Allah und der liebende Gott der Bibel
Bibel: Gott ist Liebe und handelt aus Liebe
Im Vergleich zur Bibel fällt auf, dass der Koran zwar von der Gnade und Barmherzigkeit, ja auch von der Liebe Gottes spricht, dass aber diese Liebe weder das Wesen Gottes beschreibt noch das Zentrum der koranischen Botschaft darstellt. Das Zentrum der koranischen Botschaft ist vielmehr das Bekenntnis zur Einzigartigkeit und Einheit Gottes (arab. tauhîd) sowie seiner Allmacht und Stärke.
Obwohl der Koran den Begriff «Liebe» benutzt unterscheiden sich seine Bedeutung und Tragweite in Bibel und Koran grundlegend voneinander. Wenn in vielen verschiedenen biblischen Büchern betont wird, dass Gott nicht nur Liebe schenkt oder liebevoll handelt, sondern er selbst Liebe ist (1. Johannes 4,8.16), ein «Gott der Liebe» (2. Korinter 13,11), dann geht die Tragweite dieser Botschaft weit über den koranischen Ansatz der Liebe Gottes hinaus.
Die Liebe zu seinen Geschöpfen existiert für Gott, wie er in der Bibel beschrieben wird, nicht etwa in der Theorie. Die Liebe war Beweggrund und Motor für sein Handeln in der Geschichte, die ihren Höhpunkt fand in der Sendung seines Sohnes Jesus Christus. Denn «so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab ...» (Johannes 3,16). Der menschgewordene Gottessohn Jesus war ebenso wie sein Vater die Verkörperung der Liebe, «die Liebe Gottes unter uns» (1. Johannes 4,9). Weil Gott selbst Liebe ist, geht alle Liebe von Gott aus: «Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben, denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott» (1. Johannes 4,7). Alle Beziehungen der Menschen untereinander und ihre Be-ziehung zu Gott sollen von Liebe geprägt sein.
Lieb-lose Opfer sind wertlos
Das grösste Opfer und die selbstloseste Tat gelten vor Gott als nichtig, wenn ihr Beweggrund nicht die Liebe zu Gott und dem Nächsten war. Das «Hohelied der Liebe» in 1. Korinter 13,1-3 beschreibt dies besonders eindrücklich: «Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und liesse meinen Leib brennen und hätte die Liebe nicht, so wär mir's nichts nütze» (1. Korinther 13,1-3).
Weil Gott, der Ursprung aller Liebe, den Menschen seine Liebe schenkt, ist der Mensch in der Lage, Gott und seinem Nächsten seinerseits Liebe zu erweisen. Schon das erste der Zehn Gebote enthält diese Verpflichtung zur Liebe: «Du sollst Gott, den Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzer Kraft ... Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (5. Mose 6,5 und 3. Mose 19,18, zitiert in Matthäus 22,37-39).
«Lass dich nicht vom Bösen überwinden»
Daher sollen das Wesen der Ehe und Familie, der Gemeinde und letztlich die Beziehungen zu allen Menschen bis hin zu den Feinden von Liebe geprägt sein. Wenn der Koran auch durchaus den Wert der Versöhnung zwischen verfeindeten Parteien hochschätzt, so gibt er doch keinen Hinweis darauf, dass die Liebe gerade dort regieren soll, wo es um das Verzeihen einer bösen Tat eines Feindes geht. Ganz anders Paulus im Römerbrief: «Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor ... Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen, segnet, und flucht nicht ... Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann ... Vielmehr, wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, hat er Durst, gib ihm zu trinken ... Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem» (Römer 12,9.13f.17.20f).
Opfer aus Liebe ist dem Koran fremd
Auch der vor allem im Neuen Testament immer wieder geäusserte Gedanke, dass sich Liebe besonders dort ausdrückt, wo Opfer gefordert sind, ist dem Koran unbekannt. Im Neuen Testament begegnet uns dieser Opfergedanke natürlich insbesondere im Zusammenhang mit dem Tod Jesu (Johannes 3,16), aber auch allgemein: «Niemand hat grössere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde» (Johannes 15,13). Dass das aufopferungsvolle Denken und Handeln für andere, das das neutestamentliche Gemeindeleben und das Miteinander in der Ehe und Familie kennzeichnen soll (Epheser 5), ein Liebesbeweis ist («Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe»; Johannes 15,12), das ist einzigartiges biblisches Gedankengut, das ebenfalls nicht im Koran zu finden ist.
Gott beweist seine Liebe am Kreuz
Das Alte und insbesondere das Neue Testament betonen mehrfach, dass der Motor für das Handeln Gottes mit den Menschen seine Liebe ist, die ihn zum Retten, zum Erinnern an seine Gebote durch seine Propheten und schliesslich zum Senden seines Sohnes veranlasst. Höhepunkt der Liebe Gottes ist die Kreuzigung, denn sie ist der Ausdruck des grössten Opfers, das Gott für die Menschen bringen konnte. Gott liefert sich durch Jesus seinen Feinden aus, er gibt sich selbst hin, um Erlösung zu ermöglichen. Das Handeln Gottes entspringt seiner Liebe für die Menschen, und zwar noch bevor sie etwas für Gott erbracht hätten oder ihn verehrten. Weil Gott seinen Sohn für Menschen gegeben hat, kann auch der Mensch wieder auf diese Liebe antworten und das tun, was Gott in seiner Liebe angeordnet hat.
Diesen umfassenden Liebesbegriff, der das Sorgen für andere, den Dienst und das Opfer am Nächsten, ja sogar die Liebe des Feindes bis zum Tod miteinschliesst, kennt tatsächlich nur die Bibel, auch wenn der Koran die Begriffe Liebe und Barmherzigkeit an vielen Stellen verwendet.
Weiterführende Links:
www.islaminstitut.de
www.lausannerbewegung.de
Bücher zum Thema:
Kurt Beutler: Warum gewisse Dinge schief laufen
Swislam - Islam in der Schweiz
Datum: 06.08.2011
Autor: Dr. Christine Schirrmacher
Quelle: Jesus.ch