Sparen statt Beten?

Dänischer Gebetstag gestrichen

Dänische Nationalfahne
Gerade hat Dänemark seinen «store bededag» gestrichen – den grossen Gebetstag. Warum verschwinden diese christlichen Feiertage in immer mehr Staaten aus dem Kalender?

Am 5. Mai 2023 feierte Dänemark seinen vorerst letzten «Grossen Gebetstag». 1686 wurden die verschiedenen Gebets- und Fastentage der dänischen Kirche auf den vierten Freitag nach Ostern gebündelt und dort jeweils als arbeitsfreier Feiertag begangen. Nun beschloss das dänische Parlament, diese Feiertagsregelung aufzuheben.

Damit folgt die skandinavische Republik dem deutschen Vorbild – hier wurde der Buss- und Bettag 1994 grossteils aufgehoben. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist von solchen Streichungen nicht berührt, weil er an keinem Werktag begangen wird. In Dänemark und darüber hinaus werden diese Abschaffungen christlicher Feiertage von den Kirchen mehrheitlich kritisch gesehen.

Es geht ums Geld

Schon vor knapp 30 Jahren in Deutschland ging es beim Streichen des Buss- und Bettages ums Geld. Damals sollten die finanziellen Belastungen der Arbeitgeber für die gerade eingeführte Pflegeversicherung durch einen zusätzlichen Arbeitstag minimiert werden. Obwohl der Finanzausgleich durch diesen Tag längst nicht mehr gegeben ist und es zu Beginn erheblichen Widerstand gab, wird das Thema seit Jahren nicht mehr diskutiert. Einzig im Bundesland Sachsen ist der Buss- und Bettag noch ein gesetzlicher Feiertag.

Dem dänischen Folketing ging es ebenfalls um Finanzen. Der zusätzliche Arbeitstag soll über Steuermehreinnahmen höhere Ausgaben zum Beispiel für die Rüstung mitfinanzieren. Kirchen und Gewerkschaften sammelten zwar 475'000 Unterschriften gegen das Vorhaben, doch am 28. Februar wurde der Feiertag mit der Mehrheit der drei Regierungsparteien aufgehoben.

Es geht ums Staatsverständnis

In einem Kommentar im Medienmagazin PRO kritisiert Martin Schlorke diese Entscheidung. Er räumt ein, dass das Sicherheitsbedürfnis der Dänen verständlich sei, der Verzicht auf einen offiziellen Gebetstag allerdings «ein trauriges Zeichen» wäre. Riten wie diesen Feiertag hält er für spirituell wichtig und sinngebend. «Dafür spielt es auch maximal nur eine untergeordnete Rolle, wie viele Dänen den Tag tatsächlich zu mehr oder intensiverem Gebet nutzen», urteilt er und hält fest, dass der dänische Folketing für ihn das falsches Zeichen setze: «Gebet ist verzichtbar.»

Interessanterweise erwartet er damit vom Staat, der in Dänemark wie in den meisten anderen europäischen Ländern religiös-weltanschaulich neutral sein soll, eine aktivere christliche Grundhaltung als von der Kirche. Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet diesen kirchlichen Feiertag als Gegenfinanzierung für Löcher im Staatshaushalt zu verwenden, aber sollte der Staat tatsächlich den Wert des Gebets besonders schätzen, während Christinnen und Christen den freien Tag in erster Linie für Familienfeiern, Ausflüge und Kurzurlaube nutzen?

Es geht um konstruktive christliche Angebote

Busse und Gebet sind keine modern klingenden Begriffe. Sie passen nur schwer in eine moderne Gesellschaft, doch zu allen Zeiten gab es in Krisenzeiten das Bedürfnis in Gesellschaft und Politik, umzukehren – manchmal auch sehr überraschend. So war die Bussbewegung im biblischen Buch Jona so ziemlich das letzte, was der Prophet damals von den Menschen in Ninive erwartet hatte, doch: «Da glaubten die Einwohner von Ninive an Gott. Sie beschlossen zu fasten, und alle, von den einflussreichsten bis zu den einfachen Leuten, zogen als Zeichen ihrer Reue Kleider aus grobem Stoff an.» (Jona, Kapitel 3, Vers 5)

Ob Christinnen und Christen in ihrem Anliegen für gesellschaftliche Veränderung und christliche Werte ernster genommen werden, wenn sie fürs Beten keinen allgemein verordneten Feiertag mehr in Anspruch nehmen? In Deutschland stellten etliche Gebetsleiter nach Abschaffung des Buss- und Bettags als Feiertag jedenfalls fest: «Das ist richtig so. Wenn wir als Kirche solche Tage nicht zum Beten nutzen, dann können wir sie genauso gut dem Staat zurückgeben.» Dabei geht es natürlich nicht darum, Gebetstage zu streichen, sondern im Gegenteil, Zeit zum Beten einzusetzen.

Zum Thema:
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Datum: 10.05.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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