Was kommt nach Donald Trump?
Die Chancen dafür sind eigentlich gut, denn Christen könnten jesusmässig vorangehen und Situationen gegen den erwartbaren Strich bürsten. Brücken bauen, wo nur Polarisierung herrscht. Kompromisse vorschlagen, wo Maximalforderungen und Feindbilder gute Wege verhindern. Beten statt verbal draufhauen.
Aber ob das so kommen wird?
Die letzten Wochen haben selbst hier bei uns gezeigt, dass die US-Wahl enorm polarisiert. Als Verleger der SCM-Verlagsgruppe haben verschiedenste Interessierte mir nahezulegen versucht, was keinesfalls geht – und wozu wir unbedingt etwas sagen müssten. Ich verstehe das gut – gerade, wenn Vorletztes wie eine Wahl geistlich überhöht und zur Schicksalsfrage erklärt wird. Unser Schicksal, so verstehe ich es aus der Bibel, liegt immer noch in Gottes Hand – und da liegt es gut.
Probleme auf beiden Seiten
Ich sehe Probleme auf beiden Seiten der extrem polarisierten Diskussion – hier genauso wie in den USA. Ich glaube, jeder, der das Leben liebt und selbst Kinder und Enkel hat, kann nur gegen Abtreibung sein – eine grosse wichtige Frage, die gerade wir Deutschen nicht verharmlosen dürfen. Zugleich ist es ein Problem, wenn es in der polarisierten Diskussion am Ende immer nur noch entweder um das Leben der Mutter oder das des Kindes geht – und keiner mehr die extreme ethische Notlage verstehen will, die an dieser Frage auftauchen kann und auf die es politische Antworten geben muss. Jeder, der das Grundanliegen der anderen Seite dabei nicht verstehen will, baut keine Brücken für ein vernünftiges Miteinander schuldbeladener Menschen. Ich bin gegen Abtreibung – aber angesichts von Welthunger, Flüchtlingselend, Armut, Missbrauch und Gewalt kann dies nicht die einzige politisch relevante Fragen sein, um die es bei einer Wahl geht.
Die Hälfte der Amerikaner gehirnamputiert?
Zugleich herrschen extreme Zerrbilder - gerade auch in den mehrheitlich linksliberalen deutschen Medien. Was dort über Trump und die US-Evangelikalen berichtet wird, ist schon in sich eine sehr einseitige Blickverengung und Teil eines politischen Kampf-Szenarios. Wir müssen dringend zurückfinden zu einer differenzierten und fairen Darstellung der politischen Haltungen. Es kann nicht sein, dass rund die Hälfte der Amerikaner dümmliche Evangelikale oder naive Gehirnamputierte sind. Vielleicht steckt doch einfach mehr hinter einer Haltung, die hier nicht sofort populär ist? Ich vermisse bei uns den Willen zu einer fairen Darstellung und neutralen Berichterstattung, die eine eigene Meinung möglich macht – nicht ähnlich manipulativ selektive Wirklichkeiten vorführt, wie man es den jeweiligen Gegnern ankreidet.
Neue journalistische Ethik nötig
Wir brauchen wieder ein journalistisches Normal-Null an Fairness miteinander! Auch gegen Evangelikale hierzulande! Um wichtige ethische Themen zu kämpfen, ist beiden Seiten erlaubt und muss erstmal in seinem Impetus verstanden und gewichtet werden, ehe man es in Grund und Boden verdammt.
Von daher: Wir laufen in problematische Tage. Und ich wünschte mir, dass viele Christen Vernunft und JESUS-BLICK in die Situation bringen. Dafür müssen wir dringend beten – vor allen schnellen Worten. Und dann können gerade wir Jesus-Leute mit Respekt und gutem Beispiel vorangehen: Brücken bauen, nicht zurückschlagen, Kompromisse finden, Jesus-mässiges reagieren. Ich will das versuchen – danke an alle, die da mitziehen!
Ulrich Eggers ist Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe und 1. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland
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Datum: 04.11.2020
Autor: Ulrich Eggers
Quelle: Livenet