Haitis Bischöfe fordern Sicherheit und Stabilität
Die Eskalation der Gewalt, die weit verbreitete Armut, der fehlende Zugang zu Bildung und der Beinahe-Zusammenbruch der Grundversorgung sind die Hauptursachen für die Massenrekrutierung von Kindern in Haiti. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF macht deutlich, dass Kinder in einem üblen Kreislauf geraten: «Sie werden von bewaffneten Gruppen rekrutiert, die ihre Verzweiflung schüren, und ihre Zahl steigt weiter an», stellte die Generaldirektorin dieser UN-Organisation, Catherine Russell, in einer Erklärung unmissverständlich fest, wie «SRF» in diesen Tagen berichtet.
Und die deutsche «Tagesschau» spricht vor einer immensen Fluchtbewegung: «In Haiti terrorisieren bewaffnete Banden die Bevölkerung. Binnen zehn Tagen mussten mehr als 40’000 Menschen aus ihren Häusern fliehen. Zudem werden immer mehr Kinder in die Bandenkriminalität hineingezogen.»
Appell der Bischöfe
Nach Monaten der Gewalt und einer dramatischen Verschlechterung der Lage, in der kriminelle Banden ihre Kontrolle über die Hauptstadt Port-au-Prince weiter ausbauen, rufen die haitianischen Bischöfe zum Frieden auf.
Erzbischof Max Leroys Mésidor von Port-au-Prince, Präsident der Haitischen Bischofskonferenz, erklärte gegenüber der katholischen Hilfsorganisation «Kirche in Not» (KIN), dass die Gewalt seit Beginn des Monats «eine beunruhigende Wendung» genommen habe.
Nach Angaben der Vereinten Nationen haben in den vergangenen Wochen Zehntausende Menschen ihre Häuser verlassen, während die Versorgungsketten zusammenbrechen.
«Wir alle fühlen uns bedroht»
Besonders betroffen sind Kinder: Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) machen sie mehr als die Hälfte der mittlerweile 700’000 Binnenvertriebenen in Haiti aus. Die oben zitierte UNICEF berichtet, dass die Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Banden im letzten Jahr um 70 Prozent zugenommen hat. Als Reaktion auf die zunehmende Gewalt hat die UNO einen Teil ihrer Mitarbeiter aus dem Land evakuiert.
Die Bischöfe fordern die Verantwortlichen auf, den Frieden im Land wiederherzustellen. «Jeder ist auf der Hut – wir alle fühlen uns bedroht», sagte Erzbischof Mésidor, der in Port-au-Prince tätig ist.
«Frieden ist ein Geschenk Gottes»
In einer Erklärung der Bischöfe heisst es: «Der Flughafen Toussaint Louverture ist geschlossen, so dass wir vom Rest der Welt abgeschnitten sind», und dass die Hauptstadt «gelähmt» sei. «Wir können keinen Frieden ernten, wenn wir Gewalt säen», betonten die Bischöfe. «Frieden ist in erster Linie ein Geschenk Gottes, aber er erfordert auch die Anstrengungen aller Menschen guten Willens.»
Weiter steht in der Erklärung: «Wir appellieren an die Verantwortlichen, die Stadt mit Entschlossenheit zu regieren, um die Sicherheit wiederherzustellen und den Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, entsprechend ihrer vorrangigen Aufgabe, dem Gemeinwohl zu dienen.» Und weiter: «Wir appellieren auch an die Mitglieder der Regierung, an die Zivilgesellschaft und an alle bewaffneten und unbewaffneten Akteure, zu erkennen, dass es an der Zeit ist, das Problem der anhaltenden Gewalt zu lösen. Es muss etwas getan werden.»
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Datum: 02.12.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet/Christian Today