Wachsende Spannungen

Christen im Sudan fürchten um ihre Zukunft

Menschen im Sudan
Seit Mitte April kämpfen Armee und Milizen um die Macht im Sudan. Die Christen im Land rufen zum Gebet auf, da sie befürchten, dass islamistische Extremisten den wachsenden Konflikt und die Instabilität im Land ausnutzen könnten.

Der Sudan befindet sich in einem erbitterten Machtkampf zwischen der regulären Armee unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), an deren Spitze General Mohamed Hamdan Dagalo steht. Nach Angaben von Open Doors befürchten die zwei Millionen Christen des Landes, dass islamistische Extremisten das derzeitige Chaos nutzen könnten, um eine verheerende Rückkehr zur strengen Scharia herbeizuführen. Die Warnung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Hunderte ausländischer Diplomaten aus den USA, Grossbritannien und anderen Ländern am Sonntag nach einer Woche der Kämpfe evakuiert wurden.

Kurz vor dem Zusammenbruch?

Fikiru Mehari, Open Doors-Experte für die Region Ostafrika, warnte, dass der Zusammenbruch des Landes «unsägliches Leid» für die Menschen im Sudan verursachen werde. Die Menschen im Sudan lebten in einem Zustand der «Verwirrung» über die Zukunft des Landes. «Kirchenführer, mit denen ich spreche, rufen alle zum Gebet auf», so Mehari. «Viele befürchten, dass der Sudan kurz vor dem Zusammenbruch steht. Aus diesem Chaos heraus könnten islamistische Extremisten aufsteigen und eine strenge Scharia einführen.»

«Das wäre für die Christen tödlich»

Mehari fürchtet um die Christen, egal welche Seite den Konflikt gewinnt. «Als Diktator Omar al-Bashir gestürzt wurde, versprach man uns eine Übergangsregierung mit anschliessenden Wahlen. Das gab uns Hoffnung, denn die Verfolgung von Christen begann abzunehmen. Das hielt jedoch nicht lange an, und ich sehe nicht, dass einer der beiden Führer dem Land die Freiheiten bietet, die uns versprochen wurden», so Mehari. «Unsere grösste Sorge ist, dass die islamistischen Extremisten das Chaos ausnutzen werden, um den Sudan zu den strengen islamischen Scharia-Gesetzen zurückzuführen – mit dem Versprechen, dass dies Frieden und Stabilität bringen wird. Für die Christen und viele andere wird dies unsägliches Leid bedeuten.»

Die US-Menschenrechtsanwältin Jehanne Henry, die den Sudan seit Jahren beobachtet, beschreibt laut «20 Minuten» mehrere düstere Szenarien: Wenn die Armee gewinnt, «werden Al-Burhan und seine Kumpanen die Islamisten des alten Regimes wieder einsetzen» und den internationalen Druck ignorieren, wie sie es während des jahrzehntelangen internationalen Embargos gegen Al-Baschirs Herrschaft getan hätten.

Einen Sieg der Paramilitärs hält die Juristin für weniger wahrscheinlich. Die Miliz «könnte den Konflikt in die Länge ziehen, indem sie sich mit anderen bewaffneten Gruppen in entfernten Provinzen verbündet».

Flüchtlingsbewegung nach Südsudan befürchtet

Die Hilfsorganisation Christian Aid ist im benachbarten Südsudan in Alarmbereitschaft, da sie befürchtet, dass der Konflikt Flüchtlinge aus dem Sudan über die Grenze treiben wird. James Wani, der Landesdirektor von Christian Aid im Südsudan, sagte: «Der Südsudan befindet sich bereits in einer schweren Nahrungsmittelnotlage. Es besteht ein erheblicher Mangel an humanitären Ressourcen. Wenn der Konflikt im Sudan nicht bald aufhört und Flüchtlinge in grosser Zahl die Grenze überqueren, wird dies die bereits bestehende humanitäre Krise noch verschärfen.»

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Datum: 28.04.2023
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times

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