Im Iran

Gemeindeleiter ins Exil verbannt

Saheb muss wieder ins Exil
Saheb, ein 42-jähriger christlicher Leiter, der aufgrund seines Glaubens bereits fünf Jahre lang inhaftiert und zu Peitschenhieben verurteilt worden war, wurde erneut geschlagen und muss nun mit zwei Jahren Exil rechnen.

Am Sonntag, den 25. Juni, wurde Pastor Zaman, bekannt als Saheb, ausgepeitscht, weil er Christ ist. Er hatte sein Haus in Rasht im Nordiran verlassen und war nach Teheran gereist, in der Hoffnung, im Gegenzug eine vor langer Zeit vorgelegte Besitzurkunde für seine Freilassung auf Kaution zu erhalten. Doch anstatt die Besitzurkunde zu erhalten, wurde Saheb mitgeteilt, dass trotz seiner kürzlichen «Begnadigung» zwei Strafmassnahmen weiterhin in seiner Akte vermerkt und noch nicht vollstreckt worden waren: 50 Peitschenhiebe, weil er nach einem Hafturlaub nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt war, und ein zweijähriges Exil in der Stadt Nehbandan südöstlich von Teheran im Rahmen einer separaten Verurteilung wegen «Verbreitung von Propaganda gegen das Regime».

Ein vertrautes Dilemma

Saheb erhielt seine 50 Peitschenhiebe an Ort und Stelle, während seine Frau Marjan draussen auf ihn wartete. Anschliessend wurde ihm mitgeteilt, dass er sich «in den nächsten Tagen» den Behörden in Nehbandan, nahe der afghanischen Grenze, stellen müsse.

Marjan sagte Saheb, dass sie bereit sei, ihn ins Exil zu begleiten, aber Saheb wollte nicht, dass seine Familie die Strafe mit ihm zusammen erleiden muss oder von ihrem Zuhause und ihren Freunden getrennt wird. Saheb und seine Familie müssen sich nun auf eine weitere Trennung vorbereiten, und Marjan muss sich allein um den neuen Lebensmittelladen kümmern, den das Paar nach Sahebs Freilassung gemeinsam eröffnet hat.

Exil in den ärmsten Provinzen des Landes

Sahebs Freund und ehemaliger Gefangener, Pastor Yousef Nadarkhani, wurde seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis ebenfalls ausgepeitscht. Warum ist das so? Auch ihm wird vorgeworfen, nach einem Hafturlaub nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt zu sein – und ihm droht eine zweijährige Verbannung nach Nikshahr, 720 Kilometer südlich von Nehbandan. Nikshahr und Nehbandan liegen in zwei Provinzen, die zu den ärmsten im Iran gehören.

Die islamische Republik, die auf dem Weltverfolgungsindex 2023 auf Platz 8 liegt, geht besonders hart gegen Christen mit muslimischem Hintergrund vor. Sie sind willkürlichen Verhaftungen und langen Gefängnisstrafen ausgesetzt, in denen sie gefoltert oder anderweitig misshandelt werden. Mindestens 80 Christen sind derzeit im Iran inhaftiert, wobei die vielen «auf Kaution freigelassenen» Christen, deren Situation sehr prekär ist, nicht mitgerechnet sind.

Wenig Aussicht auf Verbesserung

Der Druck auf iranische Christen, insbesondere auf diejenigen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, bleibt in allen Lebensbereichen extrem. Es werden immer mehr gewalttätige Vorfälle, darunter auch Entführungen, gemeldet. Die politischen Institutionen des Landes, darunter auch die Präsidentschaft, werden alle von Hardlinern dominiert, die das Christentum im Allgemeinen und den Übertritt zum Christentum im Besonderen nicht tolerieren. Die staatliche Überwachung nimmt zu und die Behörden üben einen immer stärkeren Einfluss auf das Leben und die täglichen Aktivitäten aus – eine Haltung, die sich in den harten Reaktionen auf die Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini am 16. September 2022 widerspiegelt.

Gebetsanliegen

  • Beten wir für Saheb und seine Familie, die getrennt voneinander leben müssen. Möge Gott ihnen in dieser schwierigen Zeit Geduld und Frieden geben und sie bald wieder vereinen.
  • Beten wir für alle Christen, die im Iran im Exil leben. Neben der Trennung von ihren Familien müssen sie starken sozialen Druck aushalten und sich unter schwierigen Umständen um eine Arbeitsstelle bemühen.
  • Beten wir, dass die iranische Regierung die Kriminalisierung von Christen mit muslimischem Hintergrund einstellt.

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Datum: 08.07.2023
Quelle: Open Doors Schweiz

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