500 Jahre nach Calvin

Genf will am 10. Februar das Kreuz verbieten

Das Genfer Parlament hat entschieden: Kantonale Angestellte sollen keine Kreuze, Kopftücher oder Kippas tragen. Aufgrund des grossen Widerstands kann nun die Bevölkerung am 10. Februar darüber befinden. Und das ausgerechnet im Kanton des Reformators Calvin, der für seinen mutigen Kampf für den Glauben und die Genfer-Übersetzung berühmt geworden ist.
Genf

Das «Laizitätsgesetz» sorgte für heftige Debatten. Gleich vier Gruppierungen ergriffen umgehend das Referendum, um das Thema nun zur Abstimmung zu bringen. Wird dem Parlamentswillen zugestimmt, dürfen Kantons-Angestellte und Volksvertreter (deshalb gehört eine islamische Parlamentarierin zu den entschiedensten Gegnerinnen) während ihrer Arbeit keine sichtbaren Kreuze, Kopftücher oder Kippas mehr tragen.

Sofort ergriffen die linken Parteien, Feministinnen, Gewerkschaften und Islam-Vertreter das Referendum, weil sie darin den Versuch sahen, dass religiöse Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt werden. Unter anderem protestiert die Grünen-Politikerin Sabrine Tiguemounine. Sie sitzt im Stadtparlament von Meyrin und sagt, dass sie mitsamt ihrem Kopftuch gewählt worden sei.

Religiöse Veranstaltungen vor Schwierigkeiten

Auch religiöse Kundgebungen im öffentlichen Raum würden verboten. Selbst bei einem «Ja» wären die neuen Paragraphen noch nicht in Stein gemeisselt: Gleich mehrere Beschwerden gegen das neue Gesetz sind eingegangen und würden im Falle einer Annahme die Juristen beschäftigen.

Dies 500 Jahre nach Calvin, dem Reformator, der Genf damals prägte. Und dem Kanton, der unter anderem auch für die namensgebende Genfer-Übersetzung bekannt ist.

Reformierte nicht dagegen

Blaise Menu, Vorsteher der Genfer Pfarrer, erklärte im SRF, dass das Laizitätsgesetz von 1907 hart für die Kirche gewesen sei, diese habe dadurch die Staatsgelder und ihren Status verloren. Doch im Rückblick habe die Laizität die Kirche geöffnet. Nun würden sich auch andere Religionsgemeinschaften öffnen müssen, so Menu.

Die Debatte ist so oder so nach dem 10. Februar noch lange nicht abgeschlossen.

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Datum: 08.02.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / NZZ / SRF

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