«Syrische Christen dürfen nicht Zweit-Klass-Bürger werden»
Die Gespräche zwischen den christlichen Leitern und den islamistischen Rebellen fanden in der Franziskanerkirche in Aleppo statt.
Bischof Antoine Audo von Aleppo, ein chaldäischer Jesuit, bezeichnete das Treffen als «positiv». Die Rebellen hätten versichert, dass sie die kirchlichen Gemeinschaften nicht durch Vorschriften wie geschlechtergetrennte Schulen einschränken wollten. Stattdessen wollten sie Vertrauen aufbauen, indem sie Traditionen und Gebete respektierten.
«Ich habe ihnen gesagt, dass wir als arabische Christen eine einzigartige Rolle in der Geschichte spielen», berichtet Antoine Audo. «Ich habe betont, dass Christen keine Bürger zweiter Klasse sein dürfen und dass wir gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten müssen.» Die Rebellen hätten grosses Interesse an diesen Aussagen gezeigt.
Nahrungsmittelhilfe gestohlen
Trotz dieser Zusicherungen bleiben Beobachter skeptisch. Laut David Curry von «Global Christian Relief» (GCR) haben die Rebellen bereits humanitäre Hilfe gestohlen, die für christliche Gemeinden bestimmt war. Islamistische Rebellen hätten humanitäre Hilfsgüter für 20’000 Christen in Aleppo gestohlen. Die Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Wasser und Medikamente, wurden von GCR geliefert, die sich seit zwei Jahren vor Ort für verfolgte Christen einsetzt.
«Wir haben kontinuierlich Hilfe geleistet, aber einige der Vorräte wurden von den Rebellen beschlagnahmt», erklärte David Curry von GCR, gegenüber der «Christian Post». «Ein Teil ist noch da, und wir werden ihn so vorsichtig wie möglich an die Flüchtlinge verteilen. Aber die Situation ist für Christen extrem gefährlich.»
Die christliche Bevölkerung Aleppos ist dramatisch geschrumpft. Vor dem Bürgerkrieg machten Christen etwa 10 Prozent der syrischen Bevölkerung aus, das waren rund 1,5 Millionen Menschen. Heute sind es weniger als 300'000.
Zerrissene Länder verwandeln
Der syrische Bürgerkrieg, der vor mehr als 13 Jahren begann und Hunderttausende Menschen das Leben gekostet und Millionen vertrieben hat, war zuletzt weitgehend zum Erliegen gekommen. Doch Ende November flammte der Konflikt unerwartet wieder auf. Innerhalb weniger Wochen stürzte ein Regime, das mehr als fünf Jahrzehnte an der Macht war.
Die Sorge ist gross, dass es zu neuen gewaltsamen Versuchen kommen könnte, religiöse und ethnische Minderheiten aus Syrien zu vertreiben. «Schon in den ersten Jahren des Bürgerkriegs sind viele Christen vor Verfolgung geflohen», sagt George Makeen von SAT-7. «Für uns bei SAT-7, einem christlichen Medienunternehmen im Nahen Osten und Nordafrika, ist dies ein entscheidender Moment, um eine Stimme für Frieden, Versöhnung und Freiheit zu sein. Unsere Programme fördern Verständigung, Toleranz und Vielfalt und geben Zeugnis von einem Glauben, der seinen Ursprung in dieser Region hat.»
Und weiter: «Mit Weihnachten vor der Tür blicken wir auf den ‘Fürsten des Friedens’. Unsere arabischen Programme stehen unter dem Thema: ‘Sein Name ist Immanuel ... Gott mit uns’. Wir beten, dass Christus in den ängstlichen Herzen gegenwärtig ist und dass seine Botschaft diese zerrissenen Länder verwandelt.»
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Datum: 18.12.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet / Christian Post / Crosswalk / Christian Today