Pater Sandesh Manuel

Unkonventionell und spirituell

Pater Manuel Sandesh
Pater Sandesh Manuel ist ein unkonventioneller franziskanischer Priester. Seine Mission ist klar: Jesus Christus verkünden und den Menschen zeigen, dass seine Botschaft aktuell ist und Leben verändert.

«Ein Kloster gilt als Ort der Ruhe. Mitunter wird diese allerdings durch einen rappenden Mönch unterbrochen, wie im Franziskanerkloster in Wien», schreibt die Wiener Zeitung «Der Standard». Franziskanerkutte, Cap, Rap – Pater Sandesh Manuel bricht mit vielen Klischees und begeistert Menschen gerade auf diese unkonventionelle Art für den Glauben an Jesus Christus.

Sandesh Manuel (43) wurde in Bengaluru in Indien geboren. Seine Eltern haben die Kinder nach der Bibel benannt: Sandesh bedeutet Botschaft. Seine Schwester heisst Suba, das heisst «Die Frohe». Zusammen heissen sie also «Die frohe Botschaft». Im Alter von 17 Jahren trat Sandesh Manuel den Franziskanern bei: «Weil sie nebenan wohnten, habe ich mit ihnen schon als Kind Fussball gespielt. Da gehöre ich hin, dachte ich damals. Das waren auch so verrückte Leute. Und sie waren lustig.» 

Viele Rückmeldungen

Er studierte dann Philosophie, Theologie und Musik. 2009 wurde er zum Priester ordiniert. Derzeit studiert er Musik (Jazz und Pop) an einer privaten Musikhochschule in Wien. In Indien besuchten bis zu 2000 Gäste seine Gottesdienste. Der Wechsel nach Österreich war für ihn daher eine grosse Umstellung. Nicht nur, weil er zuerst die deutsche Sprache lernen musste. Sandesh Manuel ist einer von zwölf Franziskanermönchen in Wien.

Ursprünglich war das Kloster mit der ältesten Orgel Wiens aus dem Jahre 1642 für 200 Mönche gedacht. Doch auch hier schafft er es mit eigenen Musikvideo auf seiner Internetseite und auf seinem YouTube-Kanal, auf sich und seine Botschaft aufmerksam zu machen. Auf seinem YouTube-Kanal hat er schon über 34'000 Abonnenten. Er bekomme viele Rückmeldungen auf seine Videos. Leute wollen ihn im Kloster besuchen oder suchen das Gespräch mit ihm. Auch das sei ein Weg zurück zum Glauben. Auch werden die Gottesdienste in Wien überdurchschnittlich gut besucht. 

Verrückte Werbung

Pater Sandesh Manuel mit Sonnenbrille

Durch Einladungen in verschiedenen Fernsehstationen wie bei Barbara Karlich, Fakt oder Fake, Licht ins Dunkel, Erlebnis Österreich, Galileo oder Kölner Treff erlangt Sandesh Manuel einen hohen Bekanntheitsgrad in Österreich und Deutschland. Der ORF hat sogar eine Dok-Sendung über ihn gemacht und im österreichischen Radio durfte er als DJ zwei Stunden lang seine Lieblingsmusik auflegen. Es gibt Leute, die meinen, dass Sandesh Manuel kein echter Pater ist, weil er so verrückte Sachen macht. Dazu sagt er: «Der Heilige Franz von Assisi war auch so ein Verrückter. Er hat sogar eine neue Bewegung gegründet, weil er arm sein wollte, barfuss herumlief und ständig Kranke und Aussätzige umarmt hat. Das war damals verrückt.»

Der Pater gibt zu, dass manche seiner Tätigkeiten verrückt sind: «Aber je verrückter meine Videos sind, desto mehr werden sie angesehen. Daher ist das alles, was ich mache, auch eine grosse Werbung für uns Franziskaner. Wir bekommen so mehr Spenden und mehr Leute kommen zu uns in die Kirche.» Die Basis für sein Wirken ist klar: «Jesus Christus ist alles für mich. Er ist meine Inspiration und meine Motivation, mein Leben auf dieser Welt als Pilger zu leben. Jesus war so menschlich und gleichzeitig ist er aber Gott. Und eigentlich war er ein Revolutionär, er hat eine neue Religion begründet.»

Der rappende Franziskaner

Manche haben ihm auch schon gesagt, er solle lieber beten als Musik machen. Doch will er seine schlafende Mutter Kirche aufwecken: «Manches ist einfach so langweilig, was da in der Kirche abläuft.» Sandesh Manuel wehrt sich gegen die strenge Theologie, die den Menschen Angst vor einem strafenden Gott macht: «Ich bete immer statt ‘Herr, erbarme dich’ lieber ‘Herr, umarme mich’. Das ist doch viel schöner. Der Mensch ist das Wichtigste, weil Gott uns liebt. So sollten wir miteinander umgehen.» Er wurde auch schon durch unkonventionelle, schauspielerisch untermauerte Predigten berühmt. 

Das Leiden im Kloster

Sandesh Manuel leidet aber auch darunter, im Kloster zu leben: «Ich wollte früher einmal eine Familie haben. Und natürlich habe ich mich mehrmals in Frauen verliebt. Ich bin ein Mensch, ich bin kein Roboter.» Das Leben als Mönch sei oft nicht menschlich. Aber er wusste schon beim Eintritt ins Kloster, dass er sich an diese Regeln halten muss. «Ich liege manchmal in meinem Bett und weine, weil ich leide. Da muss ich auch ehrlich sein. Ich finde, dass wir als Kirche ehrlicher zu den Menschen sein müssen. Denn sie spüren, wenn wir ihnen etwas vormachen.»

 

Dieser Artikel erschien bereits bei Dienstagsmail.ch

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Datum: 09.08.2023
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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