Wie man die Bibel richtig liest

Eigentlich ist die Bibel eine ganze Bibliothek an Büchern. In ihr finden sich unterschiedliche Texte, zum Beispiel Romane, Geschichtsbücher, Gedichtbände oder philosophische Texte. Einen Zeitungsartikel liest man völlig anders als einen Roman, einen persönlichen Brief oder eine Gebrauchsanweisung. Und so hilft es auch bei der Bibel, wenn man an ihre verschiedenen Bücher unterschiedlich herangeht.

Die Bibliothek betreten

Wenn Sie die Bibel aufschlagen, machen Sie sich bewusst, welche Textart Sie vor sich haben und was Sie dazu brauchen, um sie zu erschliessen. Geht es hier mehr um Informationen oder um Bilder, die in mir etwas auslösen wollen? Muss ich mehr mit dem Markierstift arbeiten oder mit dem Herzen?

Möchten Sie zum ersten Mal in das Buch der Bücher hineinschnuppern, fangen Sie mit erzählenden Texten an, zum Beispiel mit dem Lukasevangelium. Spannend sind auch die ersten elf Kapitel des alten Testaments.

Interessieren Sie sich für die Geschichte Israels, lässt sich in den Büchern Samuel besonders leicht einsteigen.

Suchen Sie eine Hilfe, wie man beten kann? Dann schlagen Sie die Psalmen auf. In den Liedern und Gebeten findet sich sicher etwas, das auf Ihre aktuelle Situation passt.

Die Texte entschlüsseln

Viele Menschen berichten, dass sie die Bibel persönlich berührt oder etwas in ihnen ausgelöst hat. Dass die Worte Trost spenden, Kraft geben oder dass sie dadurch plötzlich etwas verstanden haben.

Geben Sie den Texten die Möglichkeit, ihre Wirkung zu entfalten. Lesen Sie lieber nur ein paar Zeilen oder einen Abschnitt und denken Sie dann darüber nach, was das für Sie und Ihr Leben bedeuten könnte. Bitten Sie Gott, dass er sich durch die Texte offenbart. Entschlüsseln Sie die Bilder, mit denen die Bibel oft spricht. Was bedeutet es, dass Gott als «Fels» beschrieben wird oder als «Hirte»?

Nicht aufgeben

Die Bibel ist ein Buch, das man sein Leben lang lesen und dabei immer etwas Neues entdecken kann. Wenn Sie manches nicht auf Anhieb begreifen, versuchen Sie das erst mal stehen zu lassen oder fragen Sie jemanden, der sich besser mit der Bibel auskennt.

Tatsächlich sind uns manche religiöse Praktiken wie das Opferwesen fremd geworden. Und manche antike Vorstellungen wie Sklavenhandel oder die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sind überholt. Versuchen Sie lieber in den Texten zu entdecken, wo die frohe Botschaft der Bibel Sie und Ihr Leben heute trifft.

Das Wort lebendig werden lassen

Die Kernfragen des Glaubens sind heute wie damals dieselben: Worauf kann ich mich wirklich verlassen? Was gibt meinem Leben Sinn und Halt? Darauf hat die Bibel Antworten. Nicht in Form einer Sachinformation, sondern als Einladung, das eigene Leben im Vertrauen auf Gott zu führen und sich in allen Dingen auf ihn zu verlassen. Wer diese Einladung annimmt, wird die befreiende und froh machende Wirkung der biblischen Botschaft entdecken.