Inschrift zum «Turmbau zu Babel» veröffentlicht
Wann genau die Menschen auf die Idee kamen, Türme zu bauen, ist unklar. Doch sicher wurde schon vor sehr langer Zeit erkannt, dass eine «überlegene» Position von Vorteil ist. Etwa in weiten und flachen Gebieten, wie zum Beispiel Steppenregionen, wo ein künstlich angelegter Hügel bessere Sicht verschaffte und es ermöglichte, dem Feind auch von oben zuzusetzen.
Mehrere Türme gebaut
Der Turm zu Babel habe eine Seitenlänge von je 91,5 Metern gehabt und sei rund 90 Meter hoch gewesen. Er erlitt ein wechselvolles Schicksal. Zuerst von dem legendären Jäger Nimrod aus der Bibel erbaut, wurde er vom Assyrerkönig Sanherib zerstört. Sein Nachfolger Asarhaddon liess ihn wieder aufbauen. Allmählich verkam der Turm, und der Herrscher Nabopolassar liess ihn wieder restaurieren. Sein Nachfolger Nebukadnezar II tat es ihm gleich.
Nun befindet sich eine Stele (eine Stele ist eine senkrecht im Boden stehende, mit Hieroglyphenschrift versehene Steinplatte) aus der Zeit von Nebukadnezar II im Besitz des norwegischen Geschäftsmanns Martin Schøyen. Obwohl ihre Existenz schon bekannt war, wurde die Inschrift erst kürzlich veröffentlicht.
Diese Inschrift gebe Auskunft über die Bauleute: «Ich dienstverpflichtete alle Länder überall, jedermann und jeden Herrscher.» Dies wird von einigen Leuten als Hinweis darauf gedeutet, dass auf der Baustelle eine babylonische Sprachenverwirrung geherrscht haben könnte, so wie es im (1. Buch Mose, Kapitel 11) beschrieben wird.
«Nicht relevant»
Wie das Magazin «Idea-Spektrum» berichtet, enthalte dieser Fund jedoch keine neuen Erkenntnisse über den ursprünglich biblischen Turm. Das sagt der Archäologe Peter van der Veen. Der Turm, den Nebukadnezars restaurierte, war nicht mehr der biblische Turm. Dieser Turm wurde erst rund 900 Jahre später erneuert. Deshalb könne sich – zeitlich gesehen – die Inschrift nicht auf den ersten Turm zu Babel beziehen. Nebukadnezar habe den Turm nachbauen lassen.
Der Hinweis auf der Stele bestätige nur, dass die babylonischen Herrscher Kriegsgefangene aus zahlreichen Ländern nach Babylon holten und zu Zwangsarbeiten einsetzten. «Da gab es sicherlich auch eine grosse Sprachvielfalt. Sie hat aber nichts zu tun mit dem Bericht des Mose, der die Sprachverwirrung als Strafe Gottes für menschliche Überheblichkeit bezeichnete», so van der Veen.
Geschichte in der Bibel:
Der babylonische Turm
Datum: 24.02.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Geo / Idea.de