Die eingebürgerte Armeeseelsorgerin
Die Armeeseelsorgerin Sabine Herold (46) zog 1995 von Deutschland in die Schweiz und liess sich 2013 einbürgern. Im Sommer 2016 folgte freiwillig eine verkürzte Rekrutenschule und anschliessend der technische Lehrgang zur Armeeseelsorge. Eingeteilt ist sie beim Lehrverband Infanterie in Birmensdorf ZH und Aarau. Hauptberuflich ist sie reformierte Pfarrerin in Wohlen AG. Sie ist verheiratet und Mutter dreier Söhne. idea stellte ihr Fragen anlässlich des 125 Jahr-Jubiläums der Schweizerischen Gesellschaft für Armeeseelsorge.
Eine Hochdeutsch sprechende Frau in der Armeeseelsorge der
Schweizer Armee – wie fühlen Sie sich in dieser Aufgabe, Sabine Herold?
Sabine Herold: In
dieser Aufgabe fühle ich mich sehr wohl. Ich habe selten den Eindruck,
dass meine Sprache zum Problem oder Distanzhalter wird. Jede und jeder
kann und soll in der eigenen Herzenssprache sprechen. Als
Armeeseelsorgerin (Asg) bin ich gerne für die Angehörigen der Armee
(AdA) da, höre ihnen zu und berate bzw. begleite sie in ihren Anliegen.
Welchen Tipp geben Sie einer Pfarrperson, die sich überlegt, in die Armeeseelsorge einzusteigen?
Es
macht sicherlich Sinn, vorher mit schon erfahrenen Asg zu sprechen. Wer
schon Armeedienst in der Schweiz geleistet hat und gerne mit Menschen
unterwegs ist, die Kriterien der Armeeseelsorge erfüllt, wird vermutlich
ohne Probleme in diese Aufgabe hineinwachsen.
Was bewog Sie selber, diesen Schritt zu wagen?
Die
Tatsache, dass die Schweiz eine Armee hat, die unter anderem für die
Sicherheit und Verteidigung, aber auch für die Friedensförderung da ist,
ist für mich beruhigend. Zudem finde ich es toll, dass noch immer junge
Leute Militärdienst leisten, auch wenn sie genügend Möglichkeiten
hätten, diesen Dienst zu umgehen oder anders zu erbringen. Dass ich in
der Schweiz leben darf, macht mich dankbar, und so wollte ich nach
meiner Einbürgerung etwas zurückgeben – dies in Form des freiwilligen
Dienstes als Armeeseelsorgerin. Zudem mangelt es an Asg, so dass immer
wieder Aufrufe gemacht wurden. Schliesslich meldete ich mein Interesse
an, hatte einige Gespräche und sprang dann «ins kalte Wasser»
beziehungsweise in die Uniform, was ich bis jetzt nicht bereue.
Hätten Sie für sich auch ein Armee-Engagement mit Waffe vorstellen können?
Als
Asg werden wir an der Waffe ausgebildet – dies für den Ernstfall zur
Selbstverteidigung oder zum Schutz eines Menschen, den wir begleiten.
Ich habe damit keine Mühe, sondern bin da ganz realistisch.
Problematisch ist der falsche oder missbräuchliche Umgang mit einer
Waffe.
Zum Thema:
Zugang nicht eingeschränkt: Welche Religion braucht es für Armeeseelsorge?
Chef der Armeeseelsorge: Stefan Junger: «Momente der Ruhe und Besinnung tun gut»
Glaube und Militär: Gibt es den gerechten Krieg?
Datum: 26.09.2019
Autor: David Gysel
Quelle: idea Schweiz