Kolumne von Sam Urech

Bitte geben Sie endlich auf!

Um uns tobt ein hässlicher Krieg. Grund zur Panik gibt es gemäss unserem Kolumnisten Sam Urech aber nur, wenn man diesen Krieg selbst gewinnen will.
Sam Urech (Bild: zVg)

Klingt wie ein Schauermärchen, was jetzt kommt. Aber ich glaube, dass schlimmste irdische Kämpfe noch immer harmloser sind als das, was um uns in der geistlichen Welt tobt.

Das Verrückteste an diesem geistlichen Krieg ist, dass der Gegner seit 2000 Jahren besiegt ist und längst keine Macht mehr hätte. Aber leider hole ich meinen ärgsten Feind immer wieder selbst zurück ins Rennen und schenke ihm neue Munition.

Wie bitte? Etwa weil ich beim Schaufenster mit der Unterwäsche-Werbung nicht sofort weggucke? Weil ich mich mit anderen vergleiche und neidisch bin? Ach, wir lenken uns so gerne mit der Bekämpfung von Symptomen ab. Es geht meines Erachtens viel tiefer: um unsere Identität, die wir verdrängen. Später mehr dazu.

Bin ich zu geistlich unterwegs?

«Du sollst nicht immer alles so geistlich sehen», höre ich hin und wieder in Diskussionen. Vielen Dank für den Tipp! Aber ich schätze die Gefahr grösser ein, den geistlichen Kampf zu wenig zu beachten – als die mögliche Gefahr, ihn zu sehr wahrzunehmen. Denn wenn ich ihn nicht sehen will, habe ich längst verloren.

Was heisst das? Sterbe ich auf der Stelle? Kaum. Vielleicht passiert gar nichts Sichtbares. Oder sogar vermeintlich Gutes: Beförderung im Job, neue Freundschaften, neue Chancen. Wenn uns der Teufel nicht zu üblen Fehltritten verführen kann, versucht er uns abzulenken. Und zu beruhigen.

Sofern ich das beurteilen darf, ist dies bei vielen Schweizer Christen Satans Lieblingstaktik. Weil wir sofort auf die Knie sinken würden, wenn wir diesen Kampf sähen. Ja, wir müssten uns Hilfe holen – und das gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Darum lieber die Christen schön einspannen und sie glauben lassen, da wäre gar nichts umkämpft. Oder noch effektiver: sie mit der Bekämpfung ihrer eigenen Fehler beschäftigen.

Abgelenkt auf Nebenschauplätzen

Was passiert dann? Wir konzentrieren uns auf Symptome. Wir lassen die ganze Kleingruppe dafür beten, dass wir keine Pornos gucken. Wir kasteien uns selbst, wenn es doch passiert und bitten hundertfach um Vergebung.

Das wiederum kann unsere Sicht vernebeln und plötzlich kämpfen wir in Eigenregie nur noch auf Nebenschauplätzen und übersehen den grossen Krieg um uns – was zu weiteren krachenden Niederlagen führt.

Was wäre also sinnvoller? Fragen Sie Gott oder den Theologen Ihres Vertrauens. Für mich bin ich zu dieser Antwort gekommen: Ich will nicht mehr selbst kämpfen, nicht mehr auf meine eigene Gerechtigkeit bauen. Ich will mir stattdessen jeden Tag aufs Neue überlegen, wer ich bin.

Ich bin ein Kind Gottes, das hoffnungslos verloren wäre, wenn es Jesus Christus nicht gerettet hätte. Aber er hat mich gerettet! Wer oder was auch immer gegen mich kämpfen will, kämpft darum nicht gegen mich, sondern gegen Jesus Christus. Und gegen Jesus hat keine Macht nur den Hauch einer Chance.

Die grösste Kraft des Universums

Ich besiege die Sünde nicht mit guten Vorsätzen oder Disziplin, sondern mit der Gewissheit, dass die Sünde gar keine Autorität mehr hat. Warum also sollte ich mich von ihr bedrohen lassen und sie in den Fokus rücken? Ein Irrsinn!

Aber was heisst das konkret? Wie lasse ich Gott für mich kämpfen? Wenn die Sünde anklopft, rufe ich mir in Erinnerung, wer ich bin. Keine Panik, kein Eifer. Einfach nur überlegen, wer ich bin.

Ich bin Gottes Kind und in mir lebt die grösste Kraft des Universums. Für diese Kraft ist es ein Leichtes, mich vor jedem Angriff zu schützen. Es wird für diese Kraft nur dann unmöglich, wenn ich mich lieber selbst in den Kampf stürze.

Zum Autor

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne.

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Datum: 12.11.2020
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet

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