Automobilbranche

Wenn die Autobauer beten

Arbeitsplätze in der Automobilbranche sind nicht mehr sichergestellt
Die Fahrzeugindustrie war jahrzehntelang nicht nur das Aushängeschild deutscher Wirtschaft. Ihre Jobs galten als gutbezahlt und sicher. Doch sie ist zum Sorgenkind geworden – und gläubige Mitarbeiter bitten Gott um Hilfe.

An einem Tag Ende Januar sitzt Johannes Weiss vor der Arbeit mit seinen Kollegen bei Mercedes-Benz zusammen. Sie treffen sich, um zu beten. Heute lautet die Tageslosung: «Herr, behüte mich wie einen Augapfel im Auge. Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.»

Beten für Arbeitsplätze

«Das passt schon zur Krise», sagt Weiss zur Eröffnung der christlichen Austauschrunde, bei der das PRO-Medienmagazin zu Gast sein darf. Es geht hier wie immer um private Sorgen, aber eben auch um den Job. Ein Mann namens Micha erzählt, dass sich noch am heutigen Tag entscheiden wird, ob er in der Firma bleiben kann. Weil er zu einer sogenannten Arbeitnehmerüberlassung gehört und nur temporär bei Mercedes ist. Seine Stelle gehört also zu den ersten, die gestrichen werden könnten. «Ich würde gerne noch bleiben», sagt er. Doch vieles ist ungewiss in diesen Tagen.

Denn die deutsche Automobilindustrie schwächelt wie vielleicht noch nie. Die Konkurrenz aus China beherrscht derzeit den Markt, die Produktion ist billiger, die Innovation um ein Vielfaches schneller. Russland ist als Handelspartner seit dem Angriff auf die Ukraine weggefallen. Dazu kommen die Zölle, mit denen der neue US-Präsident Donald Trump die Auslandsindustrie belegt. Unberechenbarkeit, besonders mit Blick auf Amerika, ist eines der Angstworte in der deutschen Automobilindustrie dieser Tage. Niemand weiss genau, was kommt. Unsicherheit dominiert. 

«In den kommenden Jahren werden wir unsere Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken», teilte der Konzern deshalb bereits im November mit. Es sind ungeahnt finstere Zeiten, in denen Mitarbeiter der Automobilbranche derzeit leben. Nicht nur bei Mercedes-Benz in Stuttgart.

«Wissen, dass wir bewahrt sind»

Das wissen auch jene, die sich regelmässig bei Mercedes-Benz zum Beten treffen. «Lasst uns trotzdem Gott im Fokus behalten», sagt Johannes Weiss, der das Treffen leitet. «Wir wissen, dass er uns vor dem Bösen bewahrt.» Die anderen stimmen im Gebet ein. «Wir wissen, dass es mehr gibt als nur unsere Arbeit», sagt einer. 

Einige Wochen später: Im Februar schliesslich wurden die Sparpläne von Mercedes-Benz konkret: Abfindungsprogramme, um Personal zu sparen, gehören ebenso dazu wie die Produktionsverlagerung von 100'000 Autos im Jahr nach Ungarn. Alles, um Kosten zu senken. Micha Weiss nun, dass er seine Stelle nicht behalten kann. Wenige Tage nach dem Gebetstreffen im Januar war klar: Er muss gehen. 

Johannes Weiss bleibt die Losung vom 28. Januar im Kopf. «Der Herr ist treu», steht da. Weiss sagt: «Ich glaube das. Gott steht zu uns.» Betet er heute mehr für seinen Arbeitgeber, also früher? Ja und Nein, antwortet er. Denn die Krise habe sich abgezeichnet, spätestens seit 2008. «Wir hängen am seidenen Faden. Und wir brauchen mehr göttliche Hilfe denn je», sagt er. 

Auch deshalb werden sich die Mitarbeiter bei Mercedes-Benz weiterhin zum Beten treffen. In der Hoffnung, dass Gott ihre Arbeitsstellen bewahrt. Aber auch, damit sie einander beistehen.

Dieser Artikel erschien bei Pro Medienmagazin.

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Datum: 17.03.2025
Autor: Anna Lutz
Quelle: Pro Medienmagazin

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