Aufbruch in Kuba

Verfolgung führt zu starkem Wachstum der Kirche

Kuba öffnet sich den USA; eine neue Phase beginnt für das Land. Langsam wird auch deutlich, wie sich die Kirche in Kuba in den letzten 50 Jahren entwickelt hat. Beobachter kommen aus dem Staunen nicht heraus.
Worship in einer Gemeinde in Kuba.
Pastor Miguel
Pastor Julio: «Als Kuba durch eine Krise ging, kamen die Menschen in die Kirche.»
Pastor Francisco: «Wir haben jeden evangelisiert, der in diesem Gebiet lebt und wir hören nicht auf, bis sie zu Jesus finden.»
Pastor Nestor: «Ohne Leiden gibt es keine Herausforderung, und ohne Herausforderung keinen Sieg.»

Wenn man den Zustand der christlichen Kirche in Kuba beschreiben will, findet der TV-Sender CBN nur ein Wort: «erstaunlich». Es scheint, als wenn gerade die Schwierigkeiten und das Leid der letzten Jahrzehnte den Weg für eine Welle von Gemeindegründungen gebahnt haben.

Keine Sitzgelegenheit? Kein Problem

An einem typischen Sonntagmorgen findet man überall in Kuba Kirchen, übervoll mit Gottesdienstbesuchern. Viele kommen in Häusern zusammen, andere in Kirchen, die wie US-Gemeinden aussehen, aber in einem völlig anderen politischen Klima funktionieren.

Der Platz ist in vielen Gemeinden das grösste Problem. Unter den gegenwärtigen Gesetzen können die Kirchen kein Land kaufen oder vergrössern. So baute zum Beispiel eine Kirche einfach mehrere Stockwerke auf ihr bestehendes Gebäude drauf. Andere drängen sich in Häuser und Wohnungen und multiplizieren sich, wenn sie zu gross werden.

Pastor «Miguel» leitet eine Gemeinde, die sich früher in einer Wohnung traf und jetzt draussen auf dem Hof zusammenkommt. «Wenn du 80 bis 100 Leute in deiner Wohnung hast, ist das schwierig. Und die Nachbarn beschweren sich», erzählt er. Dieser Druck ist ein Dauerthema unter den Kirchen in Kuba, aber es scheint, dass er auch für enormes Gemeindewachstum gesorgt hat. So sind in den letzten 20 Jahren über 16'000 evangelikale Gemeinden im Land neu entstanden.

Pastor «Nestor» und seine Frau «Rosa» Leben in einem Raum direkt über ihrer kleinen Hauskirche. Er bekennt: «Eins der Dinge, durch die wir im Glauben enorm gewachsen sind, waren die Begrenzungen und die Schwierigkeiten». An einem Sonntagmorgen oder auch an Gottesdiensten während der Woche finden nur wenige Besucher wirklich einen Stuhl. «Den Leuten hier ist es egal, wie komfortabel es ist», erklärt Rosa. «Viele haben den ganzen Tag gearbeitet und sind erschöpft, aber sie sitzen auf einem Sack voll von Steinen, einem kleinen Schemel, oder sie stehen den ganzen Gottesdienst, das ist ihnen egal.»

Hauskirchen-Explosion

Leiter der Kirche in Kuba bestätigen, dass die Ereignisse nach dem Fall der Sowjetunion in den frühen 90er-Jahren zu der gegenwärtigen Explosion von Gemeindegründungen geführt haben. «Als die Regierung in Russland zusammenbrach, ging Kuba durch eine Krise, und die Menschen kamen in die Kirchen auf der Suche nach Hoffnung», berichtet Pastor «Julio». Zur gleichen Zeit beendete die Regierung ihre atheistische Philosophie, die die Existenz Gottes leugnete. Sie erklärte sich stattdessen zu einem säkularen Staat. Das führte dazu, dass eine ganze Generation ihren bisherigen «Glauben» in Frage stellte. Während dieser Zeit sagte ein Regierungsbeamter gegenüber Baptisten, dass die Regierung den Bau neuer Kirchengebäude nicht bewilligen könnte; stattdessen schlug er vor, dass die Gläubigen sich in Häusern treffen sollten. Diese beiläufige Bemerkung führte zu einer Hauskirchenbewegung, die viele mit der Kirchengeschichte verglichen haben, die in der Apostelgeschichte beschrieben ist.

Pastor Francisco ist einer von tausenden von kubanischen Hauskirchen-Pastoren, die mit grosser Leidenschaft Jesus nachfolgen. Er fand zum Glauben, nachdem er drei Jahre lang Träume über Jesus gehabt hatte. Heute leitet er eine kleine Quartiergemeinde, die sich dreimal in der Woche trifft. «Wir haben jeden evangelisiert, der in diesem Gebiet lebt, und haben in jedes Haus ein neues Testament gebracht», berichtet er. «Wir können nicht aufhören – wir werden nicht aufhören – denn selbst wenn sie den Herrn nicht beim ersten, zweiten, dritten oder vierten Mal annehmen – wir hören nicht auf, bis sie zu Jesus finden.» 

Sieg durch Schwierigkeiten

Das Wachstum der Gemeinde in Kuba ist noch erstaunlicher, wenn man die Armut des Landes in Betracht zieht. Der monatliche Lohn der Regierung beträgt 20 Dollar, und Berufstätige verdienen in der Regel weniger als 50 Dollar im Monat. Dennoch sind die Kirchen in Kuba bekannt für ihre Grosszügigkeit und ihre Bereitschaft, für das Evangelium Opfer zu bringen. «Was wir haben, möchten wir mit anderen teilen», sagt Francisco. «Was wir haben, nicht was wir übrig haben.»

Ein weiteres Hindernis für die Kirchen in Kuba ist der geistliche Kampf gegen die «Santeria». Santeria ist ein Glaubenssystem, gemischt aus westafrikanischen Riten, Religionen und Katholizismus. Es ist bekannt für seine Rituale und Zeremonien. Pastor Francisco hat in seiner unmittelbaren Nachbarschaft diesen Widerstand erlebt. Eines Sonntagmorgens stand eine Gruppe von Santeria-Gläubigen direkt ausserhalb ihrer Gemeinde und begann, mit ihren Trommeln Lärm zu machen. «Das war ein geistlicher Angriff», erinnert sich Nestor. «Als Gemeinde fingen wir einfach an zu beten; wir beteten um Regen, und plötzlich gab es einen Donnerschlag, und sie verschwanden.»

Im Grossen und Ganzen sagen Gemeindeleiter in Kuba heute, dass die Regeln und Einschränkungen weniger streng gehandhabt werden. Es ist einfacher, ausserhalb der Kirche zu evangelisieren, und die Gemeinden erhalten mehr Bewilligungen für besondere Anlässe.

Aber immer noch können die meisten Gemeinden nicht ausbauen oder Land kaufen. Sie dürfen keine christlichen Radio- oder Fernsehsendungen ausstrahlen. Sie müssen auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld leben. In Pastor Nestors Gemeinde müssen Umbauarbeiten auf unbestimmte Zeit liegen bleiben, bis die Kirche den dringend nötigen Zement kaufen kann. «Manchmal gibt es keine Herausforderung ohne Leiden», sagt Pastor Nestor. «Und ohne diese Herausforderung gibt es keinen Sieg.»

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Datum: 11.09.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN News

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