Spenden als sinnvolle Investition
Wenn Sie in der Vorweihnachtszeit zum Briefkasten gehen, dann holen Sie mehr Post heraus als sonst. Werbung für die Weihnachtseinkäufe, Grüsse zum Jahresende und natürlich Spendenaufrufe. Ab jetzt kommen sie regelmässig. Wenn Sie nun zu dem Schluss kommen, dass es alle auf Ihr Geld abgesehen haben – sogar die Kirchen und christlichen Werke –, und diese Briefe in der grossen Tonne neben der Haustür entsorgen, dann werden Sie allerdings nicht nur Papier los, sondern auch wunderbare Möglichkeiten, in sinnvolle Projekte zu investieren. Tatsächlich bietet das Spenden viele Chancen.
Eine Frage der Perspektive
Alles beginnt mit der Perspektive, die wir zum Geld haben: Ist es meines, das ich festhalten und vermehren muss? Oder ist etwas dran am biblischen Gedanken, den der Prophet Haggai so formuliert hat: «Mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der Herr der Heerscharen.» Wenn es mein Besitz ist, dann scheint der Schluss naheliegend, alles festzuhalten, was geht, weil man sonst selbst zu wenig hat. Das ist eine sehr naheliegende Perspektive und sie wird auch durch die allgemeine Nachrichtenlage unterstützt. Der Wirtschaft scheint es so schlecht zu gehen wie noch nie und die Zukunftsaussichten werden immer trüber. Für die meisten Menschen in unseren Breiten ist dies jedoch eher eine Nachricht oder ein Glaubenssatz als die reale tägliche Erfahrung.
Doch die Idee der Bibel ist, dass Geld durchaus eine geistliche Komponente hat, dass es letztlich Gott gehört. Könnte es das eigene Denken oder sogar die eigene finanzielle Situation entspannen, wenn Christen erkennen, dass Gott sich um Themen wie Versorgung und Sicherheit kümmert und sie das gar nicht müssen? Weil sie es nicht können? Wenn klar ist, dass Gott versorgt und niemand «durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen» kann (Matthäus, Kapitel 6, Vers 27), dann bekommt Geld einen anderen Stellenwert. Dann bleibt es sinnvoll, ausreichend zu verdienen. Und gleichzeitig entsteht die Frage: Wie kann ich mit diesem Geld etwas Sinnvolles tun?
Geld – ein gutes Tool
Solche Gedanken haben Verwandlungspotenzial. Sie geben dem Geld nämlich den Stellenwert, den es verdient. Damit ist es nicht länger erstrebenswertes Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck. Spannenderweise ist das nicht nur für christlich geprägte Menschen interessant. Der Finanzcoach Bodo Schäfer («Der Weg zur finanziellen Freiheit. Ihre erste Million in 7 Jahren») unterstreicht in seinen Ratschlägen zum Reichwerden immer wieder, dass nur derjenige wohlhabend werden kann, der sich auf den Sinn seines Lebens fokussiert, zum Beispiel darauf, anderen Menschen einen Nutzen zu stiften. In seinem Kontext hört es sich so an wie: Gib, damit du selbst noch mehr bekommst. Dieser Zusammenhang ist wieder fragwürdig, aber in jedem Fall ist es interessant, dass ein Ratgeber zum Geldverdienen damit beginnt, es weiterzugeben.
Ein eher mechanisches Geldverständnis haben auch viele Christen, die meinen, wenn sie «den Zehnten» geben würden, dann wäre Gott verpflichtet, ihnen die eigenen finanziellen Wünsche zu erfüllen. Auch das ist eher fragwürdig, aber noch einmal: Geld wird etwas ganz Besonderes, wenn es normal bleibt, ein Tauschgegenstand, eine Sache, dann wird es ein gutes Werkzeug, um Sinnvolles tun zu können, Menschen zu helfen und Nutzen zu stiften.
Weggeben – nicht investieren
Manchmal ist es dabei gut, nicht zu stark auf diesen Nutzen zu schauen. Sind 100 Franken oder Euro besser investiert, wenn davon zwölf Bibeln gekauft werden oder zwei Paar Schuhe für die Kinder einer Missionarsfamilie? Wer anfängt, dies genau aufzurechnen, der verliert jede Leichtigkeit beim Geben. Immer wieder berührt Gott Menschen und zeigt ihnen: «Gib hier etwas!» Dann geht es in erster Linie darum, etwas zu geben – das hilft bestimmt den Empfängern, aber es hilft in erster Linie den Gebenden. Es ändert ihr Herz. Es schafft eine grosszügige Haltung. Und es stellt das Spenden nicht in den Mittelpunkt. «Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen ist», erklärt Jesus dazu in der Bergpredigt.
Investieren – nicht weggeben
Doch der andere Aspekt ist genauso wichtig: Nicht einfach zu geben, sondern auf den Nutzen zu schauen. Immer wieder wird in der Bibel das Bild von Baustellen bemüht und es ist klar, dass diese Bauarbeiten am Reich Gottes etwas kosten, zielorientiert sein sollten und nur gemeinsam zu bewältigen sind. Es ist einfach nicht wahr, dass christliche Spendenprojekte Unsummen für Unsinniges erbetteln würden. Zum einen wird hier (leider) weniger gegeben, als es oft den Anschein hat – die gesamten Kirchensteuereinnahmen in Deutschland lagen 2022 laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft bei 12,9 Milliarden Euro – das ist deutlich weniger als der Umsatz von Aldi Süd. Und die zusätzlichen Spenden für Werke, Freikirchen und humanitäre Hilfe erhöhen das Ganze auch nicht ins Uferlose. Zum anderen sind viele Ausgaben und Spendenprojekte mehr als sinnvoll: Das reicht von diakonischen Aufgaben über Bildungsprojekte bis hin zu missionarischen Einsätzen.
Natürlich kann niemand sich um alles kümmern und für alles geben, aber wie beim Almosengeben heisst es auch hier, auf Gott zu hören, wenn er sagt: «Gib hier etwas!» Deshalb ist es sinnvoll, sich zu informieren, welche Projekte gerade welchen Bedarf haben. Und damit sind wir bei den Briefen, die Sie und ich aus dem Kasten holen und vielen anderen Spendenanfragen. Sehen Sie sie bitte nicht als «Bettelbriefe», sehen Sie sie als Möglichkeiten zur Investition in Gottes Reich. Sie können nicht überall investieren, aber Sie können sich in den Bereichen einbringen, die Sie selbst sinnvoll finden, wo Sie vielleicht schon profitiert haben. Es geht dabei nicht nur um Geld, es geht darum, dass es – sinnvoll investiert – ein echter Beitrag für Gottes Handeln in dieser Welt sein kann.
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Datum: 07.12.2023
Autor:
Hauke Burgarth
Quelle:
Livenet