Initiative Schöpfung

Gemeinsam unterwegs für Gottes Schöpfung

Christian Brenner
Dr. Christian Brenner ist Mitinitiator der Initiative Schöpfung. Über seine Hoffnungen für das Projekt und über seine persönlichen Ziele äussert er sich im Gespräch mit Martin Gundlach.

Die Initiative Schöpfung ist ein Netzwerk verschiedener Organisationen, Kirchen und Werke. Unter dem Motto «Staunen. Hoffen. Handeln.» machen sie Angebote sichtbar, die sich im christlichen Umfeld für Nachhaltigkeit und die Schöpfung einsetzen. Im Aktionszeitraum ab September 2024 ist die Initiative mit Aktionen, Veranstaltungen und einer wachsenden Ideenplattform unter www.initiative-schoepfung.net gestartet. Bereits mit dabei sind verschiedene Partnerorganisationen wie die Evangelische Kirche in Deutschland, SCM Verlagsgruppe, CVJM und Brot für die Welt. Einer der Urheber der Initiative Schöpfung, Dr. Christian Brenner, erklärt die Hintergründe.

Wie verläuft deine eigene Biografie mit dem Thema «Schöpfung»?
Dr. Christian Brenner: Ein Freund von mir, der kein Christ ist, setzt sich seit vielen Jahren für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur ein. Er hat mir – ohne es zu wollen – den Spiegel vorgehalten: Er hat sich viel verantwortlicher für die Schöpfung eingesetzt, als ich es zu dem Zeitpunkt tat. Meine Lebensweise war mit einer Schöpfungstheologie nicht in Einklang zu bringen. Es wuchs der Wunsch, etwas zu ändern.

Und was war das konkret?
Es fing an mit der Frage: Wie ernähre ich mich? Weitere Themen kamen hinzu – Konsum, Kleidung, Müllvermeidung und Energie. Vor allem aber bewegt mich die Frage: Wie können wir angemessen in und mit der Schöpfung leben und sie im Sinne Gottes durch unser Leben bebauen und bewahren?

Was änderst du aktuell?
Tatsächlich ist das Thema Ernährung für uns weitergegangen. Anfangs haben wir uns gefragt, wie wir nachhaltigere Lebensmittel bekommen können. Wir hatten in unserem Dorf eine kleine Einkaufsgemeinschaft und haben zentral einmal die Woche regionale Produkte bezogen. Diese Idee hatte eine Nachbarin gehabt, da haben wir gerne mitgemacht. Im letzten Jahr haben wir dann die Entscheidung getroffen, vegetarisch zu leben. Die Klimabilanz pflanzlicher Nahrung ist besser, vegetarisch zu kochen lädt zugleich ein, gesünder zu kochen. Unsere Kinder haben den Wunsch formuliert, die Ernährung umzustellen – das haben wir dann getan. Aktuell frage ich mich, wie wir beim Thema Verkehr und Mobilität einen nächsten Schritt gehen können.

Zwei Jahrzehnte zurück: In einigen christlichen Kreisen herrschte die Meinung vor, dass es vor allem um die Rettung der Seelen gehe und nicht um die Rettung der Schöpfung und der Natur, der Tiere, Pflanzen und Meere. Wie erklärst du dir diese Polarisierung, die ja auch heute noch nicht vom Tisch ist?
Nun ja, ich denke, es ist nicht richtig, das eine Thema mit dem anderen gleichzusetzen. Oder das eine gegen das andere auszuspielen. Es geht stattdessen darum, danach zu fragen, was Gott für unsere Welt auf dem Herzen liegt. Er hatte das Zutrauen, uns diese Welt anzuvertrauen. Jetzt ist es für uns dran zu zeigen, dass wir dazu in der Lage sind, den Auftrag von Bebauen und Bewahren ernst zu nehmen – und dabei alle Geschöpfe im Blick zu haben.

Du bist einer der Urheber der «Initiative Schöpfung». Das ist ein Bekenntnis. Bist du dafür jemals kritisiert worden?
Mit Kritik bin ich nicht unbedingt konfrontiert worden. Wir machen eher die Erfahrung, dass eine Lebensweise, die die Realität des Klimawandels ernst zu nehmen versucht, immer noch einer gewissen Rechtfertigung bedarf. Ich frage mich, ob es hier nicht einer Umkehr der «Beweislast» bedarf? Nicht im Sinne von: «Warum lebst du vegetarisch?» Sondern eher: «Woher nehme ich mir die Freiheit, einfach so weiterzumachen?»

Wie ist die Idee für die «Initiative Schöpfung» entstanden?
Ein paar Leute haben sich die Frage gestellt: Wie kann in unserem christlichen Kontext für die Themen «Schöpfung» und «Klimagerechtigkeit» eine «Für»-Initiative entstehen? Wir sind Teil der Schöpfung, es ist gut, sich «für» sie zu engagieren. Gerade angesichts der Dringlichkeit der Themen ist es wichtig, dass wir als Christen unsere Stimme eintragen – denn wir schauen noch einmal anders auf manche Themen, als es Politik und Gesellschaft tun. Und deswegen war am Anfang der Gedanke da: Können wir nicht etwas starten, wo sich viele einklinken können?

Was ist dein Ziel bei dieser Initiative?
Mein persönlicher Wunsch ist, dass Menschen, die schon unterwegs sind, Rückenwind kriegen, weitere Schritte zu gehen. Und dass die Leute, die sich noch nicht auf den Weg gemacht haben, eingeladen werden, sich als Christen für die Schöpfung bzw. Klimagerechtigkeit einzusetzen. Ich wünsche mir, dass viele etwas entdecken, bei dem sie sagen: Hier kann und möchte ich mich gerne engagieren.

Wer steht dahinter?
Alle, die mitmachen! Es ist eine Mitmach-Initiative, das heisst, die Initiative wird dann lebendig, wenn sie zu einer Austauschplattform für möglichst viele wird, die Ideen und Impulse teilen, aber auch Misserfolge und gute Erfahrungen offen legen. Wir müssen uns in den Themen gemeinsam auf den Weg machen, nur dann können wir etwas verändern.

Wann ist die «Initiative Schöpfung» erfolgreich gewesen?
Wenn Leute sagen: Ich habe einen Einstieg gefunden, mich in meinem Lebensumfeld für die Schöpfung zu engagieren. Oder ich bin neu motiviert worden, an etwas dranzubleiben. Denn das bedeutet einen Schritt nach vorne.

Für viele Menschen kommen die Themen «Nachhaltigkeit» und «Klimagerechtigkeit» mit einer gewissen Schwere einher.
Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt, aus dem Staunen über die Schönheit und Vielfältigkeit der Schöpfung ins Hoffen und Handeln zu kommen. So kann ein gutes Leben für alle – auch unsere Mitgeschöpfe – möglich werden.

Aber ohne die Begriffe «Begrenzung» und «Verzichten» wird es nicht gehen.
Ich denke, es ist wichtig anzuerkennen, dass wir an vielen Stellen über ein angemessenes Mass hinaus gelebt haben. Deshalb sagen ja auch viele, dass sie sich begrenzen möchten. Grundsätzlich ist es so, glaube ich, für uns in Deutschland – und das gilt tatsächlich für die meisten von uns: «Weniger ist zunächst mal immer noch mehr als genug». Für viele andere gilt in dieser Welt gilt «Weniger ist leer». Von daher ist Verzicht und Begrenzung auch ein Beitrag für das Miteinander.

Zur Website:
Initiative Schöpfung

Zum Thema:
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Datum: 17.10.2024
Autor: Martin Gundlach
Quelle: Magazin Aufatmen 3/2024, SCM Bundes-Verlag

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