DR Kongo

Christliche Kirchen vermitteln mit der M23

Demokratische Republik Kongo
In der Provinz Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo toben schwere Kämpfe. Die katholische und die evangelische Kirche vermitteln nun mit den Rebellen der M23.

Trotz des Widerstands der Regierung versuchen katholische und evangelische Kirche, den Dialog zwischen den Konfliktparteien aufrechtzuerhalten, um ein «soziales Bündnis für ein gemeinsames Zusammenleben in der DR Kongo» zu erreichen. Kürzlich reisten etwa zehn Kirchenvertreter nach Goma, um mit den bewaffneten M23-Rebellen zu sprechen, die die Stadt vor 15 Tagen eingenommen haben und ihre Offensive in der Kivu-Region fortsetzen. Wie die Nachrichtenagentur «Fides» berichtet, wurden sie von Corneille Nangaa, dem Koordinator der «Alliance Fleuve Congo» (dem politischen Arm der M23), empfangen.

Kirche versucht zu vermitteln

Die Initiative wurde Anfang Januar ins Leben gerufen und gewann mit der Intensivierung der Kämpfe durch die von der ruandischen Armee unterstützte M23 an Bedeutung. Die beiden grössten christlichen Konfessionen in der DR Kongo, die katholische Kirche und die Kirche Christi im Kongo (ECC), hatten daraufhin Gespräche mit allen Konfliktparteien vorgeschlagen. Sie trafen sich auch mit Präsident Félix Tshisekedi, der jedoch einen Dialog mit der M23 ablehnte.

Dennoch kam es zu einem sechsstündigen Gespräch zwischen der M23 und dem gesetzlich anerkannten Vertreter der ECC, Pastor André-Gédéon Bokundoa, Pastor Éric Nsenga sowie dem Präsidenten und dem Generalsekretär der nationalen Bischofskonferenz des Kongo (Cenco), Bischof Fulgence Muteba Mugalu und Bischof Donatien Nshole. Auch der Bischof von Goma, Willy Ngumbi, nahm an der Begegnung teil.

Zusage für Weissbuch

Die christlichen Vertreter forderten insbesondere die Wiedereröffnung des Flughafens von Goma, um humanitäre Hilfe und die Evakuierung von Schwerverletzten zu ermöglichen. Laut «RFI» («Radio France Internationale») wurde diese Forderung jedoch abgelehnt. Die M23 machte die Wiedereröffnung vom Abzug der in der Nähe stationierten südafrikanischen Armee abhängig.

Immerhin stimmte der Vertreter der M23 zu, ein Weissbuch zu veröffentlichen, um die Zahl der zivilen Opfer zu dokumentieren (die UNO spricht von mindestens 3'000 Toten).

Grundlage für Frieden schaffen

Bischof Donatien Nshole zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Gespräch mit Corneille Nangaa, um «die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden zu schaffen und das Zusammenleben in der DR Kongo und in der gesamten Region der Grossen Seen zu fördern. Wir haben unsere Bereitschaft zum Dialog erklärt und unsere Gesprächspartner haben sich offen gezeigt.

Mehrere andere religiöse Gruppen wollen ebenfalls Vermittlungsgespräche anbieten. Die beiden christlichen Kirchen haben sich nicht dagegen ausgesprochen.

Unterdessen setzt die M23 ihre Offensive in der Region fort und greift die Streitkräfte der DR Kongo an, um die Kontrolle über die Ortschaften Kalehe und Ihusi in Süd-Kivu zu erlangen (was ihr inzwischen gelungen sein könnte), die etwa 50 Kilometer von Bukavu – die zusammen mit der Metropolregion über eine Million Einwohner zählt – entfernt liegen.

Bukavu und die strategisch wichtige Stadt Kavumu, die 35 Kilometer nördlich liegt und über einen Flughafen verfügt, werden weiterhin von der kongolesischen Armee kontrolliert, die von regierungstreuen Milizen und Truppen aus dem benachbarten Burundi unterstützt wird.

Gefahr eines regionalen Krieges droht

Das wiederholte Vorrücken der M23 und die mögliche Schlacht um Bukavu schüren die Befürchtung eines noch grösseren Kriegs, in den Armeen regionaler Staaten verwickelt werden könnten, wie es bereits im Ersten- und Zweiten-Kongokrieg von 1996 bis 1997 sowie 1998 bis 2003 der Fall war. Wegen der Beteiligung vieler afrikanischer Staaten wird der Zweite Kongokrieg auch als «Erster Afrikanischer Weltkrieg» bezeichnet.

Die DR Kongo, die Vereinten Nationen und mehrere westliche Staaten werfen Ruanda vor, die M23-Rebellen mit Truppen und Waffen zu unterstützen. Ruanda hat diese Vorwürfe weder bestätigt noch dementiert, betont aber, in Selbstverteidigung zu handeln.

Seit Anfang 2022 hat der wieder aufgeflammte Konflikt im Osten des Kongo bereits tausende Menschenleben gefordert und mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben.

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Datum: 18.02.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Info Chrétienne / Premier

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