Palästinenser warnen

«Bau des dritten Tempels kommt nicht in Frage»

Palästinensische Organisationen versuchen mit allen Mitteln, den Bau eines dritten jüdischen Tempels in Jerusalem schon im Vorfeld zu vereiteln. Immer häufiger werden Warnungen veröffentlicht, dass Israel die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelplatz zerstören wolle.
Der Felsendom steht genau über jenem Felsen, an dem sich das Allerheiligste des jüdischen Tempels befand. (Foto: Wikipedia / Orientalist)

Eine palästinensische Zeitung warf Israel jetzt vor, es wolle durch unterirdische Grabungen die Moschee einstürzen lassen. Danach planten die Juden, ihren Tempel auf den Ruinen zu errichten. «Jüdische Gemeinden aus aller Welt rufen zum Bau des dritten Tempels auf und dahinter stehe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu», warnte das Al-Aksa-Institut, das in den Aktionen eine «teuflische Verschwörung» sieht. Ein Grossteil der palästinensischen Bevölkerung betrachtet den Konflikt mit Israel nicht als politische, sondern als religiöse Auseinandersetzung.

Vorbereitungen laufen

Viele jüdische Religionslehrer erwarten, dass in Israel eines Tages wieder Tempelopfer eingeführt werden. Gruppen wie das «Third Temple Institute in Jerusalem» bereiten sich heute schon darauf vor, indem sie Priester ausbilden und Gegenstände zusammentragen, die für eine Wiedereinführung der Opferhandlungen vorgeschrieben sind. Einige jüdische Gruppen unternehmen grosse Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen.

Tempel erzwingen?

Etwas steht dem baldigen Tempelbau entgegen: An der Stelle, an der schon die ersten Tempel standen und auch der neue Tempel gebaut werden muss, erhebt sich der prächtige Bau eines der heiligsten Stätten des Islam: der Felsendom. Genauer gesagt, steht er exakt über jenem Felsen, an dem sich das Allerheiligste des jüdischen Tempels befand.

Manche religiöse Gruppen und Einzelpersonen sind in ihrem Wunsch, die biblischen Prophezeiungen zu erfüllen, zu weit gegangen. Israelische Autoritäten versetzten beispielsweise die Sicherheitskräfte von Dezember 1999 bis Januar 2000 in besondere Alarmbereitschaft, weil eine christliche Gruppierung, die als «apokalyptisch» bezeichnet wurde, geplant hatte, durch ihre Mitwirkung der Prophezeiung aus der Bibel auf die Sprünge zu helfen und gedroht hatten, den Felsendom zu sprengen, um damit den Bau des dritten Tempels zu ermöglichen.

Auch ein paar jüdische Extremisten haben mit Gewalttaten im Bereich des Tempelbergs gedroht, um ihren Willen durchzusetzen. Jegliche Gewalt dieser Art auf dem Tempelberg könnte zu einem Aufruhr unter den Arabern führen, oder sogar einen «Heiligen Krieg» auslösen, der internationale Auswirkungen nach sich ziehen würde.

Priester stehen bereit

Schon am 21. Mai 1967 erschien eine Anzeige in der Washington Post, die dazu aufrief, sich für den dritten Tempel zu engagieren: «An alle Personen jüdischen Glaubens in aller Welt. Ein Projekt zum Wiederaufbau des Tempels Gottes hat nun begonnen. Mit göttlicher Führung und Hilfe wird der Tempel gebaut werden. Er wird das Zeichen eines neuen Zeitalters des Judentums sein. Wir Juden sollten dadurch angeregt werden, unser Leben so zu führen, dass unser Schöpfer bald die Zeit für gekommen hält, uns mit einem Besuch auf dieser Erde zu belohnen. Stellen Sie sich das Gefühl vor, wenn dieses freudige Ereignis stattfindet. Gott wird den Willen, diese Arbeit zu unterstützen, in vielen Personen des jüdischen Lebens wachrufen. Führungstalente, Verwalter und Arbeiter aller Klassen werden gebraucht. Gott kennt diejenigen, die an diesem Projekt mitwirken.»

Detaillierte Vorbereitung

Angesichts dieser Voraussetzungen lassen die konkreten Vorbereitungen der Juden auf den Tempel aufhorchen. Zahlreiche Bewegungen und Institutionen warten mit fester Überzeugung auf den grossen Tag und treffen schon in allen Details die nötige Vorsorge.

Hunderte Männer werden seit Jahren intensiv in einer Talmudschule auf den aktiven Dienst im dritten Tempel vorbereitet. Dabei darf es sich nach den Vorschriften Gottes bei den Tempeldienern nur um Männer aus dem Stamm Levi handeln.

Wenn der neue Tempel steht, müssen sich die Priester einer rituellen Reinigung unterziehen. Dabei spielt die Opferung einer roten jungen Kuh eine entscheidende Rolle. Doch woher könnte man heute, nach 2000 Jahren, noch eine rote Kuh her bekommen? Auch dieses Problem löste sich, als vor einigen Jahren ein texanischer Rancher bekannt gab, dass auf seiner Weide einige der gesuchten Exemplare grasen. Die roten Kühe nach Israel zu transportieren, wäre das geringste Problem.

Alternativer Standort

Im Jerusalemer Konrad-Adenauer-Zentrum hat eine fromm-jüdische Gruppe für interreligiösen Dialog eine «Friedensvision» vorgestellt, wie sich am «Ende der Tage» Judentum, Christentum und Islam friedlich vereint den Jerusalemer Tempelberg teilen könnten. Der israelischer Talmudschüler, Joav Frankel, hat fünf Jahre lang geforscht, ob es im jüdischen Religionsgesetz oder bei «bedeutenden Rabbinern» Einwände gäbe, den Salomonischen Tempel nicht an der Stelle des Allerheiligsten, sondern ein paar Meter weiter nördlich zu errichten. Frankel behauptet, die «politischen Probleme» ausgeblendet zu haben. Gleichwohl könnte diese Idee in der muslimischen Welt einen Sturm der Entrüstung auslösen.

Frankel will sein Projekt, den jüdischen Tempel auf dem heiligen Berg wiederzuerrichten, über Al-Dschasira und andere arabische Fernsehsender den 1,3 Milliarden Moslems nahe bringen. Er glaubt fest an seine Friedensbotschaft und an die Symbiose der drei monotheistischen Religionen, obgleich er eingesteht, dass Gott da nachhelfen müsse, damit Christen und Moslems, aber auch die Juden ihre Ansichten ändern, ehe sie sich einig würden.

Datum: 24.01.2011
Quelle: Israel heute/Wallsteet online/Haaretz/Livenet

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