelium stehen, kann Matthias nicht nachvollziehen. «Das ist, als würde sich jemand im Job weniger anstrengen, um als Christ positiv aufzufallen – das wäre doch dumm.»
Bei den Leuten sein – mit guter Musik
Damit der Posaunenchor Lützelflüh-Grünenmatt mit säkularen Brassbands in Kontakt kommen kann, meldete er sich für ein kantonales Musikfest an. Überraschend gewannen sie ihre Kategorie. «Das war für uns alle eine grosse Motivation.» Interessant war, dass auch viele Bläser von konkurrierenden Brassbands von Matthias ausgebildet worden waren.
In den vergangenen Jahren wurde Matthias zunehmend angefragt, als Instrumentallehrer oder Dirigent in Musiklager, als Experte an Musiktagen oder als Juror an Solistenwettbewerben teilzunehmen. Das alles sieht er als Vorrecht, seine Leidenschaft auszuleben, aber auch als Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten.
Ein Herz für die Jugend
Matthias liegen Jugendliche am Herzen: «Sie sollen ihr Potential nicht verschwenden, sondern ausschöpfen.» Er will fördern und dabei nicht vergessen, dass niemand zu jeder Zeit sein volles Potential abrufen kann. «In einer Brassband kann jeder einen Beitrag leisten, der für das Ganze wertvoll ist. Als Dirigent geht es mir nicht primär darum, eine möglichst gute Formation zu übernehmen, als vielmehr die bestehenden Musiker zu fördern und zu einem Kollektiv zu formen.»
Matthias will Jugendliche anleiten, ihr Bestes zu geben. Dabei geht es nicht nur um Musik, sondern ums ganze Leben. «Ich betrachte Menschen in ihrer Ganzheit und setze mich dafür ein, dass sie ihren Platz finden können.» Mit diesem Anliegen ging ein langjähriger Traum in Erfüllung, als im Januar 2020 die erste Probe der Jugendmusik «Future Band Lützelflüh-Grünenmatt» stattfand. Oft sagt jemand: «Hätte ich den Posaunenchor nicht gehabt, weiss ich nicht, wo ich heute wäre.» Während den herausfordernden Jahren des Erwachsenwerdens haben sie in Posaunenchören ein Zuhause gefunden.
Blasmusik während Lockdown und Schutzmassnahmen
Das Corona-geprägte 2020 ging auch an den Posaunenchören nicht spurlos vorüber. Matthias war froh, als für eine Zeit wieder gemeinsame Proben stattfinden konnten. «Unsere Musiker wollen spielen und die Auftritte sind unser Ziel.» Ob dies in diesem Jahr noch möglich sein wird, ist fraglich. Immerhin konnte die Formation jedoch mit ein paar Open-Air-Konzerten wertvolle Erfahrungen sammeln.
Zum Thema:
Neue Brass-Band-CD: «Entflammte Herzen»
Open Air-Jubiläum in Grenchen: Gospel und Hoffnung hinter Gittern
Vaduz, Zürich, Biel: «Life on Stage»-Vorfreude trotz Livestream-Zwang
Datum: 02.11.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet