Lehmann benannte in seiner Rede Kriterien für einen Dialog der Religionen. Er sei nur möglich, wenn man sich unbeschadet aller Unterschiede "als Ebenbürtiger unter Ebenbürtigen akzeptiert". Das Gespräch dürfe nicht durch Machtansprüche verzerrt werden. Dabei sei das Gewaltproblem von elementarer Bedeutung. Wer seine Überzeugung mit Macht und Gewalt durchsetzen wolle, grenze sich selbst aus dem Gespräch aus. Jede Religion müsse prüfen, wie weit ihr Gottesbild mit einer gewalttätigen Durchsetzung von Glaubensüberzeugungen oder Interessen einhergehe. Als weiteres Kriterium nannte der Kardinal die Achtung der Religionsfreiheit. An ihrer Anerkennung als Menschenrecht entscheide sich auch, ob eine Religion sich den Spielregeln des Zusammenlebens unter den Bedingungen der Moderne unterwerfe. Allerdings relativiere dies nicht die moralische Pflicht des Einzelnen, den wahren Glauben zu suchen und anzunehmen. Weiter verwies Lehmann auf die Freiheit jedes Menschen, zu glauben oder nicht zu glauben. Sie dürfe auch nicht durch die missionarische Ausrichtung der Religionen gefährdet werden. Aufgabe der Religion sei es, den Menschen zu eigener Verantwortung zu führen und vor falschen Autoritäten, Magie und Aberglaube zu befreien. Wesentlich sei ferner, dass die Religion die gleiche Würde der Menschen achte. Wer Rang und Wert des Menschen an seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion festmache, gefährde sich selbst und zerstöre auch andere Religionen.Religionsfreiheit
Datum: 19.03.2006
Quelle: Kipa