«Der unerschütterliche Glaube der ‘Flying Fijians’»
Viel Feind, viel Ehr: Die wackeren Ozeanier konnten sich nicht über mangelnde Gegnerschaft beklagen. In der Gruppenphase wollten wesentlich grössere Nationen (Olympia-Gastgeber Frankreich, die USA und Uruguay) gegenüber dem «Gallischen Dorf des 7er-Rugby» – wie Livenet die heroischen Fidschi-Rugby-Athleten hiermit weltexklusiv nennt – aufmüpfig werden. Doch die Mini-Nation wusste sie alle niederzuringen.
Im Viertelfinale standen die Südsee-Sportler dann den Rugby-Schlacht-erprobten Iren gegenüber. Doch diese wurden von der Rugby-Grossmacht Fidschi ebenso aus dem Turnier geworfen, wie Australien im Halbfinale, im Ozeanien-Derby. Im Finale dann stand Fidschi erneut Frankreich gegenüber und musste sich erst an dieser hehren Stelle, also im Endspiel, geschlagen geben.
Ein Gedanke, den wir natürlich nur hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton zu äussern wagen und den wir sogleich wieder als Hirngespinst vergessen wollen: Hat Fidschi den Gegner sogar unterschätzt? Das französische Team hatte im 7er-Rugby ausserhalb der europäischen Wettbewerbe keiner Fliege etwas zuleide getan, während Fidschi bei den Olympischen Spielen wie auch bei den Weltmeisterschaften ein Gewohnheitsrecht auf eine Medaille besitzt.
Gott an erster Stelle
Der amtierende Fidschi-Trainer Osea Kolinisau empfängt seine Instagram-Besucher mit einem «GOD 1st» («Gott an erster Stelle»). Mit dem Hashtag «#gratefulandblessed» («dankbar und gesegnet») untermauert Iosefo Masi seinen Empfang der Silbermedaille.
Nationalspieler Sevuloni Mocenacagi verweist in seinem Profil auf die Bibelstelle in Jeremia Kapitel 29, Vers 11. Dort steht: «Denn ich weiss wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.»
Insgesamt macht jeder Spieler, der einen eigenen Insta-Kanal hat, einen biblischen Bezug. Wie etwa Josaia Raisuqe, der ebenfalls einen Bibelvers im Profil präsentiert (Johannes Kapitel 14, Vers 14: «Was ihr mich also in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun.») oder Selestino Ravutaumada, der in einem Post auf Psalm 27 verweist, Jerry Tuwai auf die Sprüche und Waisea Nacuqu setzt mehrere glaubensbezogene Hashtags.
Gott als Kraftquelle
Immer wieder nennen die Mitglieder des fidschianischen Teams Gott als ihre Kraftquelle, auch im Frauenteam, das sich ebenfalls für Paris 2024 qualifizieren konnte und den Einzug in die Finals nur um zwei Punkte verpasste.
Unter dem Titel «Behalte Gott als deine wichtigste Kraftquelle» verfasste die fidschianische Rugby-Heldin Joma Rubuti auf der offiziellen Website einen ermutigenden Appell. Sie schrieb, wie sie bei ihrer sportlichen Laufbahn von ihrer Grossfamilie unterstützt wird. Sie rät den jungen Spielerinnen: «Behaltet Gott als eure wichtigste Kraftquelle, strebt weiter und konzentriert euch auf eure Ziele.»
Auf biblischen Werten basiert
Das nehmen sich offenbar auch die männlichen Fidschi-Rugby-Athleten zu Herzen. Der Athletik-Chef des fidschianischen Teams sagte einmal auf einer Pressekonferenz, die Strategie des Teams basiere auf «Prinzipien, die alle in der Bibel stehen».
Und nach einem wichtigen Duell wurde Josua Tuisova einmal zum Mann des Spiels gewählt. Er sagte laut dem Online-Portal «Premier»: «Vor allem möchte ich Gott, dem Allmächtigen, den Ruhm und die Ehre zurückgeben – er hat uns die Kraft gegeben.» Ausserdem dankte er «der Familie zu Hause für ihre Gebete und Unterstützung.»
Naca Cawanibuka, der das fidschianische Siebener-Rugby-Team (bei dem übrigens mit sieben statt 15 Athleten gespielt wird) zu zwei aufeinanderfolgenden olympischen Goldmedaillen in Rio 2016 und Tokio 2021 geführt hat, sagt, dass die meisten Spieler im Team Kraft aus der Bibel und dem Glauben an Gott schöpfen. «Wenn man sich den Spitzensport anschaut, dann geht es bei allem um Prinzipien und Werte, die in der Bibel stehen. Ob es nun um Ehrlichkeit, Fleiss, Ausdauer, Belastbarkeit, harte Arbeit, mentale Konzentration oder den Zusammenhalt im Team geht. Und es wird eine Bruderschaft, wenn die Liebe eintritt.»
Unvergessener Gold-Gospel-Chor
Die Rugby-Herren von den Fidschi-Inseln haben zum dritten Mal in Folge das Finale erreicht – das heisst, seit die Sportart 2016 olympisch wurde, stand Fidschi immer im Finale.
Nach dem Triumph in Tokio (2021) sang das Team die Hymne «E Da Sa Qaqa», einen Teil davon auch auf Englisch. Übersetzt lautet der Text: «Wir haben gesiegt, wir haben gesiegt, durch das Blut des Lammes, durch das Wort des Herrn. Wir haben überwunden.» Eindrucksvoll, ergreifend und mit fantastischen Stimmen. Wie der «Guardian» damals berichtete, sind Lobpreis- und Anbetungslieder für das Rugby-Team der Fidschi-Inseln keine Seltenheit. Jerry Tuwai, der damalige Kapitän der Rugbymannschaft, sagte: «Wir beginnen immer mit unseren Gebeten und Liedern, und wir enden immer mit unseren Gebeten und Liedern.»
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Datum: 01.08.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet