Nah beim Publikum

Gemeinsame Tournee von Samuel Koch und Samuel Harfst

Samuel Koch und Samuel Harfst
Im Livenet-Talk sind Samuel Koch und Samuel Harfst zu Besuch. Sie erzählen von ihrer Freundschaft und der Tournee durch die Schweiz.

«Wir sind seit Jahren unabhängig voneinander immer wieder auf Tour gewesen, Sämi mit seinem Theaterprogramm, ich mit der Musik», erklärt der Singer und Songwriter Samuel Harfst. «Als wir uns dann angefreundet haben, beschlossen wir, mal zusammen aufzutreten, so haben wir gute Gründe, uns wieder zu sehen.» Das zogen die beiden Künstler knapp sieben Jahre lang durch, dann schoben sie eine Pause ein. Nun starten sie erneut und besuchen dabei auch die Schweiz. «Alte Freundschaft, neues Programm», schmunzelt Samuel Koch.

Herzen teilen

Beide Künstler bezeichnen sich als spontan, sie gehen gern aufs Publikum ein. Samuel Koch beschreibt ihr Programm so: «Wir sind zwei Freunde auf der Bühne, die etwas von ihren Herzen teilen.» Sie reden darüber, was sie bewegt, tauschen aus über Leben und Glauben. Bis anhin trug Harfst dazu seine Lieder vor, Koch las aus seinen Büchern vor. Nun hat auch der Sänger ein Buch geschrieben und Samuel Koch wird ebenfalls singen. Koch ermutigt Musiker oder Künstlerinnen: «Macht das, worauf ihr richtig Lust habt – dann transportiert sich euer Anliegen von selbst!»

Dabei müsse nicht alles perfekt daher kommen, sie griffen auch auf, was sich spontan ergebe. Harfst führt aus: «Wir sind beides Menschen, die gut improvisieren können.» Ein Stück weit könne man das lernen, aber die Reaktion des Publikums zeige, dass es genau diese «Gespräche dazwischen» seien, die Sachen, die man nicht vorbereiten könne, die nachklängen. Es sei ihnen wichtig, auf das einzugehen, was die Zuhörenden jetzt beschäftige: «Jeder Abend ist anders, und das ist auch für uns das Allerschönste.»

«Es braucht natürlich auch den Mut aller Beteiligten, sich aus dem Wohlfühlbereich der Anonymität herauszubewegen, aber dafür wird es noch unmittelbarer und ich hoffe auch noch wahrhaftiger», stellt Samuel Koch fest. Es ist schon vorgekommen, dass ein Kind auf seinen Schoss sitzen wollte, während er aus seinem Kinderbuch vorlas. Das dürfe sein, die Eltern müssten es nicht davon abhalten. «Einmal sass die deutsche Schachmeisterin im Publikum, weil es auf der Bühne um Schach ging.» So etwas gab es bisher vereinzelt, nun sei die Möglichkeit der Interaktion sozusagen mit Ansage gegeben.

Zwischen Leben und Tod

Neben ihren Vornamen verbindet die beiden Samuels, dass beide einmal fast gestorben wären. Samuel Harfst studierte in Australien an einer Privatuniversität und verdiente sich den Lebensunterhalt als Strassenmusiker. «Manche denken, das ist romantisch – doch das war es leider gar nicht», berichtet Harfst. «Ich habe mich da überarbeitet und auch nicht gut gegessen. Da haben meinem Herzen wichtige Stoffe gefehlt und es wäre fast stehengeblieben.» Er musste eine Weile zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben: «Man kann ein Herz nicht unendlich oft wieder anschubsen.» Als er damals eine Frau mit wehendem Schal ins Krankenhaus kommen sah, dachte er: «Boah, das will ich noch einmal erleben, dass mir so der Wind ins Gesicht bläst!» In seinem Buch und auch in seinen Liedern geht es daher unter anderem auch um das Glück, «das einem mit jedem Pulsschlag durch die Adern schiesst».

Einige Monate nach seinem Unfall bei der TV-Sendung «Wetten, dass...» war Samuel Koch zur Reha in der Schweiz. «Wir sind uns über deine Musik da zum ersten Mal begegnet», erinnert er sich. «Ich war damals an einem Punkt, wo ich keinen Plan mehr hatte. Ich wusste nicht mehr, was, wie, warum, weshalb.» Um ihn zu erfreuen, liess das Personal via Handy Musik für ihn laufen. So stiess er auf Lieder von Samuel Harfst. «Du bringst da eine sagenhaft positive Einstellung zum Leben rüber. Und man fragt sich, wo kommt die her?», fragt er seinen Freund. Ihren Weg und ihre Fragen dazu nähmen sie heute mit auf die Bühne, teilen sie mit dem Publikum: «Wenn du etwas selbst erlebt hast, dann nimmt man dir die Worte darüber ab.»

Wie geht man damit um?

Die Frage, wie er mit seinem Unfall umgeht, wird Samuel Koch oft gestellt. «Wo war Gott, als das geschah?» Er kenne aus der Bibel den allgegenwärtigen Gott: «Das heisst, er ist da, wo er immer war – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Da könnte man fragen: Ja, wie kann das denn sein, dass man so stürzt und so viel Schmerzen und so viel Mist erleidet?» Das sei natürlich die ganz grosse Frage: «Ich denke, das musste auch an Gott vorbei, und eines Tages werde ich ihn auch zu den konkreten, detaillierten Zusammenhängen fragen – je nachdem, wenn ich noch das Bedürfnis habe.» Er fühle sich aber von Gott getragen.

Harfst ergänzt: «Über den Schmerz komme ich viel schneller an meine Lebensthemen dran. Jeder ist wohl lieber glücklich als traurig. Und trotzdem merke ich, dass in diesen schmerzhaften Momenten Prozesse passieren, die ich für kein Geld der Welt mehr hergeben würde. Aber ich gebe zu: Sämi hat sie hart bezahlt.» Der findet: «Ich habe noch nicht die Reife, muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn ich das Geld hätte, würde ich schon dafür bezahlen, dass ich die eine oder andere Erfahrung nicht hätte machen müssen…» Dennoch stellte der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck einmal fest: «Samuel Koch ist der Mutmacher der Nation.»

Nichts ist selbstverständlich

«Glück ist, was man die ganze Zeit hat», findet Samuel Harfst. «Man kann es leicht übersehen, wie die Brille, die man verzweifelt sucht, während sie einem auf der Nase sitzt.» Als er wieder selbständig unterwegs sein konnte, habe er sich oft gedacht: «Wir wissen eigentlich gar nicht, wie viel Glück wir haben: dass uns noch mal der Wind in die Haare bläst.»

So sprechen die beiden Künstler auch auf der Bühne offen über Gott und ihre Erfahrungen mit ihm. Harfst zitiert Carl Gustav Jung. «Der wurde gefragt: Glauben Sie an Gott? Seine Antwort: 'Nein, denn ich weiss, dass es ihn gibt.'» Weiter habe Jung gesagt: «Probleme sind nicht immer da, um gelöst zu werden, sondern um die Spannung zu generieren, die man 'das Leben' nennt.» So versucht Samuel Koch, sein Leben mit Humor anzunehmen. «Wie soll ich es denn sonst nehmen?», fragt er lächelnd. «Schiller hat mal gesagt, dass die Komödie der Triumph über die Tragödie ist», zitiert der Schauspieler den Autor. Harfst ergänzt: «Wir hätten nicht gedacht, dass wir so viel zu lachen haben auf der Bühne.» Die beiden freuen sich auf die neue gemeinsame Tournee und bereichernde Begegnungen mit ihrem Publikum.

Am 16. Oktober findet eine Konzertlesung mit Samuel Harfst und Samuel Koch in der Westhalle Thun statt.

Hier gehts zum Talk:

Infos zur Tournee:
Konzertlesung

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Datum: 01.10.2024
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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